Gold auf Umwegen: Die Rennrodelkarriere von DiGregorio und Hollander

Zack DiGregorio / Sean Hollander, Team USA

Lake Placid (FIL/30.05.2025) In einer Sportart, in der Hundertstelsekunden über Triumph oder Enttäuschung entscheiden, wird Erfolg nicht nur an Podiumsplätzen und Medaillen gemessen. Für die amerikanischen Doppelsitzer Zachary DiGregorio und Sean Hollander ist die Reise selbst zu einem Symbol für ihre Widerstandsfähigkeit geworden – geprägt von Rückschlägen, Neustarts und Chancen.

Ein schwieriger Start im Doppel

Ihre Karriere als Duo begann erst vor kurzer Zeit, in der Saison 2021/22. DiGregorio hatte ebenso wie Hollander gerade eine Zeit im Einsitzer hinter sich, und ihr Wechsel zum Doppelsitzer war mit vielen Anlaufschwierigkeiten verbunden. Ihr erstes internationales Rennen als Team bestritten sie beim Weltcup in Yanqing, China, wo sie den 23. Platz belegten. Es folgten fünf weitere Platzierungen außerhalb der Top Ten, und sie beendeten die Saison auf Platz 26 der Gesamtwertung – dem sechstletzten Platz.

DiGregorio /Hollander, Oberhof 2025

Doch nur wenige Monate später sollte sich auf derselben Strecke eine ganz andere Geschichte abspielen. Bei den Olympischen Winterspielen Peking 2022, verbesserten sie ihre Zeit dramatisch auf 1:58,515 Minuten und waren damit fast drei Sekunden schneller als ihre bisherige Bestzeit im Weltcup. Sie verließen die Spiele mit einem neuen Gefühl für ihr Potenzial und belegten den 11. Platz im Doppel und den siebten Platz mit der US-Staffel.

Der Mentor hinter dem Aufstieg

Ein Großteil ihrer Verbesserung ist auf harte Arbeit und ein wenig auf unerwartete Hilfe zurückzuführen: die Unterstützung des ehemaligen US-Doppelstars Jayson Terdiman. Terdiman, der seine dritte Olympiateilnahme knapp verpasst hatte, stellte DiGregorio und Hollander seinen neu gekauften Schlitten zur Verfügung – seine „Geheimwaffe“, wie er ihn nannte – und er stand dem Duo bei den Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2022 mit Rat und Tat zur Seite. „Das hat uns unheimlich viel bedeutet“, sagte DiGregorio. „Er hat uns nicht nur mit seinem Schlitten geholfen, sondern uns jede Woche beraten. Er war immer der beste Teamkollege und ein großartiges Vorbild.“

Zack DiGregorio / Sean Hollander, Team USA

Durchbruch und Erfolg

Die Ergebnisse ließen nicht lange auf sich warten. 2022/23 gewannen die jungen Amerikaner Gold bei den U23-Weltmeisterschaften in Oberhof. In der folgenden Saison holten sie ihren ersten Weltcupsieg auf heimischem Eis bei Auftakt zum EBERSPÄCHER Weltcup 2023/2024 in Lake Placid und damit die erste Weltcup-Goldmedaille im Doppel der Herren für das Team USA seit 2025. Das Duo erzielte im Laufe der Saison fünf Top-Ten-Platzierungen und belegte in der Gesamtwertung den siebten Platz.

Allerdings verlief nicht alles reibungslos. Bei den Weltmeisterschaften 2024 in Altenberg belegten sie nur den 21. Platz, verpassten die Qualifikation für den zweiten Lauf und fielen hinter ihre Landsleute Dana Kellogg und Frank Ike zurück.

Ausblick: Milano Cortina 2026

Zack DiGregorio, Beijing 2022

Anstatt sich entmutigen zu lassen, konzentrieren sich die beiden auf ihre Wiedergutmachung und blicken weiter nach vorne auf die Olympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina. „Wir haben das Zeug dazu, auf das Podium zu kommen“, sagte DiGregorio. „Wir haben einen schnellen Start, wir können gut fahren und wir glauben, dass unsere Trainer uns einen Schlitten geben können, mit dem wir es schaffen können. Die Herausforderung besteht darin, alle drei Aspekte – mental, physisch und mechanisch – unter einen Hut zu bringen und dabei verletzungsfrei zu bleiben.“

Zwei Athleten, eine Vision

DiGregorio und Hollander haben unterschiedliche Hintergründe, teilen aber die gleiche Entschlossenheit. Sean Hollander, der in Lake Placid aufgewachsen ist, kam durch ein Nachmittagsprogramm seiner Grundschule zum Rennrodeln. „Ich liebte die Geschwindigkeit und die technische Seite“, sagte er. „Es gibt immer etwas zu verbessern.“

Zack DiGregorio aus Massachusetts begann seine Karriere durch eine US-amerikanisches Talentsuche für Rennrodler. Der frühe Umzug von zu Hause habe seinen Charakter geprägt, sagt er. „Es war eine andere Art, erwachsen zu werden – aber ich habe viel fürs Leben gelernt.“

Zack DiGregorio and Sean Hollander

Beide glauben, dass ihre Freundschaft und ihr gegenseitiger Respekt ihnen geholfen haben, sich weiterzuentwickeln. „Wir kennen den Fahrstil des anderen in- und auswendig“, sagt DiGregorio. „Das ist ein großer Vorteil.“ Hollander stimmt zu: „Der späte Wechsel zum Doppelsitzer hat uns ermöglicht, alles, was wir im Einzelsitz gelernt haben, zu kombinieren. Das hat uns eine neue Perspektive gegeben – und einen echten Vorteil.“

Das nächste Kapitel

Obwohl sie noch am Anfang ihrer Doppelkarriere stehen, haben DiGregorio und Hollander bereits gezeigt, dass sie mit den Besten mithalten können. Wenn sie bei den Olympischen Winterspielen oder Weltmeisterschaften auf das Podium kommen, werden sie die Erfolge des Teams Terdiman und Mazdzer übertreffen, das bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Winterspielen nie eine Medaille im Doppel gewonnen hat.

Die Fackel wurde eindeutig weitergereicht – und diese beiden sind bereit, sie bis ganz nach oben zu tragen.