Deutsche Damen mit Favoritenbürde: Hüfner oder Geisenberger?

Vancouver (pps/2. Februar 2010) Die Weltmeisterin heißt Erin Hamlin, ist 23 Jahre alt, und kommt aus den USA. Die Europameisterin trägt den Namen Tatiana Ivanova, ist erst 18 Jahre jung, und stammt aus Russland. Doch bei der Damen-Entscheidung im Rennrodeln bei den XXI. Olympischen Winterspielen im kanadischen Vancouver tragen die deutschen Rennrodlerinnen die Favoritenbürde. „Wir wollen in allen Disziplinen eine Medaille holen, bei den Damen dürfen es auch zwei sein“, sagt der Präsident des deutschen Verbandes (BSD), Andreas Trautvetter.

Der Anspruch kommt nicht von ungefähr: Bei den Winterspielen 1998, 2002 und 2006 holten die deutschen Damen acht von neun Medaillen, nur die Österreicherin Angelika Neuner staubte in Nagano 1998 Bronze ab. Die Erfolgsgaranten hießen Sylke Otto mit zwei Goldmedaillen, Silke Kraushaar-Pielach mit einem kompletten Medaillensatz und Barbara Niedernhuber mit zwei Silbermedaillen. Alle drei haben mittlerweile ihre Karrieren beendet, übrig geblieben ist dagegen Tatjana Hüfner als Olympia-Dritte von 2006.

Die 26-Jährige schlüpfte mit zwei WM-Titeln und inzwischen 21 Weltcup-Erfolgen nahtlos in die Rolle der seriensiegenden Vorgängerinnen. Gemeinsam mit der noch 21 Jahre alten Natalie Geisenberger (geboren am 5.2.1988) baute Hüfner die Siegesserie im Weltcup auf inzwischen 98 Erfolge in Folge aus.

Im Olympia-Winter gewann Hüfner fünf Weltcup-Rennen (Calgary, Altenberg, Lillehammer, Königssee, Oberhof) und war nie schlechter platziert als auf Rang zwei. Geisenberger verbuchte drei Siege (Innsbruck-Igls, Winterberg und Cesana), war vier Mal Zweite und einmal Dritte. Zum Showdown im „Whistler Sliding Center“ kommt es am 15. Februar (1. Lauf: 17.00 Uhr Ortszeit/02.00 Uhr MEZ; 2. Lauf: 18.30 Uhr Ortszeit/03.30 Uhr MEZ) und 16. Februar (3. Lauf: 13.00 Uhr Ortszeit/22.00 Uhr MEZ; 4. Lauf: 14.30 Uhr Ortszeit/23.30 Uhr MEZ).

„Ich hebe mir den Sieg für ein wichtigeres Rennen in Kanada auf“, pflegte Natalie Geisenberger nach ihren zahlreichen zweiten Plätzen stets zu sagen. „Wer mich kennt, weiß, dass ich jedes Rennen gewinnen will“, sagt Tatjana Hüfner, die seit der Saison 2007/08 von insgesamt 25 Weltcuprennen 18 als Siegerin beendete.

Rang drei scheint für Anke Wischnewski reserviert zu sein. Sage und schreibe 20 dritte Plätze im Weltcup stehen bei der 32-Jährigen vor ihrer Olympia-Premiere zu Buche. Vier Mal war sie Zweite, einmal gewann die WM-Zweite von 2007 einen Weltcup. „Eine Medaille bei Olympischen Spielen ist mein Ziel“, sagt Anke Wischnewski.

Doch Hoffnungen auf eine Medaille machen sich auch andere. Kanadas aus Deutschland stammender Cheftrainer Wolfgang Staudinger möchte mit der WM-Vierten Alex Gough die „alten Kollegen" ärgern und gleichzeitig die erste Rennrodel-Medaille überhaupt für den Olympia-Gastgeber gewinnen. Erin Hamlin bestätigte mit drei dritten Plätzen in Lillehammer, Winterberg und Cesana den auf ihrer Heimbahn in Lake Placid errungenen WM-Titel.

Dazu kommen noch die beiden Österreicherinnen Nina Reithmayer und Veronika Halder sowie die aktuelle WM-Dritte Nataliia Yakushenko aus der Ukraine. Und wie stehen die Chancen von Tatiana Ivanova? Die Europameisterin hat auf jeden Fall Grund zum Feiern: Sie wird am Tag der Damen-Entscheidung (16. Februar) 19 Jahre alt.
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