Whistler (pps) Die Kurven tragen furchteinflößende Namen wie „Thunderbird“ (Donnervogel)oder „Shiver“ (Bruchstück), sind nach Tieren („Lynx“ / Luchs) benannt, oder erinnern an bemerkenswerte Ereignisse. „Lueders Loop“ heißt beispielsweise die Kurve Nummer sieben, weil sich dort Pierre Lueders, Kanadas Zweierbob-Olympiasieger von 1998, während der Homologierung im März 2008 bei einem Sturz wie ein Korkenzieher einmal spektakulär um die eigene Achse drehte. Und nur wer die Kurvenkombination 12, 13, 14 und 15 – als „Gold Rush Trial“ ( Goldrausch-Prüfung) bezeichnet – fehlerfrei meistert, kann im kommenden Jahr bei den Winterspielen in Vancouver (12. bis 28. Februar 2010) mit Erfolg nach Rennrodel-Gold im „Whistler Sliding Center“ schürfen.

„Schnell ist die Bahn, sauschnell“, sagt der Österreicher Andreas Linger, zusammen mit seinem Bruder Wolfgang 2006 in Turin Olympiasieger im Doppelsitzer. „Wir erreichen schon am Damenstart eine Geschwindigkeit von mehr als 100 Stundenkilometern. Das gibt es auf keiner anderen Bahn dieser Welt“, präzisiert Felix Loch (GER), trotz seiner erst 19 Jahre schon zwei Mal Weltmeister. Der jüngste Titelträger in der Geschichte des Inter-nationalen Verbandes (FIL) sagt weiter: „Wenn man am Start steht, spürt man aber schon eine besondere Anspannung. Denn diese Bahn verzeiht keine Fehler, ich habe es ja schon selbst schmerzhaft erlebt“. Bei der Internationalen Trainingswoche der FIL im Herbst 2008 stürzte der Berchtesgadener und erlitt dabei einen zweifachen Bänderriss an der Schulter. Wegen dieser Verletzung musste Felix Loch auf die ersten drei Rennen im Viessmann-Weltcup verzichten.

Doch die Anlage in den „Blackcomb Mountains“ gefällt ihm trotzdem. „An jeder Ecke sieht man hier jemanden, der an irgendetwas arbeitet. Man könne meinen, dass hier die Winterspiele schon Morgen beginnen könnten.“ Andreas Linger stimmt zu: „Das ganze Drumherum gefällt mir, die Atmosphäre ist echt gut“. Und sein Landsmann Tobias Schiegl, der 1998 und 2006 mit seinem Cousin Markus jeweils Olympiavierter im Doppelsitzer war, fügt hinzu: „Wenn es nach mir ginge, könnten wir im nächsten Winter alle Rennen auf dieser Bahn austragen. Es ist einfach traumhaft schön hier in Whistler.“

Schön schnell ist vor allem die laut offiziellen Angaben 105 Millionen kanadische Dollar (umgerechnet rund 68 Millionen Euro) teure Kunsteisbahn. Seit dem Finale im Viessmann-Weltcup steht die Anlage in den „Blackcomb Mountains“ obendrein in den Geschichtsbüchern. Mit 153,98 Stundenkilometern stellte Felix Loch einen neuen Weltrekord im Rennrodeln auf. Den offiziellen Geschwindig-keitsrekord hielt zuvor der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl aus Deutschland. Im Jahre 2000 erzielte der Weltmeister von 1989, 1990 und 1997 bei den 34. FIL-Weltmeisterschaften im schweizerischen St. Moritz 144,3 Stunden-kilometer. Felix Loch: „Das ist schon etwas.“