Johannes Ludwig holt Gold vor Wolfgang Kindl und Dominik Fischnaller

Yanqing (FIL) Johannes Ludwig ist Olympiasieger bei den Männern im Einsitzer. Der 35 Jahre alte Deutsche fuhr in drei der vier Läufe die schnellste Zeit im National Sliding Center in Yanqing.
„Unglaublich“, war Ludwigs erster Kommentar. 0,160 Sekunden betrug am Ende der Vorsprung auf Wolfgang Kindl (Österreich). Bronze holte sich der Italiener Dominik Fischnaller (0,951 Sekunden zurück). Platz vier ging an Felix Loch (Deutschland). Der dreifache Olympiasieger hatte bereits 1,143 Sekunden Rückstand.

"Durchgang drei und vier sind fast wie ein neues Rennen", hatte Ludwig nach seiner Führung zur Halbzeit gesagt. Den zweiten Tag hat der 1,87 Meter große Athlet dann so begonnen wie den ersten - mit einem Bahnrekord. Auf 57,043 Sekunden verbesserte er die Bestmarke im 1583 Meter langen Eiskanal. Das sind noch einmal zwei Hundertstelsekunden schneller. Dazu kommt noch der Startrekord in 2,455 Sekunden.
Für den Sieger des Gesamt-Weltcups ist der Olympiasieg zwar sein größter Erfolg, nicht aber sein wichtigster. Den feierte er vor vier Jahren bei den Spielen in Pyeongchang, als er mit zwei Tausendstelsekunden Bronze vor Dominik Fischnaller gewinnen konnte. "Diese Medaille hat dazu beigetragen, dass ich mich in meinem Sport noch einmal deutlich weiterentwickelt habe." Bundestrainer Norbert Loch lobt den Olympiasieger: „Es hat Lüdi schon immer ausgezeichnet, dass er nie aufgibt. Seit 2018 ging es mit ihm stets bergauf, auch, weil er nun von seiner großen Erfahrung profitiert.“

Bei der Siegerehrung sank Ludwig zunächst auf die Knie, küsste das Podium, ehe er die Goldmedaille von Octavian Morariu, dem IOC-Mitglied aus Rumänien und dem FIL-Präsidenten Einars Fogelis (Lettland) entgegennahm. "Der Moment fühlte sich gut an", sagte er danach, "der Druck kommt gerade nicht von vorne wie beim Fahren, sondern vom Nacken wegen der Medaille." Ein Mix aus Gedanken an die Vergangenheit und Gegenwart beschäftigten den zweitplatzierten Kindl: " Ich war so kurz vor dem Aufhören. Dass es jetzt geklappt hat, ist der Wahnsinn." An den Wettbewerb vor vier Jahren dachte auch Fischnaller. "Der vierte Platz von Pyeongchang ist jetzt vergessen", sagte der 28 Jahre alte Südtiroler, "jetzt kann ich es tatsächlich glauben, weil ich die Medaille spüren kann."
Durch die Schlüsselstelle der Bahn, die Überfahrt zwischen den Kurven 13 und 14, hatte Ludwig eine tolle Fahrlinie gefunden. Nicht so wie sein Vorgänger, der Olympiasieger von 2018 David Gleirscher. Der Österreicher kam zu nahe an die Bande und kippte. Platz 15 mit 4,437 Sekunden Rückstand. Auch Kristers Aparjods hatte an dieser Überfahrt seine Probleme, musste mit den Füßen auf dem Eis stabilisieren. Deshalb fiel der Lette noch von Platz vier auf Platz fünf zurück.