Sochi (pps) Erwartet wird die Fortsetzung des Dauerduells der vergangenen Jahre, verändert haben sich lediglich die Vor-zeichen. Aus der Jägerin Natalie Geisenberger ist nun die Gejagte geworden, Titelverteidigerin Tatjana Hüfner muss sich mit der Rolle der Herausforderin begnügen.
Doch der Reihe nach: Seit dem Winter 2006/2007 hatte Tatjana Hüfner das Geschehen im Rennrodeln der Damen diktiert, dabei Olympia-Gold 2010, vier WM-Titel und fünf Mal die Gesamtwertung im Viessmann-Weltcup gewonnen. Das Nachsehen hatte jedes Mal Natalie Geisenberger, die Olympia-Bronze gewann, sich drei Mal mit WM-Silber begnügen musste und vier Mal hinter Hüfner in der Weltcup-Gesamtwertung landete.
Doch im vorolympischen Winter änderte sich die Hackordnung, als die „ewige“ Zweite endlich den Spieß umdrehte und mit WM- und EM-Gold sowie dem Gesamt-Weltcup alles gewann, was es zu gewinnen gab. Und die 25 Jahre alte Miesbacherin setzte im Olympia-Winter ihren Sie-geszug fort: Bei acht Starts im Viessmann-Weltcup hieß sieben Mal die Siegerin Natalie Geisenberger. „Mein Ziel ist eine Medaille“, stapelt die Dominatorin tief. „Alle sprechen von mir als Top-Favoritin, ich möchte mich aber selbst nicht noch zusätzlich unter Druck setzen.“
Dafür sorgte auch Tatjana Hüfner, die ihrer Dauerrivalin in Oberhof die bislang einzige Saisonniederlage zufügte. „Ich spüre, wie der Speed, der eineinhalb Jahre weg war, nun wieder-kommt“, sagt Hüfner, die zu Saisonbeginn von Rückenschmerzen geplagt war. Doch nun ist die Titelverteidigerin wieder beschwerdefrei und sagt entspannt: „Das Lächeln ist auf mein Gesicht zurückgekehrt, so wie es sich mein Trainer immer wünscht.“
Neben den beiden deutschen Damen besitzen am 10. und 11. Februar (Start jeweils 18.45 bzw. 18.30 Uhr Ortszeit / 15.45 bzw. 15.30 Uhr MEZ) noch Alex Gough aus Kanada, 2011 und 2013 jeweils WM-Dritte, sowie die zweimalige Europameisterin Tatiana Ivanova aus Russland die besten Medaillenchancen. Die Vize-Weltmeisterin von 2012 verzichtete wie auch die anderen Olympia-Kandidaten des Gastgebers auf die beiden Nordamerika-Rennen, um auf der Olympiabahn im Sliding Center Sanki zu trainieren.
Tatjana Hüfner besitzt bei ihrem dritten Olympia-Start eine einmalige Gelegenheit. Sollte der 30-Jährigen in Sochi der ganz große Coup gelingen, wäre sie mit dann zwei Gold- und einer Bronzemedaille aus dem Jahr 2006 die erfolgreichste Rennrodlerin bei Olympia. „Daran verschwende ich keinen Gedanken“, sagte Tatjana Hüfner, die in der Rangliste derzeit auf Platz vier liegt.
Die Spitzenposition inne haben Steffi Walter (GDR), die 1984 in Sarajevo unter ihrem Mädchennamen Martin und vier Jahre später in Calgary Gold gewann, sowie Sylke Otto (GER) mit zwei Olympiasiegen. Dritte ist Silke Kraushaar-Pielach (GER), die zwischen 1998 und 2006 einen kompletten Medaillensatz einsammelte.