2.-4. Januar
Nur 41 Hundertstel Sekunden lagen nach dem ersten Lauf zwischen den drei Besten Robert Batkowski, Gerhard Pilz und Ferdinand Hirzegger (alle AUT); und dementsprechend spannend verlief der zweite und entscheidende Durchgang.
Ferdinand Hirzegger (24), Gesamtweltcup Sieger der letzten Saison, erwischte den oberen Teil der Strecke sensationell gut und stellte mit 1:18.90 offiziellen Bahnrekord auf (der Rekord Batkowski´s aus dem gestrigen Training wird von der FIL nicht als offiziell geführt). „Es hat mich selbst ein bisschen überrascht, dass ich hier Bahnrekord gefahren bin. Normalerweise liegen mir flache Bahnen nicht so gut. Aber ich habe materialmässig einiges umgestellt, auch in Hinblick auf die WM in Stein, und ich bin sehr zufrieden,“ erklärt der Steirer, der mit seinem letztendlich dritten Gesamtrang seine erste Nicht-Sieg-Platzierung im Weltcup feierte. Und fügt mit einem Schmunzeln an: „Man muss das ja auch mal ausprobieren“.
Geschlagen wurde Hirzegger von keinem geringeren als dem fünffachen Weltmeister Gerhard Pilz (35), der seinen elften Weltcupsieg feierte und Robert Batkowski, der sich erst in letzter Sekunde durch starke Trainingsleistungen seinen Startplatz sicherte. „Den Erfolg der Österreicher darf man aber sicher nicht überbewerten“, gibt sich Pilz vorsichtig, „wir hatten hier sicher den einen oder anderen Trainingslauf mehr als die Konkurrenz. Die Dichte an der Spitze ist sicher enger geworden.“ Zu seinem heutigen Erfolg meint der Routinier: „Voriges Jahr hatte ich oft Pech und wurde um Hundertstel geschlagen, heute war ich wieder einmal der Glücklichere.“ Ganz abgelegt hat er den Fluch der Hundertstel-Niederlagen dennoch nicht: Im Kampf um den Bahnrekord unterlag er Hirzegger genau um ein Hundertstel Sekunde.
Den Sieg verloren hat Robert Batkowski, der sowohl im Training als auch im ersten Lauf die Konkurrenz dominierte, im oberen Teil der Strecke, wo er lediglich die achte Zeit erzielte (Bestzeit in den unteren Streckenteilen): „Es war sicher keine Frage der Nerven, ich hatte oben einen Fehler. Die Strecke ist weicher geworden, die Rodel in einer Kurve einen Moment zu spät gegriffen und das war´s dann auch schon.“
Besorgt blickte man ins benachbarte Bayern, wo neuerlich einsetzendes Tauwetter den Beweb in Unterammergau zu gefährden schien. Der Technische Delegierte der FIL, Josef Ploner konnte nach einem Lokalaugenschein allerdings grünes Licht geben: „Ich habe die Bahn besichtigt und ich gehe davon aus, dass die Rennen wie geplant am 6. und 7. Jänner stattfinden werden. Die Strecke ist mit Kunstschnee gut präpariert.“
Endstand Einsitzer Herren:
1. Gerhard PILZ (AUT), 1:19.16 (2), 1:18.91 (2), 2:38.07
2. Robert BATKOWSKI (AUT), 1:19.15 (1), 1:18.96 (3), 2:38.11
3. Ferdinand Hirzegger (AUT), 1:19.56 (3), 1:18.90 (1), 2:38.46
4. Roland KALLAN (AUT), 1:20.32 (4), 1:19.80 (7), 2:40.12
5. Gerald KALLAN (AUT), 1:20.58 (5), 1:19.60 (4), 2:40.18
6. Anton BLASBICHLER (ITA), 1:20.59 (6), 1:19.70 (5), 2:40.29
7. Herbert PLIZ (AUT), 1:20.80 (8), 1:19.97 (8), 2:40.77
8. Florian BREITENBERGER (ITA), 1:21.09 (9), 1:19.72 (6), 2:40.81
„Eigentlich habe ich im Oktober meinen Rücktritt erklärt“, erzählt die überlegene Siegerin Sandra Mariner (26/AUT). „Ich habe mein Pädagogikstudium im Herbst abgeschlossen und möchte jetzt ins Berufsleben eintreten. Dann hat sich Elvira verletzt und man ist an mich herangetreten, ob ich nicht weitermachen würde, quasi als Stütze für die Nachwuchsfahrerinnen im Team.“ Mariner wird gerne ihre Erfahrung an die Juniorinnen weitergeben, sucht aber dennoch einen Job, der am liebsten im Bereich Personalentwicklung oder PR angesiedelt sein sollte. „Für mich ist das ein komisches Gefühl, ich hatte mit dem Weltcup schon völlig abgeschlossen. Darum bin ich vielleicht jetzt lockerer und das ist das Geheimnis des Erfolges.“ Vor ihrem Start wusste sie sehr wohl von der starken Zeit, die ihre Teamgefährtin Marlies Wagner vorgelegt hatte, konterte dann aber gleich mit einem neuen Bahnrekord und sicherte sich ihren zweiten Weltcupsieg.
