Genau rechtzeitig zur Weltmeisterschaft kam Titelverteidiger Robert Batkowski in Form und sicherte mit der Bestzeit im entscheidenden Lauf den Mannschaftstitel für das Team Österreich I. Die Basis für den Sieg hatte Melanie Batkowski, Roberts erst 15-jährige Schwester gelegt, die in ihrem Lauf ebenfalls Bestzeit erzielte. Lediglich den Polen Laszczak/Waniczek geschlagen geben mussten sich Reinhard Beer/Herbert Kögl. So ging der zweite Mannschaft-Weltmeisterstitel (nach Stein/Enns 2001) in der Geschichte des Naturbahnsports an Österreich. Gefahren werden jeweils ein Durchgang von Doppelsitzern, Damen und Herren.

Hansjörg Schneebauer, Mannschaftsführer der in der heurigen Saison nicht gerade erfolgsverwöhnten Österreicher Herren, konnte – oder wollte – das Rezept zum Comeback des rot-weiß-roten Teams nicht erklären: „Es gab eine ernsthafte Aussprache und teilweise neues Material, aber daran alleine wird es nicht gelegen sein. Das meiste spielt sich im Kopf ab, manchmal machen neue Schuhe plötzlich eine Veränderung aus. Aber wie auch immer, für die kommenden beiden Tage bringt der heutige Sieg natürlich enormes Selbstvertrauen.“
Mit 15 Jahren Weltmeisterin zu sein sei ein „traumhaftes Gefühl, das ich noch gar nicht ganz realisieren kann“, meinte die jüngste der Batkowskis nach getaner Arbeit. „Ich hatte ein super Gefühl am Start und mein Lauf war super von oben bis unten, ich wollte einfach alles geben“, resümierte Melanie, die ihre Karriere beinahe wider Willen bei einem Schülerrennen mit einer Kinderrodel begann. Lediglich aus Familientradition und um den Brüdern Gesellschaft zu leisten wurde sie mit ins Auto gepackt – und gewann das Rennen. Von da an war für Melanie klar, dass sie den Rodelsport ernsthaft betreiben wollte. Bruder Robert arbeitete im Laufe der Saison verbissen an den verschiedensten Materialproblemen, die ihn und das restliche österreichische Team den ganzen Winter schon plagten: „Wir waren ständig am Tüfteln und langsam trägt die Arbeit Früchte. Vor ein paar Wochen hätte wohl keiner geglaubt, dass irgendein Batkowski in der Mannschaft stehen würde“, lachte der alte und neue Weltmeister. Der Mannschaftstitel lässt ihn auch zuversichtlich in den Einzelbewerb am Samstag und Sonntag gehen: „Man kann das ganze schon gelassener angehen, wenn man schon eine Plakette zum Umhängen hat“.

Hohe Ziele für das Doppelsitzerrennen haben auch Reinhard Beer und Herbert Kögl: „Heute hatten wir noch einige Fehler in unserem Lauf, morgen wollen wir noch einmal voll angreifen“, verspricht Herbert Kögl. Immerhin haben sie etwas gut zu machen: im heutigen Bewerb waren sie die einzigen in ihrem Weltmeister-Team, die nicht Bestzeit erzielten und damit zwei Punkte abgaben. Spannend war die Entscheidung um die Plätze zwei bis vier, denn die Teams Russland I, Italien I und Polen landeten innerhalb von nur zwei Punkten Unterschied. Die Nase vorne hatte letztendlich das russische Team mit Ekatharina Lavrentjeva, die noch nicht zu ihrer Bestform gefunden hat, aber dennoch die zweitbeste Laufzeit erzielte und die Silbermedaille absicherte. Um einen Punkt musste sich Italien, das bisher überragende Team des Winters, geschlagen geben und sich mit der Bronzemedaille zufrieden geben. „Wir sind ein starkes Team, haben heuer im Weltcup alles gewonnen, aber es war schon klar, dass Russland und Österreich starke Konkurrenten sein würden, weil sie beide eine ausgewogene Mannschaft haben“, erklärte der Seriensieger des Weltcups, Anton Blasbichler, nach dem Rennen: „Gewinnen ist nicht so leicht wie es oft aussieht und die Bahn in Latsch ist anspruchsvoll. Sie ist nicht schwierig im herkömmlichen Sinn, aber es ist schwierig einen 100% perfekten Lauf hinunter zu bringen.“ Probleme mit der WM-Bahn hat auch die Weltcup-Siegerin der heurigen Saison, Renate Gietl: „Ich will nichts auf die Bedingungen schieben, ich komme hier einfach nicht so zurecht, wie ich es gerne wollte. Das ist ein anderes Eis als ich es gerne mag und ich bin auf diese Bedingungen nicht optimal vorbereitet“. Umso glücklicher ist die 23-jährige, dass es „gleich am ersten Tag mit einer Medaille geklappt hat und das mit nur einem Punkt Vorsprung.“