Berchtesgaden (ck) - 5 Fragen an den Präsidenten des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL), Josef Fendt: 1. Das Budget für die Sparte Naturbahn wurde heuer massiv erhöht. Welche sichtbaren Verbesserungen im sportlichen Bereich darf man sich dadurch erwarten? „Wir haben gesehen, dass es einige Nationalverbände gibt, die sehr bemüht sind, ihre Athleten zu unterstützen, deren Strukturen aber noch nicht denen der etablierten, klassischen Naturbahn-Nationen wie Italien, Österreich oder Russland entsprechen. Diese Nationen haben wir beschlossen zu unterstützen, einerseits durch Patenschaftsprogramme mit den führenden Nationen oder durch Zuschüsse für Material, so dass Sportler, die technisch bereits auf einem ansprechenden Niveau sind, auch Zugang zu konkurrenzfähigen Schlitten haben oder auch durch Reisekostenzuschüsse, so dass mehr Sportler an internationalen Veranstaltungen teilnehmen können. In der Praxis sollte sich das so auswirken, dass die Kluft zwischen den klassischen Nationen und den nachkommenden, aufstrebenden Nationen kleiner bzw. in naher Zukunft geschlossen wird. Ein beispielgebendes Projekt ist etwa die Kooperation von Italien mit Kanada und Neuseeland, wo Topstar Patrick Pigneter sich persönlich um die kanadischen Nachwuchsathleten kümmert.“ 2. Das Regelwerk für den Weltcup befindet sich in einer Umbauphase mit einigen Neuerungen, die heuer im Verlauf der gesamten Saison getestet werden. Was erwartet man sich davon? „Wir erwarten uns spannendere Rennen und vor allem gibt das neue Regelwerk mehreren Nationen Chancen auf Top-Ten Platzierungen. Man hat im Vorjahr bei den ersten beiden Testrennen schon gesehen, dass durch die neu eingeführte Qualifikation für den Weltcup auch einige Top-Athleten diesem Druck nicht gewachsen waren und auf der Strecke blieben. Anderen wiederum ist es gelungen diese Chance zu nützen und ein Topresultat zu erzielen. Eine Expertengruppe innerhalb der FIL hat sich mit den daraus gewonnen Erkenntnissen genau beschäftigt und das Reglement noch einmal geringfügig überarbeitet. Das neue Format fand im Vorjahr bereits großen Anklang bei allen Nationen und den Medien.“ 3. Einer der ständig wiederkehrenden Kritikpunkte am Naturbahnsport ist die mangelnde internationale Verbreitung. Was wird auf dieser Linie getan? „Es laufen derzeit Bahnbauprojekte in einigen Ländern, wie zum Beispiel Polen oder Kroatien. Kroatien wir heuer schon die FIL-Jugendspiele austragen. Rumänien verfügt über zwei neue Bahnen, auf einer, in Vatra Dornei, findet das Weltcup-Finale statt. In der Türkei und auch in der Schweiz laufen Bestrebungen eine Professionalisierung des Naturbahn-Rennsports zu erzielen. Ein anderes Projekt ist der internationale Instruktoren-Lehrgang, den die FIL heuer erstmals angeboten hat und der jetzt gerade läuft. Wir hatten über 40 Anmeldungen und konnten nicht einmal alle akzeptieren. Letztendlich mussten wir auf 23 Teilnehmer aus elf Nationen reduzieren. Ziel dieses Lehrganges ist es, Trainern, die in ihren Ländern keine spezifischen Ausbildungen haben, Grundkenntnisse in Trainingslehre und -planung zu vermitteln. Davon erwarten wir uns verbesserte Nachwuchsarbeit in den jeweiligen Ländern und eine Netzwerkbildung unter den Trainern“ 4. Immer wieder gibt es kritische Stimmen, die behaupten, dass es die FIL gar nicht ernst meint mit den Bemühungen um den Naturbahnsport. Welchen Stellenwert hat die Disziplin wirklich innerhalb der FIL? „Ich kann hier persönlich allen Stimmen, die unsere Bemühungen schlecht reden, eine Absage erteilen. Wir haben nicht nur das Budget zahlenmäßig erhöht, wir haben auch gezielte Maßnahmen gesetzt, sei es der Einsatz einer Expertengruppe, die verbesserte Unterstützung der Veranstaltungs-Ausrichter oder eben die oben genannten finanziellen Unterstützungen der Nationen bei ganz konkreten Projekten. Alles zielt ab auf eine Professionalisierung des Sports in Richtung Olympisches Programm.“ 5. Die Frage nach einem neuerlichen Anlauf für die Aufnahme der Disziplin Naturbahn in das Olympische Programm drängt sich auf. Gibt es hierfür konkrete Pläne? „Dieses Ziel ist unverändert und ist auch im Strategieplan der FIL verankert. Der erste Schritt ist aber, unsere Hausaufgaben zu machen, konkret: das Starterfeld bei unseren Meisterschaften zu erhöhen. Ich erwarte mir bei den heurigen Weltmeisterschaften in Deutschnofen (ITA) Starter aus 20 bis 25 Nationen von vier Kontinenten. Wenn wir dieses Niveau stabilisiert haben, ist es Zeit für den nächsten Schritt. Gespräche mit den entsprechenden Personen in Richtung IOC sind bereits in Vorbereitung.“