Reaktivierung oder Modernisierung Bahn in Hammarstrand (SWE)

Besichtigung Hammarstrand, Sommer 2021

Hammarstrand (FIL) Die ursprüngliche Kunstbahn mit Natureis im schwedischen  Hammarstrand wurde zwischen 1962 und 1964 gebaut. Sie war 1200 Meter lang und bestand aus 13 Kurven. Die Strecke war bekannt dafür, schnell und technisch anspruchsvoll zu sein. 

Der Direktor des schwedischen Eislauf-, Schlitten- und Rollsportverbandes, Niclas Bentzer, bringt es auf den Punkt: „Von den einen wurde die Bahn in Hammarstrand sehr geschätzt, von den anderen wurde sie gehasst. Da die Athleten und das Material im Laufe der Jahre immer besser wurden, war die Bahn zu schnell und der Start der Herren musste auf 900 Meter verkürzt werden“. 

1967 fanden die ersten Rennrodel-Weltmeisterschaften in Hammarstrand statt. Diese Welt-Titelkämpfe der Rennrodler waren ein großer Erfolg und es folgten Weltmeisterschaften in den Jahren 1975 und 1981. Auch Wettbewerbe im Weltcup, Europameisterschaften und Juniorenwettbewerbe wurden in Hammarstrand veranstaltet. 

Hammarstrand Bahnbau

Die Bahn war von Anfang an komplett in Holzbauweise errichtet worden. Einige der geraden Teile wurden in den 1990er Jahren auf Beton umgestellt. Die Konstruktion ist jedoch nicht mehr zeitgemäß und die Herstellung von Eis ist anspruchsvoll, da zunächst eine Wand aus einem Schnee-Wasser-Gemisch errichtet werden muss, um die Holzkonstruktion abzudecken. Die fehlende Kühlung in Verbindung mit den Klimaveränderungen hat den Bahnarbeitern in den letzten Jahren mehr als einmal große Schwierigkeiten bereitet. 

Der Vorsitzende der FIL-Bahnbaukommission Markus Aschauer überzeugte sich vor Ort in der Gemeinde Ragunda, zu der Hammarstrand gehört, über die Gegebenheiten und Möglichkeiten für die Zukunft des einzigen skandinavischen Rennrodel-Standortes außer Lillehammer (NOR): „Gemeinsam mit Robert Manzenreiter und dem Vorsitzenden der IBSF Bahnbaukommission Giacomo Dariz haben wir uns vor Ort davon überzeugt, dass Hammarstrand ein attraktiver Schlittensport-Standort mit vielen engagierten Helfern ist. Das Problem für die aus Natureis von Hand aufgebaute Bahn ist der Golfstrom in Norwegen. Wenn der warme Wind aus Richtung Trondheim nach Schweden zieht, kann die Lufttemperatur innerhalb von 24 Stunden um 20 Grad steigen. Das Natureis taut dann innerhalb von Stunden und macht 1.200 bis 1.500 Arbeitsstunden des Bahn-Aufbaus zu Nichte“.

Hammarstrand Luge track Summer

Aktuell läuft in Schweden eine Projektstudie die sich parallel mit den zwei großen Fragen beschäftigt: Zum Einen ist das die Umsetzung absolut notwendiger Maßnahmen, um die Strecke in Hammarstrand in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten. Hier geht es beispielsweise um den Austausch einiger Holzstrukturen, die Verbesserung der Beleuchtung, des Kommunikationssystems für die Sicherheit. Zum Zweiten läuft eine Pilotstudie, um eine langfristige Lösung für eine neue moderne Bahn für Rennrodeln, Skeleton und Bob zu finden. Das Projekt wird aus den europäischen Struktur- und Investitionsfonds finanziert.  

Markus Aschauer sieht das Projekt positiv: „In Schweden gibt es unglaublich engagierte und motivierte Helfer, es gibt Athleten:innen und es wird aus meiner Sicht nur eine unterstützende Kälteanlage gebraucht, die warme Phasen überbrückt.
Im Unterhalt der Strecke wird nicht viel an Energiekosten anfallen. In Wärmeperioden müsste nur etwas dazu gekühlt werden, das würde sicher gut funktionieren“, so der Bahnbau-Experte.

Hammarstrand Luge Track

Niclas Bentzer ergänzt: „Die von uns durchgeführten Klimastudien zeigen deutlich, dass die Durchschnittstemperatur in Hammarstrand in den Wintermonaten ansteigt, wie im Rest der Welt. Das macht es schwer, eine Piste ohne die Möglichkeit von Kunsteis zu betreiben“. 

Die Pilotstudie sollte im März 2022 abgeschlossen sein. Der Sportdirektor des schwedischen Verbandes ist zuversichtlich: „Im März 2022 wissen wir hoffentlich mehr über die Art der Strecke, die wir bauen könnten, die mögliche Finanzierung, die Eigentumsverhältnisse, die Betriebspläne, die eventuelle Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Region. Wenn wir entscheiden, dass es ein Potenzial für eine neue Bahn gibt, würde ich sagen, dass der Baubeginn noch mindestens zwei Jahre entfernt ist. Wahrscheinlich sogar mehr. Aber bis dahin müssen wir hart daran arbeiten, die bestehende Bahn in Betrieb zu halten, um das Engagement für den Sport zu stärken und potenziellen Partnern zu zeigen, was eine funktionierende Bahn für den Schlittensport, die Gemeinde und die Region bedeuten könnte“, sagt Niclas Bentzer. 

Fotos: Swedish Skating, Sliding and Rolling Sports Federation