Calgary (pps) Ausgerechnet im 100. Rennen endete die Siegesserie der deutschen Rennrodlerinnen. Nach 88 Erfolgen im Viessmann-Weltcup, drei Erfolgen bei Olympischen Spielen (1998, 2002 und 2006) sowie acht Siegen bei Weltmeisterschaften (1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006, 2007 und 2008) mussten die erfolgsverwöhnten deutschen Damen wieder eine Niederlage auf dem höchsten Niveau einstecken. Als letzte Nicht-Deutsche hatte die Österreicherin Andrea Tagwerker am 29. November 1997 auf der Kunsteisbahn am Königssee (GER) gewonnen.
Ins Geschichtsbuch der FIL trug sich die US-Amerikanerin Erin Hamlin ein, die sich bei den 41. FIL-Weltmeisterschaften in Lake Placid obendrein noch als erste Titelträgerin des US-Verbandes (USAL) bei den Damen feiern lassen durfte. „Es wird noch eine Weile dauern, bis ich dies verdaut habe“, sagte die 22 Jahre alte Studentin nach ihrem historischen Erfolg. Hamlins Landsmann Wendel Suckow gewann 1993 in Calgary den ersten WM-Titel für die USA überhaupt. Als „kleinen Schock“ bezeichnete hingegen Silbermedaillengewinnerin Natalie Geisenberger (GER) die Niederlage.
Thomas Schwab, der als Rennrodel-Cheftrainer die einmalige Siegesserie einleitete und seit Sommer als Sportdirektor und Generalsekretär des deutschen Verbandes (BSD) amtiert, meinte bei der Gratulation an US-Trainer Wolfgang Schädler: „Ich wusste schon, warum ich im letzten Jahr aufgehört habe.“
Felix Loch blieb es dann vorbehalten, das größte deutsche „Rennrodel-Tief“ seit 31 Jahren zu verhindern. Mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung bewahrte der 19-Jährige die deutschen Rodler vor der ersten WM seit Imst 1978 ohne Titelgewinn. Damals hatten Paul Hildgartner (ITA) sowie Vera Sosulja und Dainis Bremse/Aigars Krikis für die damalige UdSSR die Titel in den drei olympischen Disziplinen gewonnen.
Felix Loch sicherte sich zwar schon seine zweite WM-Goldmedaille, aber im Viessmann-Weltcup sind drei zweite Plätze in Cesana (ITA), Altenberg (GER) und Oberhof (GER) seine bislang beste Ausbeute. Vor dem vorletzten Saisonrennen in Calgary kündigte der nach wie vor jüngste Titelträger aller Zeiten dann schon einmal an: „Es wird Zeit, mal einen Weltcup zu gewinnen.“
Im Doppelsitzer sprangen die „Lake-Placid-Spezialisten“ Gerhard Plankensteiner/Oswald Haselrieder, die bei den vergangenen drei Viessmann-Weltcups am Mount van Houvenberg immer auf dem Treppchen standen, für ihre Landleute und Weltcup-Spitzenreiter Christian Oberstolz/Patrick Gruber ein, die einmal mehr leer ausgingen. „Weltmeisterschaften sind bei uns wie verhext. Es klappt einfach nie“, sagte Patrick Gruber.