FIL-Familie trauert um Sepp Lenz - Eis- und Goldschmied vom Königssee

Sep lenz

Berchtesgaden (FIL/08.05.2023) Die FIL-Familie trauert um den Eis- und Goldschmied vom Königssee. Josef „Sepp“ Lenz verstarb in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 2023 im Alter von 88 Jahren in seiner Heimat.

„Ich durfte Sepp Lenz in den 1980er Jahren bei der Planung der Kunsteisbahn in Sigulda kennenlernen. Als sympathischer Mensch und kompetenter Bahnbauexperte hat er mich sofort begeistert. Sein Tod tut mir unendlich leid. Wir verlieren einen großartigen Menschen, der sein Leben dem Rodelsport gewidmet hat. Im Namen der gesamten FIL-Familie spreche ich seiner Frau, seinen Töchtern und allen Mitgliedern des WSV Königssee unser tief empfundenes Beileid aus“, sagte FIL-Präsident Einars Fogelis.

IOC-Präsident Thomas Bach: „Sepp Lenz hat mich, wie jeden der ihn kennenlernen durfte, mit seiner Leidenschaft für den Rodelsport angesteckt. Mit seinem enormen Fachwissen führte er Generationen von Athleten zum Erfolg und sorgte dann auch als Eismeister für faire Wettkämpfe.“

Sepp Lenz – ein Leben für den Rodelsport

Bei Sepp Lenz kann man von einem unglaublichen Lebenswerk für den Rodelsport sprechen: Rund 80 Jahre hat der „Lenz Sepp“ mit und für den Sport gelebt. 50 davon verbrachte er mit dem Bau von Rodel- und Bobbahnen, 30 Jahre war er Bundestrainer der erfolgreichen deutschen Rennrodler. Zuvor war Sepp Lenz selbst zehn Jahre lang als Rodler in der Nationalmannschaft aktiv. Insgesamt bestritt er 120 Rennen, von denen er 44 gewann, 80-Mal stand Sepp Lenz auf dem Siegerpodest. 1962 wurde er Europameister und fünfmal Deutscher Meister.

Königssee historisch

1959 erstmals Rodelbahn am Königssee gebaut

Vor allem Sepp Lenz, sein Vater und sein Bruder Lorenz, Richard Hartmann, Mucki Beer, freiwillige Helfer und Kollegen der Königssee-Schifffahrt kümmerten sich ab 1959 um den Bau der ersten Bahn am Königssee. In den Folgejahren wurde die Bahn dann von freiwilligen Helfern und den Mitarbeitern der Kurdirektion Berchtesgaden gebaut. Bis 1968 entstand jedes Jahr in mühevoller Kleinarbeit eine technisch anspruchsvolle, rund 1000 Meter lange Königsseer Rodelbahn mit 18 Kurven. 1963 wurde das erste Zweierbobrennen auf der Rodelbahn am Königssee ausgetragen.

Sepp Lenz und Richard Hartmann als Väter der ersten Kunsteisbahn

1968 wurde nach sechsmonatiger Bauzeit aus der Naturbahn am Königssee die erste Kunsteisbahn der Welt. Richard Hartmann zog die Fäden und kümmerte sich um die Finanzierung durch Bund, Land und Landkreis. Sepp Lenz war der Praktiker und zusammen mit dem Planungsbüro Deyle für die technische Umsetzung der ersten Kunsteisbahn der Welt verantwortlich. Bereits am 1. und 2. Februar 1969 konnten die ersten Weltmeisterschaften im Rennrodeln auf der weltweit einzigartigen Kunsteisbahn ausgetragen werden.

Lenz Berater beim Bau der Olympiabahnen

In den folgenden Jahren entwickelte sich Sepp Lenz zum Bahnbauexperten. Als Technischer Delegierter der internationalen Verbände (FIL im Rodeln und damals FIBT im Bob und Skeleton) war er als Berater für Olympiabahnen der Welt im ständigen „Einsatz für den Kufensport“.

Sepp Lenz & Georg Hackl, BMW Windkanal 1987

30 Jahre Bundestrainer in Deutschland

Als Bundestrainer der deutschen Rennrodler war Sepp Lenz von 1965 bis 1995 verantwortlich und gewann in dieser Zeit 96 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften.

Auch nach seinem Rücktritt 1995 stand der „Eisschmied vom Königssee“ ehrenamtlich im Sommer zur Kurvenregulierung und im Winter zur Unterstützung von Bahnchef Markus Aschauer und seinem Team zur Verfügung. Das alles leistete Sepp Lenz über die Jahrzehnte für den Rodelsport.

Sepp Lenz erhielt im Jahr 1995 das FIL Ehrenzeichen in Gold.