Zweimaliger Olympiasieger traut Kanadas Sam Edney Überraschung zu

Vancouver (pps/2. Februar 2010) Gemeinsam waren sie im Frühjahr 2009 auf Sightseeing-Tour in Moskau. Damals, als Russlands erste Kunsteisbahn in Paramonova vor den Toren der russischen Hauptstadt ihrer Bestimmung übergeben wurde, spielte Albert Demchenko den Fremdenführer für Armin Zöggeler. Auf der Rennrodelbahn ist die Rollenverteilung in der Regel anders: Da zeigt der Italiener, seines Zeichens zweimaliger Olympiasieger, fünfmaliger Weltmeister und neunmaliger Weltcup-Gesamtsieger, dem russischen Olympia-Zweiten meist, wo es langgeht.

Doch vor der olympischen Herren-Entscheidung am 13. Februar (1. Lauf: 17.00 Uhr Ortszeit/02.00 Uhr MEZ; 2. Lauf: 19.00 Uhr Ortszeit/04.00 Uhr MEZ) und 14. Februar (3. Lauf: 13.00 Uhr Ortszeit/22.00 Uhr MEZ; 4. Lauf: 15.00 Uhr Ortszeit/24.00 Uhr MEZ) im Rennrodeln bei den XXI. Winterspielen im kanadischen Vancouver schiebt Armin Zöggeler seinem Dauerrivalen die Favoritenrolle zu. „Mein Favorit heißt Albert Demchenko. Das steht für mich seit der Trainingswoche in Whistler fest“, sagt der Südtiroler. „Ich war überrascht, wie sicher und konstant Albert fährt. Das ist anders, als in den letzten Jahren.“

Demchenkos alte Maxime „Siegen oder Fliegen“ wich im Olympia-Winter dem neuen Motto „Safety first“. Möglich macht’s ein neuer Schlitten, der den zweimaligen Europameister in bislang ungewohnt sicherer und zuverlässiger Weise zu Tale rasen lässt. Zwei Saisonsiege heimste Demchenko mit der neuen Taktik ein, stand nur in Innsbruck-Igls und Cesana nicht auf dem Siegerpodest.

Zöggeler gewann vier Weltcups, war dreimal Zweiter und verpasste lediglich auf der ungeliebten Bahn in Oberhof als Sechster einen Podiumsplatz. Gegen den Ausnahme-Rodler aus Südtirol spricht allerdings die Tatsache, dass er außer auf seiner Heimbahn in Cesana (Olympia-Gold 2006 und EM-Gold 2008) seit dem WM-Titel 2005 in Park City (USA) kein großes Championat mehr gewinnen konnte.

Neben Zöggeler und Demchenko trugen sich in dieser Saison nur der zweimalige Weltmeister Felix Loch (GER) mit seinem Premieren-Erfolg in Altenberg und dessen Landsmann Andi Langenhan in die Weltcup-Siegerliste ein. Doch seit dem Jahreswechsel lief bei Loch, 2008 mit 18 Jahren jüngster Rennrodel-Weltmeister der Geschichte, nicht mehr viel zusammen. Es schien, als sei der heute 20-Jährige ausgerechnet vor dem Saisonhöhepunkt seiner größten Stärke, nämlich der Unbekümmertheit, plötzlich beraubt.

Doch nach dem zweiten Platz von Cesana steht der Youngster weit oben auf Zöggelers Favoriten-Liste für die Entscheidung am ersten Wochenende der Spiele. Zu den Medaillenkandidaten zählt der 36 Jahre alte Südtiroler auch Lochs Landsmann David Möller, der als Sieger des Olympia-Testrennens im Februar 2009 nur angenehme Erinnerungen mit dem „Whistler Sliding Center“ verbindet. „Ab sofort ist Whistler meine Lieblingsbahn“, erklärte der zweimalige Weltmeister nach diesem Erfolg.

Und dann gibt es noch Andi Langenhan, der in Oberhof siegte, und nichts dagegen einzuwenden hat, wenn man ihn als „Geheim-Favoriten“ bezeichnet. „Ich bitte darum“, sagte Langenhan nach dem zweiten Weltcup-Erfolg seiner Laufbahn.
Zoeggeler A 02 1
Demchenko A 02 1