Salt Lake City. Mit goldenen Buchstaben hat sich Georg Hackl längst in den olympischen Geschichtsbüchern verewigt, doch bei den Winterspielen in Salt Lake City kann der dreimalige Olympiasieger erneut Sportgeschichte schreiben. „Ich meine, ich habe schon längst Rodel-Geschichte geschrieben und als Sportler schon mehr in meinem Leben erreicht, als ich je erwartet habe.“ sagt Hackl abwiegelnd.

Dennoch: Gewinnt der Berchtesgadener zum vierten Mal Gold im Rennrodel-Einsitzer, wäre er der erste Wintersportler mit diesem außerordentlichen Beweis von Kontinuität. Doch selbst wenn der „Hackl Schorsch“ nur Silber oder Bronze gewinnen könnte, wäre dies ein einmaliges olympisches Kunstwerk: noch nie zuvor hat ein Sportler bei fünf Winterspielen hintereinander eine Medaille gewonnen. Vor seinen drei Goldmedaillen (1992, 1994 und 1998) war Hackl 1988 im kanadischen Calgary schon mit Olympia-Silber dekoriert worden.

Hackl wird auf der superschnellen Bahn im Utah Olympic Park mit einem eigens für die Besonderheiten dieser Eisschlange konstruierten Schlitten an den Start gehen. Das neue Gerät, das sowohl die engen Kurven 1a, 1b und 1c als auch die Hochgeschwindigkeitsstellen optimal bewältigen soll, entstand in Zusammenarbeit mit Ingenieuren des Sportwagenherstellers Porsche. „Nicht einmal der Bundestrainer kennt Einzelheiten oder Details dieses Schlittens“, sagt Hackl. Doch der 35 Jahre alte Berchtesgadener sieht sich selbst nicht als Favorit an. „Das ist Armin Zöggeler. Er bringt alle Voraussetzungen für den Erfolg auf dieser Bahn mit.“

Während aber Hackl im Viessmann Weltcup 2001/2002 insgesamt vier Siege (Calgary, Königssee, Igls, Winterberg) feiern konnte, stand der Weltmeister aus Italien nur ein Mal ganz oben auf dem Siegerpodest: das war in Lake Placid – als die deutsche Elite wegen der zeitgleich in La Plagne ausgetragenen internen Olympia-Qualifikation fehlte. Zöggeler gewann vor vier Jahren in Nagano die Silbermedaille.

Zweifellos ein Medaillenkandidat ist der Österreicher Markus Prock, der zum zehnten Mal in seiner Laufbahn die Gesamtwertung im Viessmann-Weltcup gewann, erstmals nach drei Jahren in Sigulda wieder ein Weltcup-Rennen gewann, auf seiner Lieblingsbahn in Altenberg zum dritten Mal nach 1994 und 1998 den Titel eines Europameisters eroberte, und schlussendlich zum zehnten Mal Sieger der Gesamtwertung im Viessmann Weltcup wurde. „Es wird sehr schwer eine Medaille zu gewinnen“, sagt der Altmeister, der bei Olympia 1992 und 1994 nur Hackl den Vortritt lassen musste. „Die deutsche Überlegenheit ist schon sehr groß.“

Prock erinnerte damit an den Sieg von Karsten Albert beim Viessmann Weltcup in Oberhof und den zweiten Platz von Denis Geppert bei der EM in Altenberg. Neben diesen beiden Deutschen zählt zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten auch noch Tony Benshoof (USA), der beim Weltcup-Finale in Winterberg überraschend Platz zwei belegte und damit das beste Resultat seiner Laufbahn feiern konnte. Außenseiter-Chance besitzt zudem der Franzose Johan Rousseau, der beim Olympiatest vor einem Jahr auf Rang drei landete.