Alle sind heiß auf Lake Placid“, sagt Norbert Loch im FIL-Interview
Oberhof (FIL/06.11.2023) Norbert Loch ist seit der Saison 2008/2009 Cheftrainer der erfolgreichen deutschen Rodlerinnen und Rodler und hat seither mit seinen Schützlingen 22 Olympia- und 90 WM-Medaillen gewonnen. Mit viermal Gold und zweimal Silber waren die Olympischen Winterspielen 2022 in Peking die bisher erfolgreichsten seiner Karriere.
Vor der Saison 2023/2024 haben wir mit dem in Schönau a. Königssee lebenden 61-jährigen deutschen Erfolgstrainer gesprochen:
Herr Loch, wie gut gerüstet ist Ihr Team für die neue Saison und wann nominieren Sie die Weltcupmannschaft? Wird es Chancen für junge, neue Athleten:innen geben?
Norbert Loch: „Wir sind gut gerüstet. Zum Glück gibt es keine größeren Verletzungen bei unseren Leistungsträgern. Dieses Jahr sind wir sehr spät in das Training auf Eis gestartet. Wir haben auf unseren deutschen Bahnen erst vom 30. Oktober an Eis gehabt. In der Vorbereitung fahren wir vier Qualifikationsrennen, zwei in Altenberg, eines in Oberhof und dann das Finale in Winterberg. Am 22. November wird das Weltcupteam nominiert.
Ich hoffe sehr, dass die jungen Athletinnen und Athleten ihre Chancen nach den Rücktritten bei den Damen und den Doppeln nutzen werden. Vor allem bei den Damen würde ich sehr gerne die Beste der Juniorinnen nominieren. Das ist eine große Chance. Im Damen-Doppel haben wir mit Dajana Eitberger und Saskia Schirmer neben den Weltmeisterinnen Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal jetzt ein zweites Doppel am Start. Es werden spannende Rennen, auch zwischen den beiden deutschen Damen-Doppeln. Eine große Herausforderung wird es gleich zum Auftakt in Lake Placid geben, vor allem wenn es dort kalt ist! Die Olympiabahn ist eine der schwersten Bahnen überhaupt und unsere Damen sind dort noch nie im Doppel gefahren.“

Der Saisonauftakt zum EBERSPÄCHER Weltcup findet Anfang Dezember 2023 in Lake Placid statt. Zum ersten Mal seit Dezember 2019 gibt es wieder einen Rodel-Weltcup in Upstate New York. Freuen Sie und ihr Team sich darauf?
Norbert Loch: „Auf jeden Fall freuen wir uns auf Lake Placid. Wir waren drei Saisons nicht dort und alle sind heiß darauf zurückzukehren. Lake Placid ist eine der schwersten Bahnen der Welt. Ich finde es sehr gut, dass wir vor dem Weltcupauftakt eine Trainingswoche dort haben und so freuen sich alle bei uns darauf, wieder auf der schweren Bahn in Lake Placid zu fahren.“
In den letzten drei Jahren fanden keine Weltcups in Lake Placid statt. Ist der Heimvorteil des US-Teams dadurch größer geworden?
Norbert Loch: „Für die jungen US-Amerikaner ist es gut, dass sie dort, wo sie in den letzten Jahren sich einen kleinen Heimvorteil erarbeiten konnten, zeigen können, was sie draufhaben. Österreich, Italien und Deutschland haben sehr erfahrene Athleten und werden versuchen den US-Amerikanern Paroli zu bieten. Das ist gut so, jede Nation soll den kleinen Heimvorteil nutzen können, das ist doch die Herausforderung. Der amerikanische Verband „USA Luge“ wird sicher einen richtig schönen Wettkampf veranstalten und es wird höchste Zeit, dass auch einmal wieder Weltmeisterschaften in Lake Placid stattfinden!“
Die Kick-Off Veranstaltung in die Saison wird in der Trainingswoche vor dem ersten EBERSPÄCHER Weltcup erstmals ein Startwettkampf mit Preisgeld sein. Was halten Sie von diesem Event und nehmen Ihre besten Athleten daran teil?
Norbert Loch: „Das ist eine sehr gute Sache. Wenn wir schon vor Ort sind und dort eine neue, sehr interessante Startanlage gebaut wurde, werden wir auf jeden Fall an dem Wettbewerb teilnehmen. Für die FIL-Familie ist das auf jeden Fall einmal ein neues, schönes Event. Eine tolle Sache.“

Kurz vor Saison mit der Heim-WM in Altenberg. Welche Ziele haben Sie und Ihrem Team?
Norbert Loch: „Logisch setzen wir uns große Ziele. Es ist ein Novum, dass wir zwei Jahre hintereinander Heim-WM haben. 2023 war die WM in Oberhof und 2024 wird sie in Altenberg stattfinden. Für mich und mein Team ist die Heim-WM 2024 noch einmal eine große Hypothek. Aber wir werden uns sehr fokussiert auf die WM vorbereiten. Einen gewissen Heimvorteil hat man immer auf der eigenen Bahn. Aber man muss es dann am Tag X auch erst einmal herunterbringen. Das ist die große Challenge, die Athleten auf den jeweiligen Tag richtig vorzubereiten. Das Ergebnis von Oberhof 2023 wird nur schwer zu toppen sein.
Wir versuchen in allen Disziplinen Medaillen und WM-Titel einzufahren. Realistisch ist, dass Deutschland mit dem Sportlerpotential und dem vorhandenen technischen Knowhow, dies auch in allen Disziplinen kann. Ich kann nur hoffen, dass wir dann zur WM gute Bedingungen haben und auf jede Wetterlage gut eingestellt sind.“
Herzlichen Dank für das Gespräch!