Erin Hamlin: Vom Egoismus zur Selbstlosigkeit – Die Olympiareise und was danach kam

Von der Olympionikin zur Mutter

Erin Hamlin, PyeongChang 2018, Foto: Eslage

Lake Placid (FIL/15.12.2025) Auf der Bahn, am Wettkampftag, im Training, im Kraftraum – eine professionelle Rennrodlerin denkt an nichts und niemanden außer an sich selbst.
Der ständige Fokus auf Leistung, Präzision und das genaue Verständnis des eigenen Körpers und der Technik prägt das Leben auf dem internationalen Rennrodel-Zirkus – besonders in den Jahren vor Olympischen Winterspielen.

Während sich die besten Rodlerinnen und Rodler der Welt auf den EBERSPÄCHER Rodel-Weltcup in Lake Placid und die Olympischen Winterspiele Mailand-Cortina 2026 vorbereiten, weiß eine Frau ganz genau, was es braucht, um an die Spitze zu kommen: Erin Hamlin, vierfache Olympiateilnehmerin und die erste US-amerikanische Weltmeisterin sowie die erste amerikanische Medaillengewinnerin im Damen-Einsitzer bei Olympischen Winterspielen. Sie hat die Höhen und Herausforderungen des Spitzensports erlebt – und sieben Jahre nach ihrem Rücktritt sieht ihr Leben heute völlig anders aus.

„Als Spitzensportlerin ist man egoistisch – als Mutter ist es genau das Gegenteil“

erin hamlin

„Es ist so gegensätzlich, wie es nur sein kann“, sagt Hamlin, Ex-Weltmeisterin und zweifache Amerika-Pazifik-Meisterin. „Als Spitzensportlerin bist du egoistisch – alles, was du tust, dreht sich um deine Leistung. Jetzt, als Mutter, ist alles auf den Kopf gestellt.“

„Es ist das Selbstloseste überhaupt. Meine eigenen Prioritäten stehen meist ganz unten auf der Liste – obwohl ich versuche, sie für die mentale Gesundheit etwas höher zu rücken. Mutter zu sein ist viel schwieriger als Sportlerin zu sein. Es ist eine andere Art von Erfolg – nicht etwas mit einer Ziellinie oder einer Medaille. Es entwickelt sich jeden Tag weiter. Mein ältester Sohn hat gerade angefangen zu lesen – das ist etwas, bei dem wir mitgewirkt haben, aber es hört da nicht auf.“

Hamlin, die 2018 nach den Olympischen Winterspielen in PyeongChang ihre Karriere beendete, hat seitdem zwei Söhne bekommen und arbeitet heute als Projektmanagerin bei der globalen Unternehmensberatung EY – wenn sie nicht gerade ihre Kinder und Hund Remi betreut.

Von Sotchi-Goldmomenten zu Alltagsabenteuern

Hamlin US-Fahnenträgerin

In Sotschi 2014 schrieb Hamlin amerikanische Rodelgeschichte: Nach vier Läufen unter 50,3 Sekunden gewann sie Bronze – und wurde damit zur ersten amerikanischen Rodlerin, die im Einsitzer eine olympische Medaille gewann.
„Normalerweise sage ich mir, ich soll nicht nach hinten schauen – aber man achtet natürlich trotzdem darauf“, erinnert sie sich. „Nach dem dritten Lauf dachte ich: Ich muss einfach sauber runterkommen. Wenn nichts Großes schiefgeht, sollte es passen.“

Diese Ruhe, gepaart mit Präzision und Fokus, prägte ihre gesamte Karriere. Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Innsbruck gewann Hamlin drei Medaillen, darunter Gold im Sprint, und trug 2018 in PyeongChang die US-Flagge bei der Eröffnungsfeier – ein krönender Abschluss einer außergewöhnlichen Karriere.

Ein neues Kapitel – und weiterhin verbunden mit dem Sport

Vermisst sie den Eiskanal?
„In den letzten zwei Jahren, wenn der Herbst kam und die Saison begann, habe ich es vermisst. Ich hatte das Bedürfnis, wieder zu fahren und zu konkurrieren. Es ist lustig, wie dieses Gefühl plötzlich wieder auftaucht“, erzählt sie mit einem Lächeln.
„Am meisten fehlt mir die Gemeinschaft. Das sind Menschen, die du 18 oder 20 Jahre lang jeden Tag siehst – und plötzlich sind sie weg. Das ist hart.“

Und obwohl sie nun eher Bücher vorliest als Startnummern anlegt, bleibt Hamlin eng mit der Rodelwelt verbunden – als Vorbild für die nächste Generation amerikanischer Athletinnen und Athleten auf dem Weg nach Milano Cortina 2026.

Instagram Takeover: Erin Hamlin zurück in Lake Placid

Jetzt kehrt Erin Hamlin zurück – diesmal vor die Kamera für die FIL.
Am Freitag, den 19. Dezember 2025, übernimmt die Olympia-Legende beim 3. EBERSPÄCHER Rodel-Weltcup in Lake Placid für einen Tag den Instagram-Account der FIL!

Erlebt Erin live, wenn sie ihre ehemalige Heimat in Lake Placid besucht, Einblicke hinter die Kulissen ihrer Heimatbahn gibt, Athletinnen und Athleten interviewt und ihre ganz persönliche Sicht auf das Leben nach dem Leistungssport teilt.