Top-Favoritin Tatjana Hüfner bislang dort nur Neunte und Zehnte

Lake Placid (pps) Gerda Weissensteiner hieß 1993 im kanadischen Calgary die letzte Weltmeisterin, die nicht aus Deutschland kam. Nach der Italienerin, die 1994 auch noch Olympiasiegerin wurde, stand bei den Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) immer eine Vertreterin des deutschen Verbandes (BSD) ganz oben auf dem Siegerpodest. Seit dem Jahr 1999 gab es sogar acht Titelkämpfe in Folge, bei denen alle drei Medaillen an Deutschland gingen. Übrigens ebenso wie bei den Winterspielen 2002 und 2006.

Der Österreicherin Angelika Neuner blieb es 1997 im heimischen Innsbruck-Igls vorbehalten, als letzte Nicht-Deutsche mit Bronze eine Medaille zu ergattern. Da die deutschen Damen im Viessmann-Weltcup seit nunmehr 88 Rennen ungeschlagen sind, wäre alles andere als drei Medaillen bei den Damen für den deutschen Cheftrainer Norbert Loch eine kleine Sensation.

Doch die ist nicht einmal so unwahrscheinlich. Denn Lake Placid ist immer für eine Überraschung gut. Gerade auf der anspruchsvollen Bahn am Fuße des Mount van Houvenberg drangen in den letzten Jahren Rennrodlerinnen aus verschiedenen Ländern in die deutsche Phalanx ein. Dieses Kunststück gleich zwei Mal schaffte Anastasia Oberstolz-Antonova, die nach ihrer Heirat für Italien startende Russin. Und zwar bei den Viessmann-Weltcups 2003/04 (Dritte) und 2005/06 (Zweite). Allerdings ist die Ehefrau von Christian Oberstolz, Europameister im Doppelsitzer mit Patrick Gruber, seit den Winterspielen in Turin und der Geburt von Tochter Alexandra im Sommer 2007 nicht mehr aktiv.

Noch mit von der WM-Partie ist Regan Lauscher, die 2004 als Zweite für das beste Resultat aller Zeiten im Viessmann-Weltcup für Kanada sorgte. Nach langer Verletzungspause kehrte die studierte Journalistin mit Jahresbeginn in den Weltcup-Zirkus zurück, kam aber verständlicher Weise noch nicht so recht in Fahrt. „Aber Lake Placid liegt mir“, glaubt Regan Lauscher.

Auch Gastgeber USA feierte auf der Heimbahn schon Erfolge bei den Damen. Cammy Myler gewann 1991/92, Becky Wilczak fuhr im November 2001 auf den zweiten Platz. Damals aber fehlten Deutschlands Olympia-Kandidaten, die zur gleichen Zeit ihre Olympia-Qualifikation in La Plagne (Frankreich) ermittelten. Die deutsche Siegesserie rettete übrigens Sonja Wiedemann, 1999 zwar Weltmeisterin, im Olympiawinter 2001/02 aber frühzeitig in der internen Selektion gescheitert.

Bei der WM-Generalprobe im Dezember 2007 fuhr Julia Clukey auf ihrer Heimbahn auf Rang vier, im Winter 2005/06 löste die inzwischen zurückgetretene Samantha Retrosi (USA) als Vierte in Lake Placid das Olympia-Ticket. Gleich zwei fünfte Plätze (05/06 und 07/08) stehen bei Erin Hamlin zu Buche.

Top-Favoritin und Titelverteidigerin Tatjana Hüfner kann – so unwahrscheinlich es auch klingen mag – davon nur träumen. Zweimal war die zweimalige Weltmeisterin bisher in Lake Placid am Start, mehr als ein neunter und ein zehnter Platz sprangen dabei nicht heraus. „Ich will meinen Titel verteidigen“, gibt sich Tatjana Hüfner dennoch selbstbewußt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Siegesserie bei den Damen zu Ende gehe, so Deutschlands Rennrodel-Ikone Georg Hackl, sei auf Bahnen wie Sigulda in Lettland und Lake Placid am größten. „Irgendwann sind auch die deutschen Damen zu schlagen“, ergänzt Kanadas Regan Lauscher. „Vielleicht sogar schon jetzt in Lake Placid.“
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