Leon Felderer – Der Weg zurück zum besten Ich!

Felderer Leon

Cortina (FIL/16.06.2025) Einer von Italiens Hoffnungsträger im Rennrodeln kämpft mit sich selbst, um bei seinen zweiten Olympischen Spielen in Cortina 2026 im eigenen Land Großes zu erreichen.

Es gibt Sportler, die ihre größten Rivalen auf der Bahn treffen – und andere, deren härtester Gegner im Spiegel steht. Leon Felderer gehört zur zweiten Kategorie. Der 25-jährige Rennrodler aus Südtirol ist ein leidenschaftlicher Athlet und gnadenloser Perfektionist – und genau das war in der vergangenen Saison sowohl seine größte Schwäche als auch seine stille Stärke.

Mit einem elften Platz in der Gesamtwertung des EBERSPÄCHER Weltcup 2024/25 erzielte Felderer sein bisher bestes Ergebnis. Und dennoch überwiegt bei ihm die Enttäuschung. „Das war nicht das, was ich mir erhofft hatte. Ich hatte nur ein einziges Top-10-Ergebnis – das ist weit entfernt von meinem Ziel,“ sagt er rückblickend. Worte, die mehr als nur Ehrgeiz verraten – sie zeugen von einem tiefen inneren Antrieb, der Felderer nicht ruhen lässt, solange er nicht sein volles Potenzial ausschöpft.

Zwischen Selbstzweifel und Selbstfindung

Leon Felderer, Luge Italy

Es war eine Saison voller Reibungsverluste. Schon die Vorbereitung verlief nicht optimal, der Start in den Winter war holprig. Gewichtsprobleme, schwache Starts, mangelndes Bahngefühl – es war ein Jahr, in dem Felderer oft suchte, aber selten fand. „Ich habe mich stark gefühlt, aber konnte dieses Gefühl nicht auf den Schlitten übertragen. Und darauf kommt es letztlich an.“

Dieser Widerspruch zwischen körperlicher Fitness und sportlicher Umsetzung wurde zum zentralen Dilemma der Saison. Der Versuch, das optimale Renngewicht zu erreichen, führte schließlich zu einem Energieverlust. „Ich habe einige Fehler bei meinem Gewichtsmanagement gemacht, die ich während der Saison nicht mehr korrigieren konnte.“

Es ist ein Prozess, der auch an der Psyche nagt. „Rückschritte zu machen, war eine der frustrierendsten Erfahrungen meiner Karriere. Ich war mental am Limit.“

Neue Impulse vom alten Mentor

Klaus Kofler, coach team Italy

Trotz allem gab es Lichtblicke. Im Trainer Klaus Kofler hat Felderer eine vertraute Stütze zurückgewonnen. Der neue Cheftrainer der italienischen Nationalmannschaft war einst Felderers Jugendcoach – und ist heute mehr denn je Motivator, Taktgeber und Rückhalt.

„Er war es, der mich 2019, als ich kurz davor war aufzuhören, davon überzeugt hat, weiterzumachen. Er weiß genau, wie er mich fordert, aber auch fördert.“

Mit Kofler kam Struktur, Teamgeist – und die Erinnerung daran, warum Felderer überhaupt mit dem Rodeln begonnen hatte: wegen der Freude am Sport. Genau diese Leichtigkeit will der Südtiroler nun wiederfinden. „Wenn man Freude hat, fährt man besser – so einfach ist das manchmal.“

Verantwortung und Vision – auf und neben der Bahn

Neben dem Eiskanal zeigt Felderer ebenfalls Profil. Als Vorsitzender der FIL-Athletenkommission setzt er sich für bessere Bedingungen und faire Anerkennung ein – etwa durch eine Ausweitung der Preisgelder auf Plätze außerhalb des Podiums oder klarere Rückzugsorte für Athletinnen und Athleten. Es ist ein Engagement, das zeigt: Leon Felderer denkt weiter als bis zur nächsten Kurve.

Leon Felderer, FIL

Auch sportpolitisch meldete er sich zuletzt zu Wort. Die Bahn in Cortina, der künftige Schauplatz olympischer Träume, bezeichnet er als „die Zukunft des Rennrodelns in Italien“ – ein Herzensprojekt, für das er hinter den Kulissen kräftig mitgewirkt hat. „Diese Spiele werden phänomenal. Es werden Geschichten geschrieben, von denen wir noch lange erzählen werden.“

Der Blick nach vorn – Mailand-Cortina 2026 im Visier

Und mittendrin: Felderer selbst. Noch knapp acht Monate bis zu seinen zweiten Olympischen Spielen – dieses Mal im eigenen Land. Für ihn ist klar: Es wird die wichtigste Saison seiner bisherigen Karriere. „Ich will in der besten Form meines Lebens an den Start gehen – körperlich und mental.“

Sein Ziel ist kein Podestplatz per se. Es ist die Rückkehr zu seinem besten Ich. „Ich will einfach besser sein als letztes Jahr.“ Das klingt bescheiden – und doch steckt darin die ganze Wucht seines Anspruchs.

Denn Leon Felderer will nicht nur mithalten – er will mitprägen. Auf der Bahn. Im Team. Für den Sport. Und vielleicht gelingen ihm in Cortina die entscheidenden Läufe – die zu einem Happy End in einer Geschichte, in der der größte Gegner längst verstanden hat, dass Perfektion nicht das Ziel sein muss. Sondern Fortschritt.

Leon Felderer. 25 Jahre. Südtiroler. Rennrodler. Perfektionist. Und bereit, für Italien über sich hinauszuwachsen.