„Wer weniger Steine erwischt, gewinnt“, kommentiert Sonja Steinacher (ITA) das Rennen in Unterammergau mit einem Lächeln. Sie hat gut lachen, war sie doch diejenige mit den wenigsten Steinen. „Aber man muss auf jeden Fall die Leistung der Veranstalter bewundern, hier mitten in der grünen Wiese eine fahrbare Bahn zu präparieren, war eine Wahnsinnsarbeit.“ Mit Bestzeit im ersten Lauf – der auf Grund des zu erwartenden Warmwetters bereits gestern, Freitag, ausgetragen wurde – und leichten Problemen im zweiten Durchgang erreichte Sonja Steinacher, Weltcupsiegerin der letzten Saison, ihren siebten Karrieresieg.
Weniger Glück hatte die 17 Jährige Sensationszweite von Umhausen, Marlies Wagner. Nach dem ersten Durchgang an zweiter Stelle liegend, erwischte sie im zweiten Lauf ein paar Steine zuviel: „Im Ziel waren beide Schienen kaputt, deshalb bin ich auf Rang vier zurückgefallen.“
Bestzeit und zugleich Bahnrekord bei den Damen erzielte Sandra Mariner im zweiten Durchgang und war die einzige Läuferin, die unter einer Minute blieb. Sie sicherte sich damit den zweiten Gesamtrang und die Weltcupführung. „Solange ich auf dem Stockerl bin, bin ich zufrieden. Sicher war die Bahn nicht im besten Zustand, aber bei diesem Wetter ein Rennen zu veranstalten verdient Anerkennung,“ findet auch die jobsuchende Pädagogin lobende Worte für die Veranstalter.
Auch bei den Doppelsitzern, denen auf Grund der Wetterverhältnisse ein Lauf gestrichen wurde und die Sieger in einem einzigen Wertungslauf ermittelt wurden, überwog die Freude über das abgehaltene Rennen. Herbert Kögl und Reinhard Beer, knapp um 3 Hunderstel von den österreichischen Teamkollegen Peter Lechner und Peter Braunegger geschlagen, zeigten sich versöhnlich: „Wenn die Bedingungen so sind, muss man es akzeptieren. Besser so, als eine neuerliche Absage.“
Lediglich bei den Herren machte sich Unmut breit. Aufgrund der Programmänderung wurde deren erster Lauf ebenfalls bereits heute ausgetragen, allerdings bei einsetzendem Regen und immer schlechter werdender Bahn. Gerhard Pilz (AUT), fünffacher Weltmeister und Weltcupführender überlegte nach einem völlig verpatzten Lauf und neuntem Zwischenrang sogar die Heimreise anzutreten. „Dass die Bedingungen so sind, muss man akzeptieren, die Organisatoren haben sich sicher bemüht. Aber als Sportler muss man überlegen, ob man sich das antun will. Ich möchte mir nicht zwei Wochen vor der WM alle meine Rennschienen zerstören.“ Vor dem morgigen entscheidendem zweiten Lauf liegen drei Italiener in Führung. Für diesen Durchgang (Start 10:30h) wird der Start um einige Meter nach unten verlegt, da die ersten Meter der Strecke dem Regen zum Opfer fielen.

Endstand Doppelsitzer:

1. Peter LECHNER/Peter BRAUNEGGER (AUT), 1:01.76
2. Reinhard BEER/Herbert KÖGL (AUT), 1:01.79
3. Armin MAIR/David MAIR (ITA), 1:01.92
4. Eddy PERRIN/Emanuele GIANELLI (ITA), 1:02.92
5. Thomas GRAF/Michael GRAF (ITA), 1:02.39
6. Wolfgang SCHOPF/Andreas SCHOPF (AUT), 1:02.68

Zwischenstand Weltcup Doppelsitzer:

1. Reinhard BEER/Herbert KÖGL (AUT) 185 Punkte
2. Peter LECHNER/Peter BRAUNEGGER (AUT) 160
3. Wolfgang SCHOPF/Andreas SCHOPF (AUT) 135
4. Armin MAIR/David MAIR (ITA) 130
Eddy PERRIN/Emanuele GIANNELLI 130

Endstand Damen Einsitzer:

1. Sonja STEINACHER (ITA), 1:00.49 (1), 1:00.36 (5), 2:00.85
2. Mag. Sandra MARINER (AUT), 1:01.07 (4), 0:59.85 (1), 2:00.92
3. Ekaterina LAVRENTJEVA (RUS), 1:00.85 (3), 1:00.24 (2), 2:01.09
4. Marlies WAGNER (AUT), 1:00.77 (2), 1:00.83 (9), 2:01.60
5. Ljubov PANJUTINA (RUS), 1:01.50 (6), 1:00.27 (3), 2:01.77
6. Sandra SCHOPF (AUT), 1:01.64 (8), 1:00.29 (4), 2:01.93

Zwischenstand Weltcup Damen:

1. Mag. Sandra MARINER (AUT) 185 Punkte
2. Sonja STEINACHER (ITA) 170
3. Marlies WAGNER (AUT) 145
4. Ekaterina LAVRENTJEVA (RUS) 140

„Das war eines der schwierigsten Rennen, die wir seit langem hatten“, kommentiert der Weltcup-Gesamtsieger des Vorjahres Ferdinand Hirzegger (AUT) das Rennen im bayrischen Unterammergau. In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte Schneefall eingesetzt, sodass beim ersten Lauf am Samstag und zweiten Lauf am heutigen Tag gänzlich unterschiedliche Bedingungen herrschten. Hirzegger erwischte „einen den Bedingungen entsprechend recht guten Lauf“ und belegte ex aequo mit Reinhard Gruber (ITA) den dritten Rang. „Ich bin zufrieden, denn an den Italienern führte heute ohnehin kein Weg vorbei“.
Gerhard Pilz (AUT) konnte sich im heutigen Lauf noch um vier Plätze verbessern und verteidigte mit dem fünften Gesamtrang seine Weltcupführung. Im Rennen um den Tagessieg blieben allerdings die Italiener unter sich. Der Weltcupsieger von 1995/96 und 1996/97, Anton Blasbichler erzielte in beiden Läufen Bestzeit und war auch von seinen Teamkollegen Reinhard und Martin Gruber nicht zu schlagen. Die beiden meldeten sich jedoch eindrucksvoll zurück, nachdem sie im Vorjahr etwas leiser getreten waren und man bereits vom Karriereende der Brüder Gruber sprach. Martin Gruber (25) hat in der Zwischenzeit sein Architekturstudium beendet, sein jüngerer Bruder Reinhard (23) studiert noch. „Wir sind beide sehr überrascht über diese Platzierung. Wir sind beide fast 30 Kilogramm schwerer als die meisten unserer Konkurrenten und daher bei so weichen Bahnverhältnissen mehr benachteiligt als andere. So gesehen ist es umso erfreulicher, dass wir ganz vorne mit dabei sind“, erzählt Reinhard, der sich auch in Zukunft mehr auf sein Studium konzentrieren will und sich nicht als Profisportler sieht.
Mit einem sechsten Platz egalisierte Markus Grausam (GER/24), der sich als Schlechtwetterspezialist zu entwickeln scheint, sein bestes Karriereergebnis. „Bei weichen Bahnverhältnissen, Regen und Schneefall haben andere offensichtlich mehr Probleme als ich.“ Seinen sechsten Rang vor zwei Jahren erzielte er ebenfalls bei starkem Schneefall. „Ich erwarte mir für die Zukunft noch eine weitere Steigerung. Ich profitiere jetzt schon von dem gemeinsamen Training mit den Österreichern.“

Endstand Herren Einsitzer:

1. Anton BLASBICHLER (ITA), 0:58.88 (1), 0:59.01 (1), 1:57.89
2. Martin GRUBER (ITA), 0:58.92 (2), 0:59.05 (2), 1:57.97
3. Reinhard GRUBER (ITA), 0:59.16 (3), 0:59.48 (4), 1:58.64
Ferdinand HIRZEGGER (AUT), 0:59.18 (4), 0:59.46 (3)
5. Gerhard PILZ (AUT), 0:59.77 (9), 0:59.53 (6), 1:59.30
6. Markus GRAUSAM (GER), 0:59.67 (7), 0:59.79 (7), 1:59.46
7. Gerald KALLAN (AUT), 0:59.25 (5), 1:00.22 (11), 1:59.47
8. Roland KALLAN (AUT), 0:59.52 (6), 1:00.00 (8), 1:59.52

Weltcup Zwischenstand (nach 2 von 6 Rennen):

1. Gerhard Pilz (AUT) 155 Punkte
2. Anton BLASBICHLER (ITA) 150
3. Ferdinand HIRZEGGER (AUT) 140
4. Robert BATKOWSKI (AUT) 115
5. Roland KALLAN (AUT) 102
6. Gerald KALLAN (AUT) 101


Chris Karl/Michael Unverdorben
FIL Media Service