
Die FIL-Gruppe als internationales Team – Interview mit dem Cheftrainer:
Verschiedene Sprachen, Reisen, Kulturen und neu Freundschaften – Rennrodeln bietet große Möglichkeiten neben dem Traum von Olympia
Peking (FIL) Maciej Kurowski ist der Cheftrainer des FIL-Entwicklungsprogramms. Der 36-jährige Pole hat nach seiner dritten Olympiateilnahme in PyeongChang 2018 in die Trainerposition gewechselt und das sehr erfolgreich. Wir haben vor den Olympischen Winterspielen von Peking 2022 nach gefragt bei dem Trainer der FIL-Gruppe:

Herr Kurowski, zehn von 15 ihrer Athleten:innen im FIL-Team haben sich für die Olympischen Winterspiele in Peking 2022 qualifiziert. Wie stolz sind Sie als Trainer auf das Team?
Maciej Kurowski: „Ich bin sehr stolz auf das ganze Team. Natürlich auf die Athletinnen und Athleten, welche die Qualifikation geschafft haben, aber auch auf die anderen, die das nicht erreicht haben. Ich hoffe, dass dies nur der Anfang ist, um wirklich hart zu arbeiten, damit auch ihre Träume wahr werden. Einen großen Anteil am Erfolg haben auch meine Trainer-Kollegen Petr Kinzel, Yuriy Hayduk, Tomáš Kinzel und Macovei Bogdan Ernest.“
Auf welche Athleten sind Sie besonders stolz?
Maciej Kurowski: „Ich bin besonders stolz auf Elsa Desmond, Doina Descalui und Saba Kumaritashvili. Die Mädels haben sich durchgekämpft und viele Schmerzen und Rückschläge einstecken müssen. Aber sie haben durchgehalten und es geschafft. Saba war das erste Jahr in der Allgemeinen Klasse unterwegs und die meisten Bahnen waren neu für ihn. Dass er sich für Olympia qualifizieren konnte, genauso wie die Mädels, darauf sind wir richtig stolz“.

Wie beurteilen Sie die Leistungen und Chancen von Saba Kumaritashvili?
Maciej Kurowski: „Saba war in seiner ersten Saison in der Allgemeinen Klasse wirklich schon recht gut. Aber es gibt auch noch sehr viel zu verbessern. Er hat noch Probleme am Start, beim Hinlegen, bei der Fahrlage am Schlitten. Das ist noch nicht die Performance, die ich sehen möchte. Es gab viele neue Bahnen für ihn und wir müssen noch hart arbeiten. Aber bei ihm sehe ich gutes Entwicklungspotential“.
Was ist das Besondere an ihrem internationalen Team?
Maciej Kurowski: „Das Besondere ist, dass in einem Team so viele Nationen, Sprachen und Kulturen in Freundschaft aufeinandertreffen. Das macht richtig Spaß. Wir können so viel lernen und neue Erfahrungen machen. Es gibt für uns alle interessante Möglichkeiten zu reisen und die Welt kennenzulernen. Man bekommt auch Einladungen zum Beispiel nach Georgien oder Taipei. Wer hat schon solche Möglichkeiten? Es wäre schön, einmal alle Athletinnen und Athleten außerhalb der Saison zu besuchen.“

Gibt es viele, echte Freundschaften in ihrem Team?
Maciej Kurowski: „Ja, die Mädels im Team und auch aus anderen Teams sind richtig gute Freundinnen. Sie besuchen sich auch im Sommer und verbringen viel Zeit miteinander. Elsa, Doina, Anička und auch Veronica Ravenna, die ja mit Deutschland trainiert, sind seit der Rodelschule Freundinnen. Das ist sehr gut. Sie sind viel miteinander unterwegs und sie helfen sich auch sportlich. Wenn eine von ihnen Probleme auf einer Bahn hat, dann geben die anderen Tipps und helfen ihr das in den Griff zu bekommen. Es ist sehr schön, das zu sehen“.
Was sind die größten Schwierigkeiten und Herausforderungen?
Maciej Kurowski: „Das ist am Anfang manchmal die Sprache. Die Hauptsprache in der internationalen Gruppe soll Englisch sein. Ich spreche auch zu 80 Prozent Englisch. Aber es kommen neue Sportler und die können dann wenig Englisch und ich versuche dann mit ihnen russisch oder etwas anderes zu sprechen. Da hilft es natürlich, dass ich Pole bin und das kann. Wir haben auch vier Tschechen im Team und den Trainer Petr Kinzl. Sie sprechen viel Tschechisch miteinander und jetzt habe ich dadurch auch schon ein bisschen Tschechisch gelernt. Früher habe ich selbst mit der Deutschen Mannschaft trainiert und da habe ich ganz gut Deutsch gesprochen. Jetzt geht das wieder etwas verloren. Aber die vielen verschiedenen Sprachen sind eine Herausforderung für mich aber auch eine große Chance etwas Interessantes, Neues zu lernen.“

Ihre Mannschaft hat sich in den letzten drei Jahren seitdem Sie das Team übernommen haben, sehr gut entwickelt. Hoffen Sie, dass die Sportler:innen aus ihrem Team nach Peking 2022 alle weiter machen?
Maciej Kurowski: „Natürlich ist viel passiert. Aber es gibt noch so viele Dinge zu verbessern. Wir haben mit dem Team noch so viele Möglichkeiten und ich hoffe, dass wir mit den meisten Athletinnen und Athleten nach den Olympischen Winterspielen in Peking weiterarbeiten können. Bisher habe ich nur von Pavel Angelov gehört, dass er nach 2022 seine aktive Laufbahn beenden möchte und daher hoffe ich, die anderen sind weiter dabei.
Tut es ihnen leid um Pavel Angelov?
Maciej Kurowski: „Ja, natürlich. Er hat ein sehr gutes Niveau erreicht und sich zum zweiten Mal nach PyeongChang für die Olympischen Spiele qualifiziert. Aber er ist 30 Jahre alt und irgendwann kommt nach dem Sportlerleben auch die Normalität und die Arbeit. Das kann jeder von uns verstehen“.
Was motiviert Sie selbst zu ihrer Arbeit?
Maciej Kurowski: „Wenn ich sehe, dass wir viel erreicht haben, ist das schön. Als Sportler war ich aber selbst nie zufrieden mit meiner Leistung und habe immer hart an mir weitergearbeitet. Auch jetzt sehe ich unsere Möglichkeiten im FIL-Team und das motiviert mich und treibt mich an weiter und noch härter zu arbeiten“.
Danke für das Gespräch und viel Erfolg für ihre Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen Peking 2022!
Olympiastarter:innen aus dem internationalen FIL-Team:
Damen: Anička Čežíková (CZE), Sin Rong Lin (TPE), Doina Descalui (MDA) und Elsa Desmond (IRL).
Herren: Rupert Staudinger (GBR), Pavel Angelov (BUL), Mirza Nikolajev (BHI), Saba Kumaritashvili (GEO), Michael Lejsek (CZE)
Doppelsitzer: Filip Vejdělek/Zdeněk Pěkný (CZE)