Sochi (pps) Der eine kann sich nur selbst schlagen, der andere ein neues Kapitel in der Geschichte Olympischer Winterspiele schreiben. Die Rede ist von Felix Loch (Foto unten links), der bei der Rennrodel-Entscheidung im Her-ren-Einsitzer als turmhoher Favorit an den Start geht, und Armin Zöggeler (Foto rechts), der bei seiner sechsten Olympia-Teilnahme als erster Wintersportler überhaupt sei-ne sechste Medaille gewinnen kann.
Der 24 Jahre alte Deutsche und der 16 Jahre ältere Italie-ner standen vor vier Jahren im kanadischen Whistler bei den Winterspielen von Vancouver 2010 gemeinsam auf dem Podium. Loch gewann damals seine erste Goldmedaille, für Zöggeler war es nach zwei Gold- und einer Silbermedaille die zweite in Bronze und die fünfte insgesamt. Das Duell zwischen dem draufgängerischen Himmelsstürmer Loch und dem erfahrenen Ästhe-ten Zöggeler erlebte in der Folge zahlreiche Wiederholungen. 2011 hatte der Südtiroler, der in Sochi bei der Eröffnungszeremonie die Fahne Italiens ins Olympiastadion hineintragen wird, bei der Heim-WM in Cesana noch einmal die Nase vorne, danach meistens jedoch Loch das bes-sere Ende für sich.
„Felix ist eigentlich nicht zu schlagen, für alle anderen geht es nur noch um Silber und Bronze“, sagt Zöggeler. Und Loch kann die vier olympischen Durchgänge am 8. und 9. Februar (Start jeweils 18.30 Uhr Ortszeit / 15.30 Uhr MEZ) kaum er-warten. „Ich freue mich riesig, dass es endlich losgeht.“ Wäh-rend Zöggeler sich gewohnt zurückhaltend und still über Er-folgserlebnisse wie seinen 100. Podiumsplatz in Winterberg (GER) oder seinen 57. Einzelsieg im Viessmann-Weltcup in Sigulda (Lettland) freute, spielte Loch geradezu mit der Kon-kurrenz. Trotz ungewohnter Fahrfehler gewann der jüngste Rennrodel-Olympiasieger fünf von neun Viessmann-Weltcups und siegte zum dritten Mal in Folge in der Gesamtwertung. Selbst die Favoritenbürde belastet Loch nicht. „Ich bin in den letzten Jahren mit Druck sehr, sehr gut umgegangen.“
Beim Weltcup in Altenberg fuhr Loch im zweiten Durchgang mit einem Vorsprung von sieben Zehntelsekunden der Konkurrenz auf und davon. Schon vor vier Jahren war sein Abstand zum damaligen Silbermedaillen-Gewinner David Möller aus dem eigenen Lager mit fast sieben Zehnteln - nach vier Läufen wohlgemerkt - schon so groß wie bei keiner der vorangegangenen Einsitzer-Entscheidungen in den 50 Jahren der olympischen Rennrodel-Geschichte. David Möl-ler ist auch diesmal wieder mit von der Partie und zählt wie Teamkollege Andi Langenhan und der Italiener Dominik Fischnaller zum Kreis der Medaillenanwärter. In Italien feiern sie den Juni-oren-Weltmeister des Jahres 2013 schon als potenziellen Zöggeler-Nachfolger, erst recht als Fischnaller den Saisonauftakt in Lillehammer gewann.
Zu beachten sein dürfte auf der imposanten Anlage im Sliding Center Sanki oberhalb von Kras-naya Polyjana nicht nur wegen des Heimvorteils Albert Demchenko. Der Russe ist zwar schon 42 Jahre alt, zählt aber auf zwei Stahlschienen noch längst nicht zum alten Eisen. Kurz vor dem Olympia-Auftakt, bei den 45. Europameisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) im lettischen Sigulda, gewann Demchenko EM-Gold mit der Teamstaffel. Im Einzelrennen hatte er auf einen Start verzichtet. Inklusive seiner EM-Siege im Einzel (2006 und 2010) und in der Team-Staffel (2010) war es für den Olympia-Silbermedaillen-Gewinner von 2006 der vierte EM-Titel.