Die Saison, die sie stellvertretend für Sonja Steinacher (ITA), die als regierende Weltmeisterin ihre Karriere beendet hatte, im gelben Weltmeister-Trikot bestritten hatte, war für Ekatharina Lavrentjeva (RUS) nicht wunschgemäß verlaufen. Zu Beginn kämpfte sie mit Materialproblemen, danach mit ihrer Form. Im letzten Weltcup-Rennen vor der Weltmeisterschaft, in Latzfons, feierte sie ihren ersten Saisonsieg. Bei den Titelkämpfen in Latsch ließ die Russin aus Kandalaksa jedoch keinen Zweifel darüber, dass sie in der kommenden Saison das gelbe Leibchen als regierende Weltmeisterin tragen wollte: „Ich habe nur für dieses Rennen trainieret, das war mein Ziel, mein Traum. Ich bedanke mich bei meiner Mannschaft, bei meinem Trainer, bei allen Leuten“, verkündete sie nach dem Gewinn der Goldmedaille. Nach dem ersten Lauf war sie noch an zweiter Stelle gelegen, hinter Irene Mitterstieler (ITA), die allerdings mit einem verpatzten Lauf ihre Medaillenchancen vergab. Im zweiten Lauf legte Lavrentjeva Bestzeit vor und ein Wimperschlagfinale zwischen der Russin und der 19-jährigen Barbara Abart (ITA) zeichnete sich ab. Nach drei Läufen hatte Ekatharina Lavrentjeva die Nase um 22 Hundertstel Sekunden vorne.
Die knapp geschlagene Barbara Abart war jedoch überglücklich über ihr bestes Saisonergebnis: „Ich hatte durch unseren Qualifikationsdruck innerhalb der Mannschaft schon Mühe, überhaupt bei der WM dabei zu sein. Allerdings ist mir die Bahn von Anfang an gut gelegen. Im Training bin ich dann nicht so gut gefahren, darum freue ich mich, dass ich jetzte eine Medaille gewonnen habe.“ Nervös vor dem alles entscheidenden letzten Lauf war sie nicht: „Ich hatte eher Angst, dass ich zu ruhig bin. Stress kenne ich eigentlich nicht“, gab sich die 19-jährige abgeklärt.
Stress genug hatte hingegen die Weltcup-Gesamtsiegerin des laufenden Winters, Renate Gietl (ITA), die mit der „Gumpfrei“-Bahn in Latsch ihren persönlichen Kampf austrug: „Der letzte Lauf war endlich einer, der mir ganz gut gelungen ist. All die Tage hier, bin ich mit der Bahn einfach nicht zurecht gekommen, erst jetzt, im allerletzten Lauf wußte ich, wie man hier fahren muss“, sagte die lachende Gewinnerin der Bronzemedaille. „Ich habe alles daran gesetzt, um noch auf das Podest zu kommen. Nach so einer guten Saison wäre es schade gewesen, wenn es ausgerechnet hier bei der WM nicht geklappt hätte.“
Die Leidtragende war die Österreicherin Melanie Batkowski, die durch Renate Gietls Bestzeit im letzten Lauf noch vom Podest gedrängt wurde und sich mit dem undankbaren vierten Platz begnügen musste. „Im ersten Moment war ich schon traurig, dass ich die Medaille so knapp verfehlt habe, aber ich muss auch mit dem vierten Platz zufrieden sein“, sagte die 15-jährige Mannschafts-Weltmeisterin.
Zu Beginn – nach dem ersten von drei Läufen - waren es fünf Italiener an der Spitze des Klassements, die sich den harten Kampf um die Goldmedaille lieferten. Allen voran ging Lokalmatador Andreas Castiglioni in Führung und legte die Zeit vor, die es zu schlagen galt. Florian Breitenberger, Zweiter nach dem ersten Lauf, und Martin Psenner (5) zeigten Nerven und brachten sich mit fehlerhaften zweiten Läufen um die Titelchancen. Routinier Anton Blasbichler hingegen lieferte dem jüngeren Teamkollegen Castiglioni den bittersten Kampf. Mit Bestzeiten im zweiten und dritten Lauf verbesserte er sich sukzessive von Platz drei auf zwei und sicherte sich letztlich den zweiten Weltmeistertitel (nach Stein/Enns 2001) seiner Karriere. Für Andreas Castiglioni blieb Freud und Leid zugleich: „Es ist so schwer vor heimischem Publikum zu gewinnen. Ich bin glücklich und traurig zugleich. Vor dem letzten Lauf bin ich im Starthaus gesessen, habe mich wirklich gut gefühlt. Die erste Kurve war super, die zweite und die dritte auch. In der vierten Kurve habe ich einen Fehler gemacht und bin an die Bande gefahren. Das hat mich irritiert, ich bin danach nicht mehr richtig in Schwung gekommen. Es wäre heute vielleicht mehr drinnen gewesen, aber ich freue mich auch so“, analysierte der Vinschgauer Silbermedaillengewinner seine Fahrt. Toni Blasbichler hingegen, der auch schon in Stein/Enns vor vier Jahren dem damaligen Lokalmatador Ferdinand Hirzegger den Titel vor der Nase wegschnappte, reüssierte mit zwei Bestzeiten: „Gewinnen ist nie einfach, weil viele hier sind, die es versuchen. Diesmal war es sehr schwierig, weil ich nie souverän in Führung lag. Es ist eine technische anspruchsvolle Bahn, die keinen Fehler verzeiht.“
Mit 17 Jahren der jüngste in der rein italienischen Riege am Podest war Patrik Pigneter, der auf Grund seines junges Alters immer noch als Nachwuchstalent gilt, obwohl er bereits beachtliche Erfolge zu Buche stehen hat: der Vize-Juniorenweltmeister und Sieger des Weltcup-Saisonauftaktes (ex aequo mit Anton Blasbichler) lieferte sich ein knappes Duell um die Bronzemedaille mit Florian Breitenberger. „Eigentlich haben wir ausgemacht, dass wir zeitgleich fahren“, scherzte Pigneter, der glücklichere der beiden, nachdem er seinen Mannschaftskollegen um drei Hundertstel Sekunden abgehängt hatte. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille hat er sich wohl nun endgültig in die Reihe der italienischen Sieganwärter eingetragen.
Bester Nicht-Italiener wurde der fünffache Weltmeister Gerhard Pilz (AUT), der sich von Lauf zu Lauf verbesserte: „Wir sind mit der Materialabstimmung nun so weit gekommen, dass wir wieder mithalten können. Die Bahn hier ist technisch sehr schwierig und man kann nur mit einem guten Material vorne dabei sein, das ist uns von Lauf zu Lauf besser geglückt. Aber man muss den Italienern gratulieren, dass sie ihren Heimvorteil optimal genützt haben.“ Mit einer beachtlichen Leistung machte der Slowene Ziga Pagon auf sich aufmerksam. Nach dem ersten Lauf noch an sechster Stelle gelegen, fiel er im Endklassement – durch einen verpatzten dritten Lauf - noch auf Rang acht zurück, platzierte sich damit aber noch vor den Österreichern Florian Batkowski, Gernot Schwab und Gerald Kammerlander.