Sigulda (RWH) Selbst eine Olympiasiegerin und Weltmeisterin ist vor einem Sturz nicht gefeit. So geschehen bei Natalie Geisenberger (Foto, links), die während des Trainingscamps der deutschen Mannschaft auf dem Eiskanal im lettischen Sigulda einen kapitalen Unfall baute. Der dabei wegen einer leichten Gehirnerschütterung erlittene „Brummschädel“ blieb der 26-Jährigen im Gedächtnis haften. Spätestens seit diesem Malheur weiß Natalie Geisenberger: „Sigulda ist eine schwere Bahn.“ Obwohl die Seriensiegerin der letzten Jahre bei der WM-Generalprobe in Lillehammer erstmals seit drei Jahren (Viessmann-Weltcup Paramonovo und gleichzeitig EM am 25. Februar 2012) einen Platz auf dem Siegerpodest verpasste, reist sie als Topfavoritin zu den 45. Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) am 14. Februar 2015 (Start 1. Lauf: 12:30 Uhr Ortszeit / 2. Lauf 14:15 Uhr Ortszeit). Die Bayerin sammelte mittlerweile schon 30 Erfolge im Viessmann-Weltcup, darunter aber gerade einmal einen Sieg in Sigulda. Und der liegt auch schon drei Jahre zurück. Trotzdem macht die Weltmeisterin von 2013 kein Hehl aus ihrem Vorhaben: „Mein Ziel ist die Titelverteidigung.“ Wie alle deutschen Olympia-Starter musste Geisenberger, die am 5. Februar ihren 27. Geburtstag feierte, im Vorjahr auf das Weltcup-Finale und die gleichzeitig ausgetragenen 45. FIL-Europameisterschaften in Sigulda wegen der Sochi-Vorbereitung verzichten. Schweren Herzens, wie sie schon im Vorjahr betonte: „Ich wäre gerne an den Start gegangen.“ Mehr Erfahrung mit dem tückischen Eislabyrinth im Baltikum weist Teamkollegin und Dauerrivalin Tatjana Hüfner auf. Vier Erfolge im Viessmann-Weltcup in Sigulda gelangen der Olympiasiegerin von 2010, die zudem 2006 Bronze und 2014 Silber gewann. Obendrein ziert die 31-Jährige mit vier Gold- und einer Silbermedaille die Spitzenposition in der ewigen Bestenliste des Weltverbandes. Den inoffiziellen Titel als „erfolgreichste WM-Teilnehmerin“ bei den Damen kann ihr derzeit keine nehmen, Hüfner sich allenfalls noch weiter verbessern. Gelassen kann auch Dajana Eitberger als aktuelle Zweite der Gesamtwertung im Viessmann-Weltcup ihrem WM-Debüt im Baltikum entgegensehen. Im Vorjahr sprang sie als EM-Dritte für die abwesenden Olympia-Starter in die Bresche. Damals siegte die US-Amerikanerin Kate Hansen, die im nacholympischen Winter ein Sabbatjahr einlegt. Auf den Weltcup-Rängen zwei bis sechs folgten vor Jahresfrist Alex Gough (CAN), Natalia Khoreva (RUS), Erin Hamlin (USA), Tatiana Ivanova (RUS) und Kimberly McRae (CAN). Auch diese Rangfolge beweist, dass die Bahn in Sigulda ihre eigenen Regeln hat. Alex Gough siegte beim FIL-Sprint Weltcup in Calgary und war bei allen ihren Starts nie schlechter als Fünfte, zuletzt Zweite in Lillehammer. Erin Hamlin, die bei den Winterspielen in Sochi als erste US-Amerikanerin eine Olympia-Medaille (Bronze) im Rennrodeln gewann, liegt in der Weltcup-Gesamtwertung vor dem WM-Auftakt auf Rang sechs. Sigulda eilt zudem der Ruf voraus, so etwas wie eine weitere Heimbahn der russischen Mannschaft zu sein. 2010 ging der Stern von Tatiana Ivanova auf, als die damals 18-Jährige überraschend EM-Gold gewann. Kurz darauf verpasste sie als Vierte in Whistler nur hauchdünn eine Olympiamedaille. Im Vorjahr schnappte ihr Natalia Khoreva EM-Gold weg. Statt sich mit dem dritten EM-Gold nach 2010 und 2012 zu schmücken, musste Ivanova (Spitzname „Schokolakova“) mit Silber vorliebnehmen. Doch ihr Erfolg beim Viessmann-Weltcup in Lillehammer rückte die 23-Jährige, die am Tag nach der WM ihren 24. Geburtstag feiert, in den Kreis der Titelkandidatinnen.

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