Bronze durch Alex Gough wird durch Förderung versilbert

Alex Gough OLympia 18

PyeongChang (RWH) Alex Gough geht als erste kanadische Medaillen-Gewinnerin im Rennrodeln in die Olympia-Geschichte ein. Viel weitreichender als die historische Bedeutung ist die finanzielle Dimension für den kanadischen Verband (Canada Luge Association / CLA). Der aus Deutschland stammende Cheftrainer Wolfgang Staudinger beschrieb die Auswirkung vor Jahren schon mal so: „Wenn du als Fachverband in Kanada eine Medaille bei Olympia oder einer WM gewinnst, siehst du danach zwei Jahre lang die Sonne. Wenn du keine gewinnst, sitzt du zwei Jahre lang im Keller.“

Vor diesem Hintergrund ist der überschäumende Jubel des gesamten kanadischen Teams nur allzu verständlich. Zumal Staudingers Schützlinge vor vier Jahren in Sochi gleich drei Mal mit dem undankbaren vierten Platz vorliebnehmen mussten. In PyeongChang drohte schon die Wiederholung dieses Alptraums, als Alex Gough im vierten Lauf hinter Dajana Eitberger zurückfiel und nur noch die vor der Kanadierin platzierten Natalie Geisenberger und Tatjana Hüfner (beide GER) oben am Start standen.  

„Da befürchtete ich schon wieder das Schlimmste. Das war wirklich hart“, berichtete Alex Gough von der Achterbahn der Gefühle im Finale. Doch Tatjana Hüfner entglitt bei ihrem vierten Olympia-Start die schon greifbar nahe vierte Medaille bei Winterspielen. Oder wie es Alex Gough ausdrückte: „Dadurch bekamen ich und unser gesamtes Team die Hilfe, die wir benötigten“.

Verantwortlich für den Aufstieg der kanadischen Rennrodler vom belächelten Außenseiter zum ernsthaften Konkurrenten ist Cheftrainer Wolfgang Staudinger, dank seines persönlichen Werdegangs geradezu prädestiniert für diesen Job. Staudinger war einst als Aktiver für Deutschland unterwegs, gewann im Doppelsitzer zusammen mit dem heutigen Generalsekretär des BSD, Thomas Schwab, 1988 sogar Bronze bei den Winterspielen in Calgary, war später dann als Trainer in Deutschland tätig und ist mit einer Kanadierin verheiratet. Unter ihrem Mädchennamen Marie-Claude Doyon war sie Olympia-Siebte in Calgary.

Vor mehr als zehn Jahren trat Staudinger die Aufgabe in Kanada an und stellte laut Alex Gough alles auf den Kopf: Das Training, das Material, ja sogar die Einstellung. Lohn war nun die Bronzemedaille seiner Musterschülerin, die nach der Staffel den Schlitten in die Ecke stellen wird. Die „Möglichkeit“ sei sehr groß, dass dies ihr letztes Rennen bei den Damen gewesen sei, sagte Gough. Doch eine mögliche Nachfolgerin steht schon bereit: Brooke Apshkrum gewann 2016 Gold bei den Olympischen Jugendspielen und durfte in PyeongChang schon mal Olympia-Luft schnuppern.