Internationale WM-Pressekonferenz am Donnerstagvormittag

Königssee (FIL) Anlässlich der 50. FIL Rennrodel Weltmeisterschaften, die vom 29. bis 31. Januar 2021 in der LOTTO Bayern Eisarena am Königssee ausgetragen werden, fand am Donnerstag, 28. Januar 2021 eine WM-Video-Pressekonferenz statt.
Die wesentlichen Aussagen der Interviewpartner waren:
Chris Mazdzer, USA (Silbermedaillengewinner Olympische Winterspiele 2021):
Mein Ziel bei diesen Meisterschaften ist es, vielleicht zu überleben. Es ist eine Menge Arbeit, aber ich kann mir nicht zu viel zumuten. Ich bin wegen einer Schulteroperation und Problemen mit den Schlitten nicht bei 100 Prozent. Ehrlich gesagt wäre es toll, in die Sprintwettbewerbe zu kommen, eine Top-Ten-Platzierung im Doppelsitzer wäre toll. Aber am wichtigsten wäre es zu wissen, was ich für die nächste Saison tun muss, das ist das Ziel.
Sie haben vielleicht fünf Wettkämpfe innerhalb von drei Tagen, weil Sie im Doppel und im Einzel antreten und am Sonntag zum Abschluss noch in der Team-Staffel
Das ist normal, so läuft das im Moment. Im Training heißt es manchmal gewinnen oder verlieren. Ich habe alle meine Tainingsläufe innerhalb von 24 Stunden absolviert, weil ich die letzten beiden Trainingseinheiten und dann die ersten beiden Trainingseinheiten war. Manchmal läuft es nicht zu deinen Gunsten, ich habe alle meine Läufe in 24 Stunden genommen, während manche Leute nur zwei Läufe in dieser Zeit nehmen. Diese zusätzliche Zeit der Läufe stört mich nicht so sehr, denn so ist das Training nun mal.

Andris Sics/Juris Sics, Lettland (Silbermedaille Olympische Winterspiele 2021 und zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen 2014)
Mein Bruder und ich denken bei großen Wettkämpfen nie an Medaillen. Wir denken immer an eine gute Leistung, wir wollen zwei gute Läufe zeigen und unser Ziel ist es, mit unseren Ergebnissen zufrieden zu sind. Wir denken nur an unsere Leistung und das ist für uns sehr wichtig.
Wie schwierig ist die WM-Bahn am Königssee?
Königssee ist sehr schwierig, aber wir konzentrieren uns nicht auf perfekte Läufe, sondern auf optimale Läufe, denn im Wettkampf ist es sehr schwer, perfekte Läufe zu fahren. Im Training ist es möglich, aber im Wettkampf will jeder optimale Läufe fahren, also konzentrieren wir uns mehr darauf, stabil zu fahren und im Ziel mit unseren Ergebnissen zufrieden zu sein.
Sehen Sie Ihre Chancen beim Sprintwettbewerb besser?
Ich denke, jeder, der antritt, wird eine Chance haben, die Medaille im Sprint oder im regulären Rennen zu gewinnen. Das macht nicht so viel Unterschied. Aber der Sprint ist für mich und meinen Bruder eine sehr interessante Disziplin. Doch wir wollen auch im klassischen Wettbewerb um die Medaillen kämpfen.
An welchem Punkt der Strecke wird die WM entschieden?
Jedes Rennen wird im Ziel entschieden, aber am Königssee ist auch der Start sehr wichtig, die Strecke ist sehr knifflig und man muss sich den ganzen Weg nach unten konzentrieren. Der Zieleinlauf wird das Wichtigste sein, also werden wir sehen wie uns das gelingt. Das Rennen morgen und übermorgen wird es zeigen.

