Von der Nebenschauspielerin zur Hauptdarstellerin
Natalie Geisenberger: Vier WM-Medaillen ohne Goldglanz
Whistler (pps) Die Rollenverteilung auf der internationalen Damen-Bühne im Rennrodeln hat sich im vorolympischen Winter geändert. Natalie Geisenberger (Foto), in den vergangenen Jahren als bedeutendste Nebenschauspielerin stets im Schatten von Titelheldin Tatjana Hüfner, stieg vor den 44. Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) im kanadischen Whistler am 1./2. Februar 2013 zur strahlenden Hauptdarstellerin auf.
„Ich bin mental stärker geworden, habe unheimlich viel Spaß und muss manchmal schon beim Fahren grinsen“, begründet die 24-Jährige den Wechsel von der Jägerin zur Gejagten. Fünf Saisonsiege stehen auf der Habenseite, hinzu kommen die überlegene Führung in der Gesamtwertung des Viessmann-Weltcups und als Draufgabe der zweite EM-Titel nach 2008. Zwar sammelte die Miesbacherin, die am 5. Februar 2013 ihren 25. Geburtstag feiert, schon vier WM-Medaillen (Silber 2008, 2009 und 2011 sowie Bronze 2012), aber Gold fehlt noch.
Gold-Glanz weisen dazu im Gegensatz alle vier WM-Medaillen von Tatjana Hüfner auf. Die Olympiasiegerin und viermalige Weltmeisterin (2007, 2008, 2011 und 2012) plagte ein Jahr von den Olympischen Winterspielen im russischen Sochi (7. bis 23. Februar 2014) eine schmerzhafte Rückenverletzung. Die 29-Jährige verzichtete deshalb auf den Viessmann-Weltcup zum Jahres-Auftakt am Königssee und stieg mit Rang zwei auf ihrer Heimbahn in Oberhof und Platz drei In Winterberg wieder ein.
„Natürlich ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Das war mein ‚zweiter‘ Saisonstart“, sagte Hüfner. Und Natalie Geisenberger, die 2010 bei Olympia Bronze gewann, meinte zur Rückkehr der Dauerrivalin: „Ich konnte in der Konkurrenz mit Tatjana Hüfner beweisen, dass die bisherigen Resultate kein Zufall waren.“
Medaillen-Kandidatinnen sind auch die Russin Tatiana Ivanova, die bei Olympia als Vierte eine Medaille nur um acht Hundertstelsekunden verpasste, und natürlich Alex Gough als größte Hoffnung von Gastgeber Kanada. Österreichs Nina Reihmayer, die vor drei Jahren überraschend Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen hatte, zeigt in diesem Winter wieder aufstrebende Form. „Whistler zählt zu meinen Lieblingsbahnen“, sagt die Tirolerin.
Das US-Team setzt auf Erin Hamlin, 2009 Überraschungs-Weltmeisterin von Lake Placid, und Julia Clukey, die nach auskurierter Verletzung im Aufwärtstrend ist. Außenseiterchancen haben noch die beiden deutschen Starterinnen Anke Wischnewski, 2010 Olympia-Fünfte, und Aileen Frisch. Das 20 Jahre alte Nachwuchs-Talent, 2012 bei den Juniorinnen Welt- und Europameisterin sowie Weltcup-Gesamtsiegerin, ist aber mit zum „Lernen“ auf der Olympiabahn von 2010.