Mit einem Sieg der wieder erstarkten Polen Andrzej Laszczak/Damian Waniczek und einem Ausbau der Weltcupführung von Reinhard Beer/Herbert Kögl (AUT) endete der erste Doppelsitzerbewerb in Oberperfuss. Nach dem ersten Lauf lagen beide Paare noch zeitgleich an erster Stelle und im zweiten Durchgang sah es kurzfristig so aus, als ob Beer/Kögl sogar weit zurückfallen würden. „Wir hatten einen riesigen Fehler oben, dann haben wir versucht mit Vollgas aufzuholen, was noch möglich war. Gott sei Dank ist es sich knapp noch für den zweiten Platz ausgegangen“, schilderte Herbert Kögl den spannenden Rennverlauf. In Hinblick auf den Gesamtweltcup stimmt die Marschrichtung der beiden, sie führen nun mit 45 Punkten Vorsprung vor den regierenden Weltmeistern Wolfgang und Andreas Schopf (AUT), die im heutigen Rennen den dritten Platz belegten.
Warum die Polen Andrzej Laszczak und Damian Waniczek zurück auf die Siegerstraße kehrten, wissen sie selbst nicht genau: „Wir haben nichts am Material verändert, wir haben wohl einfach nur zu viel gebremst und es war hauptsächlich eine Sache, die sich im Kopf abspielte.“
Keine Veränderung bot sich an der Spitze im Damenbewerb: Renate Gietl (ITA) rodelt weiterhin in einer eigenen Liga. Sie erzielte Bestzeiten in allen Trainingsläufen sowie in beiden Wertungsläufen. „Mit der Bahn bin ich von Anfang an gut zurecht gekommen, die schnellen, schwierigen Strecken liegen mir einfach.“ Dennoch war die Südtirolerin, die vor vier Tagen ihren 23. Geburtstag feierte, keineswegs siegessicher: „Ich dachte, dass im Training noch einige geblufft haben und dass mit der Russin immer zu rechnen ist, war mir auch klar. Darum bin ich überglücklich, dass ich mich gegenüber dem Training noch steigern konnte und dass es sich wieder für einen Sieg ausgegangen ist.“ Zusätzliche Motivation erhielt Renate Gietl vom Teamkollegen Toni Blasbichler, der sich bei ihr über die zunehmende Langeweile und mangelnde Spannung im Damenbewerb beklagte, weil sie das Feld derart dominieren würde. An den Gesamtweltcup will sie aber noch lange nicht denken: „Ich hatte so schon Druck genug, weil ich beweisen musste, dass ich meine guten Leistungen auch konstant fortführen kann. Ich denke nur von Rennen zu Rennen.“
Von Rennen zu Rennen stärker wird Ekatharina Laventjeva (RUS), die zu ihrem alten Material aus dem Vorjahr zurückgegriffen hat. „Ich habe bei einem so dichten Rennkalender nicht die Zeit zum Training, um die neue Rodel perfekt abzustimmen, also werde ich diese Saison mit der alten weiterfahren. Vielleicht ist der neue Schlitten auf der Geraden schneller, aber der alte liegt optimal in den Kurven.“ Mit ihrem heutigen Rennen war sie grundsätzlich zufrieden: „Der erste Lauf war gut, im zweiten habe ich vielleicht ein bisschen zu viel gebremst.“
Den dritten Platz belegte Irene Mitterstieler, die im harten Kampf innerhalb des italienischen Teams ihre Kollegin Renate Kasslatter durch einen starken zweiten Lauf vom Podest drängte.
Beste Österreicherin war die 15-jährige Melanie Batkowski, die sich den fünften Rang sicherte. „Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Den ersten Lauf habe ich gut erwischt, im zweiten hatte ich in der Zielkurve Probleme. In manchen Kurven fehlt mir einfach noch die Routine, da habe ich sicher noch Reserven“, gibt sich das österreichische Nachwuchstalent optimistisch für die Zukunft.
Mit einem turbulenten Finale im Herrenbewerb endete der erste Renntag in Oberperfuss. Sah es nach dem ersten Lauf noch nach einem sicheren Sieg des fünffachen Weltmeisters Gerhard Pilz (AUT) aus – er führte mit 37 Zehntel Sekunden Vorsprung auf Martin Psenner (ITA), so wurden im zweiten Lauf die Karten völlig neu gemischt und der lachende Sieger war einmal mehr Anton Blasbichler (ITA). „Ich kann es gar nicht glauben, heute Früh hat es so ausgesehen, als ob ich gar nicht starten könnte, ich habe schon überlegt meinen Platz einem jungen Läufer zu überlassen“, resümierte der Seriensieger. In seinem Trainingssturz hatte er eine Verletzung am Fuß erlitten, humpelte zum Start des heutigen Rennens und erhielt im Zieleinlauf beim ersten Lauf neuerlich einen Schlag auf das ohnehin lädierte Bein. „Wir haben dann den Fuß anders getaped und dann ist einigermaßen gegangen. Aber vor dem Rennen habe ich gedacht, dass ich mit einem Top-Fünf-Ergebnis heute mehr als zufrieden sein muss.“
Den Platz hinter Blasbichler nahm wie bereits in Unterammergau Florian Breitenberger (ITA) ein, der mit einem so guten Abschneiden gar nicht gerechnet hätte: „Für mich ist der zweite Platz überraschend, denn nach den Trainingsergebnissen sah es nicht so gut aus für mich. Aber ab und zu braucht man auch ein bisschen Glück, meine Schienen liefen von oben bis unten optimal.“
Mit weiterhin konstanten Leistungen beeindruckte Martin Psenner, der im dritten Rennen der Saison zum dritten Mal auf dem dritten Platz landete. „Ich habe mich gesundheitlich erholt, ich hatte Rückenprobleme, die ich jetzt in den Griff bekommen habe“, ist die Erklärung des Südtirolers für die guten Leistungen in der heurigen Saison.
Bestzeit im zweiten Lauf erzielte Patrik Pigneter (ITA), der sich damit vom elften auf den vierten Platz nach vorne katapultierte. Für Gerhard Pilz (AUT) hingegen war das Rennen in der ersten Kurve des zweiten Laufes bereits verloren: „Irgendwas hat bei der Schiene nicht gepasst und ich hatte in der ersten Kurve gleich einen schweren Fehler.“
Foto: Bernhard Kogler