David Gleirscher: Der Olympiasieger, der aus dem Nichts kam

David Gleirscher

PyeongChang (RWH) Er stand noch nie auf einem Siegerpodest beim Viessmann-Weltcup, als bestes Resultat ist ein vierter Platz am Königssee notiert, und erst in allerletzter Minuten gelang ihm der Sprung ins Olympiateam: David Gleirscher ist der Olympiasieger im Rennrodeln, der aus dem Nichts kam.

„Man hat schon im Training gesehen, dass mit ihm zu rechnen sein wird“, sagte allerdings Felix Loch nach dem ersten Tag. Da führte der Olympiasieger von 2010 und 2014 noch wie geplant das Feld an, nach dem dritten Durchgang lag die dritte Goldmedaille zum Greifen nahe vor seinen Händen. Doch durch einen Fehler im finalen Lauf entglitt dem fünfmaligen Weltmeister noch der sicher geglaubte dritte Olympiasieg im Herren Einsitzer.

„Ich hätte nicht geglaubt, dass dem Felix so ein Fehler passiert“, sagte David Gleirscher. „Es tut mir sehr leid für ihn.“ Trost spendete auch der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach. Minutenlang sprachen der ehemalige Fecht-Olympiasieger und der Fast-Olympiasieger hinter verschlossenen Türen. „Es war sehr emotional“, erzählte Loch später. „Bach weiß ja auch, wie es ist, wenn man eine saftige Niederlage kassiert. Mich hat sein Trost jedenfalls sehr gefreut.“

Keine Grenzen kannte die Freude in Telfes im Stubaital. Da jubelten Freundin Larissa mit dem sieben Monate alten Sohnemann Leon, Bruder Nico, der Olympia haarscharf verpasst hatte, und natürlich die Eltern Sabine und Gerhard um die Wette. „Das ist der Wahnsinn“, war der wohl am meisten verwendete Satz an jenem denkwürdigen Sonntag. Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte David auch schon mal ans Aufhören gedacht, erst die Konkurrenz durch den jüngeren Bruder weckte neuen Ehrgeiz in dem 23-Jährigen. Im Herbst setzte der Tiroler ein Ausrufezeichen, als er bei der Internationalen Trainingswoche des Weltverbandes (FIL) einen inoffiziellen Bahnrekord erzielt hatte. Doch zählte er vor Olympia nicht zu den Medaillenkandidaten.

Um hinterher das Glück umso mehr zu genießen. „Ich hatte in der Früh mehr Vorfreude als Druck verspürt“, berichtete der erste rot-weiß-rote Olympiasieger im Herren-Einsitzer seit 50 Jahren. Damals 1968 in Grenoble hatte Manfred Schmid gewonnen. Und nun eben David Gleirscher, der Olympiasieger, der aus dem Nichts kam.