Noch bevor am Abend die Weltcupsieger bei den Damen und Doppelsitzern ermittelt wurden, zog bei der Abschluss-Pressekonferenz Josef Fendt, Präsident des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) positiv Bilanz über die Saison 2002/03.
„Wir haben den Winter erfolgreich über die Bühne gebracht, schöne und spannende Wettkämpfe gesehen“, sagte Fendt, der einen Punkt in seinen Betrachtungen ganz besonders hervorhob. „Die Zahl der Sportler ist gestiegen, und gestiegen ist auch jene der teilnehmenden Nationen. Waren es vor einigen Jahren noch elf oder zwölf, so waren es heuer 15. Besonders bei den Doppelsitzern ist der Aufwärtstrend ersichtlich.“
Dies führten Fendt wie auch Vizepräsident Harald Steyrer und Sport-Koordinator Herbert Wurzer auf die eingeleiteten Maßnahmen in dieser Disziplin zurück. „Die Tatsache, dass der Naturbahnrodelsport nicht in das Olympische Programm 2006 aufgenommen wurde, hatte nicht zur Folge, dass sich die FIL von dieser Sportart distanziert“, betonte Fendt. „Ganz im Gegenteil. Wir haben die finanziellen Unterstützungen erhöht, wir haben einen Bus gemietet, der schwächeren Rodel-Nationen zur Verfügung steht.“ Bestätigt sieht sich Fendt auf vielen Ebenen: „Auch das mediale Interesse hat nicht nachgelassen.“
Dies bestätigten auch die anwesenden Sportler. Sonja Steinacher aus Südtirol und der Österreicher Robert Batkwoski verwiesen auf das Interesse, das bei den Medienvertretern ihnen gegenüber spürbar ist.

Mehr Teilnehmer, mehr Nationen, mehr Rennen? Ernsthaft wird erwägt, die Weltcupserie auch nach Nordamerika (wo sie Mitte der 90er Jahre schon einmal war) zu bringen. „Kanada und die USA brauchen aber noch Zeit“, sagte Harald Steyrer. FIL-Trainer Karl Flacher wird zwar am Montag in die USA zu den nordamerikanischen Meisterschaften reisen und mit einer Trainingsgruppe arbeiten, unwahrscheinlich ist allerdings, dass in der Saison 2003/04 in Übersee gefahren wird. „Es fehlt derzeit an Organisationsstrukturen, wie wir sie in Mitteleuropa kennen“, meinte Wurzer. „Aber dies wird in den nächsten Jahren ändern.“ Bahnen werden dort und anderweitig errichtet, stabile, dauerhafte, sichere. Ein weiterer Pluspunkt dieses Winters: Der Naturbahnsport rückte nicht aufgrund schwerer Unfälle in den Mittelpunkt des Interesses. „Auch Fahrer schwächerer Nationen, wie aus Bosnien-Herzegowina, Ukraine, Bulgarien kommen sicher ins Ziel“, sagte Wurzer.

Doch auch an der Spitze des Feldes hat sich einiges verändert. „Der Naturbahnsport befindet sich nicht mehr in der Situation, dass nur mehr Österreicher oder Italiener vorne zu finden sind“, meinte der fünffacher Weltmeister Gerhard Pilz (AUT). „Wer vor wenigen Jahren gesagt hätte, dass es eine WM geben wird, bei der kein italienischer Doppelsitzer auf dem Podest landet, wäre ausgelacht worden.“ In Zelezniki (SLO) vor einer Woche war es der Fall. Pilz weiter: „Die Zahlen sprechen für den Sport. Es gibt weniger Unfälle, obwohl die Bahnrekorde auch heuer wieder gedrückt wurden. Das Niveau steigt, und das heißt nichts anderes, als dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.“

Profis wären sie allerdings allesamt noch nicht, merkte der frischgebackene Weltmeister Robert Batkowski an. „Aber wenn wir Sportler weiterhin dermaßen professionell arbeiten, kommen die Sportfans und Sponsoren irgendwann an uns nicht mehr vorbei.“ Anton Blasbichler (ITA) ging in seinen Ausführungen indes auf die schwierige Situation im italienischen Team ein. „Einige sehr gute Funktionäre haben vor dieser Saison ihre Tätigkeiten zurückgelegt. Auch deshalb haben wir vielleicht nicht die Erfolge der letzten Jahre wiederholen können.“ In diesem Winter gewann Italien bei den Männer-Einsitzern bislang noch keinen einzigen Wettbewerb. Die letzte Chance für Blasbichler und Co. bietet sich am Samstag.

Egon Theiner
FIL Medien Service

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