Unter den ersten Gratulantinnen befand sich auch Elvira Holzknecht, die nach ihrem in einem Trainingsrennen erlittenen Knöchelbruch die ganze Saison ausfallen wird. „Gut, dass gleich zwei Österreicherinnen für mich eingesprungen sind“, meinte die Tirolerin leicht wehmütig.
Die Überraschung des Tages war jedoch die 17jährige Marlies Wagner aus Niederösterreich. In ihrem erst dritten Weltcupstart belegte sie den zweiten Rang. „Ich habe Material gewechselt, von Bachmann zu Torggler, habe im Sommer viel trainiert, auch Kraft und Kondition. Das macht sich jetzt bezahlt, es läuft einfach super derzeit.“
Im Doppelbewerb hätten ebenfalls zwei Nachwuchsathleten beinahe für die große Sensation gesorgt. Die Cousins Andreas (16) und Wolfgang (17) Schopf belegten in ihrem ersten Weltcupstart Rang zwei. Geschlagen wurden sie lediglich von den Routiniers Herbert Kögl/Reinhard Beer. Diese lagen bei der Zwischenzeit im zweiten Lauf bereits zurück, holten im unteren Streckenteil aber auf und sicherten sich den Sieg. „Wir hatten keinen Fehler oben, wir sind vielleicht ein bisschen zu sehr auf Sicherheit gefahren“, so Beer. Und Kögl fügt an: „Oben nach einer Kurve dachte ich mir dann, ob das jetzt wohl nicht zu langsam war...“.
Für Schopf/Schopf bedeutet der zweite Rang eine Neudefinition der Ziele. „Für Umhausen war das Ziel ein Stockerlplatz. Immerhin sind wir auf dieser Bahn Junioreneuropameister geworden.“ Die Saisonziele der beiden Lehrlinge aus Obdach in der Steiermark waren WM-Teilnahme und bei allen Weltcups dabei zu sein. „Aber wenn es so gut läuft, muss man sich natürlich neu orientieren.“
Morgen wird der gesamte Rodeltross nach Unterammergau in die bayrische Rodelmetropole übersiedeln. Nach einem neuerlichen Lokalaugenschein gab der Technische Delegierte der FIL das endgültige O.K.
Verschoben werden musste allerdings der Parallelbewerb in Triesenberg, der für den 11. Jänner geplant war. Obwohl die Bahn auf rund 1500m Seehöhe liegt, konnte die Strecke wegen Schneemangels und zu warmer Temperaturen nicht in renntauglichen Zustand gebracht werden. „Ein weiteres Problem ist, dass in Liechtenstein kein Kunstschnee produziert werden darf“, erklärt Herbert Wurzer, Weltcup-Koordinator der FIL, „aber wir wollen den Bewerb unbedingt fahren und werden einen neuen Termin finden. Voraussichtlich nach der WM in Stein an der Enns.“
Endstand Damen:
1. Sandra MARINER (AUT), 1:20.68 (1), 1:20.08 (1), 2:40.76
2. Marlies WAGNER (AUT), 1:20.88 (3), 1:20.37 (2), 2:41.25
3. Ekaterina LAVRENTJEVA (RUS), 1:20.90 (4), 1:20.86 (4), 2:41.76
4. Sonja STEINACHER (ITA), 1:21.17 (5), 1:20.73 (3), 2:41.90
5. Sabine KOGLER (AUT), 1:20.68 (1), 1:21.60 (5), 2:42.28
6. Irene MITTERSTIELER (ITA), 1:21.82 (7), 1:21.62 (6), 2:43.44
Endstand Herren Doppelsitzer:
1. Reinhard BEER/Herbert KÖGL (AUT), 1:25.17 (1), 1:25.60 (4), 2:50.77
2. Andreas SCHOPF/Wolfgang SCHOPF (AUT), 1:25.70 (3), 1:25.16 (1), 2:50.86
3. Eddy PERRIN/Emanuele GIANNELLI (ITA), 1:25.67 (2), 1:25.23 (2), 2:50.10
4. Peter LECHNER/Peter BRAUNEGGER (AUT), 2:51.10
5. Armin MAIR/David MAIR (ITA), 2:51.89
6. Andrzej LASZCZAK/Damian WANICZEK (POL), 2:52.32