Alex Ferlazzo – Der Olympia-Rodler von Down Under

Alex Ferlazzo Australien

Cortina (FIL/28.11.2025) Australien ist berühmt für Surfstrände, strahlenden Sonnenschein und Sommersport – nicht für eisige Bahnen und Schlitten, die mit 140 km/h den Eiskanal hinunterrasen. Und doch stammt aus der tropischen Stadt Townsville im Norden Queenslands ein außergewöhnlicher Wintersportler, der neu definiert hat, was möglich ist: Alex Ferlazzo, der Pionier des australischen Rodelsports.

Von den Tropen aufs Eis

Ferlazzo wuchs tausende Kilometer von den nächsten Schneeregionen entfernt auf – in einem Land ohne einzige Rodelbahn. Sein Weg liest sich wie ein unwahrscheinliches Sportmärchen. Ohne Eis zum Training feilte er zunächst auf Rädern an seiner Technik und übte auf den Straßen seiner Heimatstadt, um das Gefühl einer Eiskanalabfahrt zu simulieren. Entschlossen, den Sport auf höchstem Niveau zu verfolgen, verbrachte er schließlich jeweils die Hälfte des Jahres in Park City (Utah/USA), wo er im Winter auf Eis trainierte, und die andere Hälfte in Townsville, wo er weiterhin auf der Straße rodelte. Dieser ungewöhnliche Trainingsrhythmus, getragen von enormer Motivation, zahlte sich schnell aus.

Olympische Premiere

Alex Ferlazzo, AUS

Mit gerade einmal 18 Jahren gab Ferlazzo bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 sein Debüt und war damit einer der jüngsten Rodler im gesamten Teilnehmerfeld. Er belegte Rang 33 – ein starker Einstieg in eine Disziplin, die traditionell von europäischen und nordamerikanischen Athleten mit deutlich besseren Trainingsbedingungen dominiert wird.

Vier Jahre später, bei den Olympischen Winterspielen in PyeongChang 2018, kehrte Ferlazzo erfahrener und selbstbewusster an den Start zurück. Mit Platz 28 verbesserte er sein Ergebnis deutlich – ein Zeichen für seine konstante Weiterentwicklung und den Aufstieg in die internationale Spitze.

Historischer Durchbruch

Den großen Durchbruch feierte Ferlazzo bei den Olympischen Winterspielen in Peking 2022. Dort schrieb er Geschichte: Zum einen wurde er der erste australische Rodler, der an drei Olympischen Winterspielen teilnahm. Zum anderen belegte er einen herausragenden 16. Platz – das beste Olympiaergebnis, das ein Rodler aus Ozeanien je erreicht hat. Mit dieser Leistung etablierte er sich endgültig als einer der erfolgreichsten Athleten des südlichen Erdteils im Eiskanal und bewies, dass selbst Sportler aus tropischen Regionen mit der Weltelite mithalten können.

Blick nach Milano-Cortina 2026

Mittlerweile 30 Jahre alt, bereitet sich Ferlazzo auf seine mögliche vierte Teilnahme an Olympischen Winterspielen vor: Milano-Cortina 2026. Gelingt ihm die Qualifikation, wäre er der erste australische Rodler, der an vier Olympischen Winterspielen teilnimmt. Seine Karriere zeugt nicht nur von sportlicher Leistung, sondern von Beharrlichkeit, Kreativität und echter Leidenschaft für den Rodelsport.

Townsville ist eher für Korallenriffe und tropische Luftfeuchtigkeit bekannt – doch genau dort trainiert Ferlazzo weiterhin, wenn er nicht in Nordamerika oder Europa auf Eis unterwegs ist. Noch immer rollt er auf den Straßen seiner Heimat, so wie zu Beginn seiner Reise. Sein Weg inspiriert Länder ohne Wintersport-Tradition, Athletinnen und Athleten, die unkonventionelle Wege gehen müssen, und alle, die bereit sind, ihre Träume gegen alle Widerstände zu verfolgen.

Von den sonnenverwöhnten Straßen Queenslands bis zu den eisigen Kurven der schnellsten Bahnen der Welt – Alex Ferlazzos olympische Geschichte zählt zu den außergewöhnlichsten im gesamten Schlittensport. Und da möglicherweise ein weiteres Winterhighlight bevorsteht, ist eines klar: Der Olympia-Rodler von Down Under ist noch lange nicht am Ende – die Welt wird ihm weiter zuschauen.