Toni Eggert/Sascha Benecken, GER (3x Weltmeister im Doppelsitzer)
Natürlich ist uns die Titelverteidigung sehr wichtig. Unser Ziel ist es immer, dass wir gewinnen wollen. Hier jetzt zuhause auf der Heimbahn am Königssee eine Weltmeisterschaft fahren zu dürfen ist für uns natürlich ein Geschenk. Wir fühlen uns hier sehr wohl, wir mögen die Bahn sehr, da sind die Weltcups jetzt gerade Nebensache, das hier ist der Höhepunkt und da gibt es nur ein Ziel, nämlich Vollgas geben und natürlich wollen wir gewinnen, auch wenn es nicht leicht ist.
Wäre ein Titel am Königssee besonders bedeutend weil es die Heimbahn von Wendl/Arlt ist?
Dieses Duell zwischen den zwei deutschen Teams ist natürlich auf der einen Seite super spannend. Es ist glaube ich auch eigentlich in jedem Rennen ein sehr ernstzunehmendes Duell. Wir haben so ein bisschen eine Kräfteverschiebung, einfach weil man sagen muss, dass die anderen Beiden auf unserer Heimbahn sehr stark geworden sind und wir konnten das irgendwo ein bisschen umkehren und im, sag ich mal, “feindlichen Lager” zurückschießen. Natürlich ist ein Titel hier das Ziel, wir haben denke ich die letzten Weltcups hier sehr stark auflaufen können und wenn wir das abrufen können und zwei saubere Läufe haben wo wir mit uns auch im Reinen sind, dann ist das glaube ich etwas Schönes wenn das klappen sollte. Aber wenn man ein gutes Rennen für sich abgerufen hat und man wird Zweiter, dann ist das auch etwas womit man als Athlet gut leben kann, da muss man dann einfach sagen, dass der Andere heute einfach besser war.
Julia Taubitz, GER (2x Vizeweltmeisterin im Einsitzer)
Ich glaube als deutsches Team haben wir schon einen großen Vorteil, da wir hier schon sehr viel gefahren sind. Natürlich ist es seit wir in der Nationalmannschaft sind relativ wenig geworden, viele Lehrgänge machen wir hier jetzt nicht mehr, aber insgesamt haben wir von klein auf die Bahn erarbeitet, haben sehr viele Läufe gesammelt, hatten eine gute Vorbereitung. Ich rodel hier sowieso sehr gerne, ich bin hier wirklich sehr gern, ich denke, dass wir als deutsches Team schon einen kleinen Vorteil haben.
Was musst du tun um bei der WM vielleicht vor Natalie zu liegen?
Ich muss auf jeden Fall zwei saubere Läufe ins Ziel fahren. Fehler darf ich mir nicht erlauben, aber ich denke es wird allgemein eine sehr spannende Kiste bei uns beiden und wer sich da noch dazwischen mischt, das werden wir sehen. Am Start muss ich jetzt noch einmal ein bisschen vorwärts geben, da habe ich heute ein bisschen langsamer gemacht, dass man wieder reinkommt und ein bisschen Sicherheit findet. Das Wetter ist sehr entscheidend. Dadurch dass die Bahn leider nicht überdacht ist hat das Wetter sehr großen Einfluss, mal sehen wie es im Endeffekt wirklich wird. Ich hoffe immer noch auf blauen Himmel und Sonnenschein, mal schauen ob es so wird, das werden wir am Wochenende sehen.

Natalie Geisenberger (4x Weltmeisterin im Einsitzer)
Natürlich bin ich nicht hier, damit ich mir das Ziel setze “Ich möchte gern unter die Top 25 fahren”, aber ich bin wirklich sehr sehr zufrieden wie die Saison gelaufen ist und würde gerne um die Medaille mitkämpfen. Wo letztendlich die Reise hingeht werden wir sehen, das liegt auch ein bisschen am Wetter, das etwas kippen wird in den nächsten Tage. Aber am Sonntag wird es hoffentlich wieder besser. Ich habe zum Abschlusstraining gesehen, dass Julia brutal schnell war, ich hatte leider doch noch ein paar Fehler drin, aber ich glaube, dass wir insgesamt als deutsches Team sehr stark aufgestellt sind und auch international doch einige ein Wörtchen mitreden können. Deswegen wird es ein harter Kampf!
Wer sind die stärksten Konkurrentinnen?
Julia auf jeden Fall, wobei sie nach ihrem Sturz gestern beim Training, heute auch erstmal wieder gut fahren musste und das ist ihr glaube ich sehr gut gelungen. Nach dem Sturz haben wir alle kurz geschaut am Ziel. Das hat uns doch sehr überrascht. Auf der anderen Seite sieht man auch die ganze Saison, dass wir beide die ganze Saison relativ konstant vorn dabei sind. Aber ich sehe durchaus noch mehr Sportlerinnen vorne. Zum Beispiel sind das Madeleine Egle, Dajana Eitberger, Anna Berreiter, Tatyana Ivanova - sie sind auch immer stark. Also es sind wirklich schon einige Konkurrentinnen. Die Andrea Vötter fährt uns im oberen Teil der Bahn um die Ohren. Wenn sie das einmal nach unten durchbringt, dann ist sie im Ziel auch ganz schnell. Bei einer WM muss man immer schauen, es ist Tag der da entscheidet.
Was musst du tun damit du am Ende ganz oben stehst?
Ich muss am Start alles geben, die letzten Körner die ich irgendwo zusammenkratzen kann. Es sind nicht mehr viele, das muss ich ganz ehrlich sagen, dadurch dass die Saison jetzt wirklich lang wird. Ich merke schon, dass mir einfach ein paar Trainingstage vom letzten Sommer fehlen, aber jetzt bin ich auf der Suche nach den Körnern und die werde ich auch finden und dann einfach wirklich zweimal fahren. Das ist hier das Wichtigste, dass man sauber fährt, das ist hier schwer genug. Es sind viele Stellen drin wo kleine oder auch größere Rutscher passieren können und deswegen denke ich, dass sich keiner sicher sein kann, dass er hier ganz oben stehen wird. Es wird ein ganz enger Kampf. Das Ziel ist also: oben Vollgas geben und unterwegs keine Fehler machen, das wird entscheidend sein.
Unter folgendem Link ist die Pressekonferenz zu sehen und am Donnerstagabend ab 18.30 Uhr auch die virtuelle WM-Eröffnung live:
https://bsd-tv.de/#/home