Kunsteisbahn Königssee nach dem Unwetter / Interview Bahnchef Markus Aschauer

Königssee (FIL) Starkregen und Murenabgänge haben die Kunsteisbahn am bayerischen Königssee (GER) in der Nacht vom 17. auf 18. Juli 2021 schwer beschädigt. Teile der WM-Bahn von 2021 wurden vom Wasser und Geröll weggespült, zugeschüttet und zerstört.
Der Bahnchef der Lotto Bayern Eisarena Königssee und Vorsitzende der FIL-Bahnbaukommission Markus Aschauer berichtet von den Geschehnissen und den Planungen für die Zukunft der weltweit ersten Kunsteisbahn für Rennrodeln, Bob und Skeleton:
Herr Aschauer, Königssee war nicht nur die erste sondern auch die am meisten frequentierte Kunsteisbahn der Welt. Wie geht es weiter, was wird mit dem Sportbetrieb am Königssee? Kann die Bahn wieder aufgebaut werden?
Markus Aschauer: „Wir hoffen, dass die Bahn wieder aufgebaut wird. Die Zusage von politischer Seite haben wir dafür. Aber jetzt muss man erst das Ausmaß der Schäden erfassen und die Kosten für den Wiederaufbau ermitteln. Im September wollen wir mehr wissen. Auf jeden Fall ist ein Sportbetrieb im kommenden Winter definitiv unmöglich. Das trifft vor allem den Nachwuchssport dramatisch. Der Nachwuchs hatte durch die Covid-19-Pandemie im vergangenen Winter sowieso schon massive Einschränkungen, jetzt kann auch in der kommenden Saison bei uns nicht trainiert werden. Wir haben von der Olympiaworld Innsbruck große Unterstützung und wollen für unsere Nachwuchssportler dort regelmäßige Trainings organisieren. Innsbruck wird die Bahn für unseren Kader sogar eine Woche früher vereisen. Dafür sind wir den Kollegen aus Tirol sehr dankbar“.
Waren Sie überrascht welche Resonanz international von Sportler:innen, Kollegen:innen von anderen Bahnen, Fans und Freunden kamen?
Markus Aschauer: „Es war für uns sehr überraschend und tut uns auch sehr gut, dass es international so eine tolle Resonanz gibt für unsere Bahn. Weltweit haben alle Bahnen Hilfe und Unterstützung angeboten“.

Wie war das emotional zu verkraften, als Sie selbst gesehen haben was mit „Ihrer“ Bahn passiert?
Markus Aschauer: „Ich muss sagen, ich stand zuerst einmal unter Schock. Die Verwüstung war sehr krass. Zum Glück haben wir sehr hohe Sicherheitsstandards bei uns an der Bahn. Wir haben unsere fernbedienbare Ammoniak-Leitung in fünf Sektionen mit Absperreinheiten unterteilt. Mit nur 0,3 Bar Druck und den einzelnen Absperreinheiten könnte, wenn überhaupt, nur wenig Ammoniak austreten, dieses hätte sich dann sofort mit dem vielen Wasser verbunden und der daraus entstehende Salmiak-Geist wäre ungefährlich gewesen. Unsere Ammoniakbehälter sind aus Stahl und das Becken darunter ist wie ein Schwimmbad betoniert und vollkommen dicht. Einen Ammoniak-Unfall konnte ich also ausschließen. Das war in der Krisennacht erst einmal das Wichtigste. In der Nacht gab es ansonsten nichts mehr zu tun. Ich bin ab der Teufelsmühle nicht einmal mehr mit dem Traktor durchgekommen.
Als ich morgens in die Arbeit gefahren bin, habe ich unten am Königssee Teile des Daches der Kurve 3 gefunden. Überall war nur Geröll, Dreck und Zerstörung zu sehen. Ab Montag habe ich streng nach Plan gearbeitet, es ging in den Aufräum-Modus. Es bestand noch für einen Tag der Katastrophenfall und daher konnte das THW und die Bundeswehr mit großem Gerät, das an anderer Stelle nicht verwendet oder gebraucht wurde, bei uns arbeiten und vor allem aus Sicherheitsgründen den Wasserdurchlauf unter der Kurve 3 wieder herstellen. Ab Dienstag wurde der Katastrophenfall aufgehoben und die Firmen mussten dann bezahlt werden“.
Wie geht es jetzt weiter?
Markus Aschauer: „Wir sind noch beim Aufräumen. Rund 100 Sportler:innen von den Olympiasiegern bis zu den Nachwuchsathleten, haben uns geholfen. Wir wollen bald ein wichtiges Signal in die Welt senden: Wir werden jetzt dann die Startbahn vereisen und international Training anbieten. Unsere Kälteanlage ist in Ordnung und wir können Starttraining anbieten“.

Wie sehen die Planungen für die Zukunft aus?
Markus Aschauer: „Der Plan sieht so aus, dass wir uns im September zusammen setzten wollen. Bis dahin sollte das Wasserwirtschaftsamt einen Überblick haben was zu machen ist. Bis dahin sollten wir auch grobe Kostenplanungen haben, wobei die Kostenunschärfe sicher bei mindestens 20 Prozent liegt. Wenn man zu arbeiten beginnt, kann man immer noch Dinge finden, die auch noch freigespült wurden oder kaputt sind. Dann müssen wir sehen wie man den Wiederaufbau schaffen kann“.
Wann kann dann voraussichtlich gebaut werden?
Markus Achauer: „Ich bin mir sicher, dass im kommenden Winter nichts groß an Baumaßnahmen passieren wird. Wenn ich ganz optimistisch plane, dann könnten wir defekte Teile der Bahn im März 2022 vielleicht abreißen. Zug um Zug muss dann parallel gearbeitet werden mit den Ausschreibungen und Vergaben der anderen Gewerke. Das Ziel wäre, dass der Nachwuchs zur Saison 2022/23 wieder bei uns am Königssee fahren kann“.
Wir wünschen viel Erfolg und danken für das Gespräch!