Berchtesgaden (pps) Das öffentliche Licht der Welt erblickte die Team-Staffel des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) am 7. Januar 2007 beim Viessmann-Weltcup am Königssee. Doch die Geburtsstunde des innovativen Wettbewerbs, der nun bei den Wintererspielen 2014 im russischen Sochi seine Olympia-Premiere feiert, schlug schon viel früher.
Ausgangspunkt war der negative Bescheid für den Mannschafts-Wettbewerb der FIL für die Olympischen Winterspiele 2002 und 2006. Das bloße Addieren dreier Einzelleistungen erschien den „Herrn der Ringe“ nicht Olympia-würdig genug. Bei der FIL setzte ein Umdenken ein, ein Staffel-Wettbewerb spukte fortan in den Köpfen der Verantwortlichen herum.
Als der TV-Regisseur Rainer Dzösch bei einer FIL-Expertenrunde am 28. März 2003 erstmals von einem Mannschafts-Wettbewerb mit fortlaufender Zeit sprach, erntete er zahlreiche Widersprüche, viele Fachleute meldeten Sicherheitsbedenken an. Dennoch nahm sich Karl Zenker, der 2007 verstorbene Vorsitzende der Sportkommission, der Sache an.
Doch ein erster Test am 10. Dezember 2004 im kanadischen Calgary endete in einem Desaster. Das gesamte Format mit Ampelstart und Pufferzeit erwies sich als wenig praktikabel. Positiv registriert wurde wenigstens der Charakter des Rennens, der trotz aller Widrigkeiten zum Vorschein kam. Trotz des wenig ermutigenden Resultats, als dessen Sieger das US-Team in der Besetzung Mark Grimmette/Brian Martin, Ashley Hayden und Tony Benshoof ernannt wurden, ließ man sich bei der FIL nicht entmutigen.
Es dauerte allerdings bis zum Juli 2007, ehe die Team-Staffel zumindest auf dem Papier mit Starttor sowie Zielanschlag und jetzt unter Federführung von FIL-Sportkoordinator Karl-Heinz Anschütz (GER) Gestalt annahm. Tatkräftige Unterstützung erfuhr sie durch Thomas Schwab, damals Cheftrainer der deutschen Mannschaft. Zusammen mit seinem Vorgänger Sepp Lenz und in enger Kooperation mit den Technikern von WIGE-DATA, die unter dem Firmennamen Swiss Timing (ST) auch heute noch für die technische Umsetzung der Team-Staffel verantwortlich sind, entwickelte man das Format in Praxistests weiter. Geprobt wurde vornehmlich auf der deutschen Hausbahn am Königssee, als Versuchskaninchen dienten die Mitglieder der deutschen Junioren-Auswahl, und Uwe Kropfgans (damals WIGE-DATA / heute ST) war als Cheftechniker immer mit dabei.
Es folgten die gefeierte Welturaufführung am 7. Januar 2007 und immer wieder Modifikationen. In der Saison 2007/2008 löste die Team-Staffel dann den Mannschafts-Wettbewerb endgültig ab, seit dem Winter 2010/2011 besitzt die Team-Staffel nun auch endlich Weltcup-Status. Auch ein technischer Fehler bei den 42. FIL-Weltmeisterschaften, der letztendlich zum Abbruch des Rennens führte, konnte das Projekt Team-Staffel nicht stoppen.
Doch als der damalige IOC-Präsident Jacques Rogge beim Saisonfinale 2010/2011 in Sigulda – am Rande eines privaten Lettland-Besuches – die Team-Staffel höchstpersönlich in Augenschein nahm, klappte alles wie am Schnürchen. Die Argumentation von FIL-Präsident Josef Fendt fruchtete, die Aktiven betrieben in einer persönlichen Audienz bei Rogge Werbung in eigener Sache, und die Team-Staffel selbst entfaltete beim Finale im Viessmann-Weltcup alle Facetten einer spannenden Entscheidung. Der Olympia-Premiere in Sochi stand seither nichts mehr im Wege.