Vorschau 7. EBERSPÄCHER Rodel Weltcup Oberhof (GER):
Rodelelite startet erneut in Thüringen / zweiter von drei Sprint-Weltcups am Sonntag

Oberhof (FIL/14.02.2024) Nach dem Weltcup ist vor dem Weltcup. An diesem Wochenende geht die Weltelite der Rodler vom 16. bis 18. Februar 2024 beim 7. EBERSPÄCHER Rodel Weltcup erneut auf Punktejagd im Oberhofer Eiskanal. Insgesamt 90 Schlitten aus 19 Nationen starten beim zweiten Weltcup in Oberhof. Gemeldet haben 122 Athlet:innen, davon 29 Damen und 29 Herren im Einsitzer sowie 11 Damen- und 21 Herren-Doppelsitzer. Neben den Weltcup-Rennen wird am Sonntag der zweite Sprint-Weltcup der Saison ausgetragen. Die Qualifikation erfolgt beim Weltcuprennen. Wer unter die ersten 15 Platzierten rodelt, ist auch beim Sprint am Sonntag startberechtigt.
Drei Sprint-Weltcups stehen in dieser Saison auf dem Programm. Beim Saisonauftakt auf der selektiven Olympiabahn in Lake Placid triumphierten Julia Taubitz und Max Langenhan (beide GER) im Einsitzer sowie Selina Egle und Lara Kipp (AUT) und die Letten Martins Bots und Roberts Plume im Doppelsitzer. Sie führen die entsprechende Sprint-Weltcupwertung an. Bei den Sprintwettbewerben der 52. FIL Rodel Weltmeisterschaften in Altenberg war keinem der Vorjahressieger die Titelverteidigung gelungen. Dies lag aber zum Großteil an Rücktritten und äußeren Umständen, da bei plus sieben Grad und teils heftigem Regen das Eis sehr gelitten hatte. Während sich im Einsitzer der Frauen Julia Taubitz (GER) den zweiten Sprinttitel ihrer Karriere holte, triumphierte der Österreicher David Gleirscher bei den Männern. Von Glück mit der Startnummer sprach anschließend der Lette Martins Bots, der zusammen mit seinem Partner Roberts Plume das schnellste Herren Doppel bildete. Im Doppel der Damen lagen die Italienerinnen Andrea Vötter und Marion Oberhofer vorne.
Taubitz, Langenhan, Degenhardt/Rosenthal und Steu/Kindl führen im Gesamtweltcup

Nach sieben von zwölf Weltcuprennen zeigt der Blick aufs Gesamtklassement, dass es spannend bleibt. Julia Taubitz stand als Einzige bei den Damen bei allen Weltcups auf dem Podest und führt mit 624 Punkten vor Madeleine Egle (AUT, 542 P.) und Teamkollegin Anna Berreiter (417 P.). Bei den Herren peilt Max Langenhan seinen ersten Sieg im Gesamtweltcup an. Der 24-jährige Thüringer ist der Einzige, der bei allen Rennen auf dem Podest landete, fünfmal davon ganz oben. Er führt mit 655 Punkten recht deutlich vor Jonas Müller (AUT, 479 P.) und Kristers Aparjods (LAT, 470 P.). Besonders spannend bleibt es bei den Doppelsitzern: Im Herren Doppel bauten die Österreicher Thomas Steu/Wolfgang Kindl nach ihrem Sieg in Oberhof mit 586 Punkten ihre Führung im Gesamtweltcup aus, gefolgt von Tobias Wendl/Tobias Arlt (GER, 475 P.) und Martins Bots/Roberts Plume (LAT, 470 P.). Im Damen Doppel übernahmen die Deutschen Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal nach ihrem vierten Saisonsieg wieder die Führung und liegen mit 565 Punkten knapp vor Andrea Vötter/Marion Oberhofer (ITA, 555 P.) und Selina Egle/Lara Kipp (AUT, 484 P.).
Eine Übersicht zu den Weltcup-Gesamtständen und den einzelnen Disziplinen gibt es hier Weltcup Gesamtstände - Rodeln (fil-luge.org)
Wetterkapriolen im Eiskanal

Bereits die zweite Woche in Folge hatten die Rodler:innen beim Weltcup vergangenes Wochenende mit wechselnden Witterungsbedingungen zu kämpfen. Bei Regen und sechs Grad plus wurde allen Bemühungen der Bahnarbeiter zum Trotz beim Herrenrennen am Sonntag deutlich, dass es bei hohen Temperaturen ein Startnummern-Poker-Rennen wird und später Gestartete erhebliche Nachteile haben. Das führte dazu, dass einige der Top-Athleten im ersten Lauf sogar absichtlich bremsten, um sich einen früheren Startplatz für den zweiten Lauf zu sichern. Diese Taktik ging nicht immer auf und sorgte für viele Diskussionen abseits des Eiskanals.
„Wenn das Wetter so ist, wie heute, ist es nie ganz fair. Wir hätten vom Reglement her tatsächlich die Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen. Hätten wir es im ersten Lauf der Herren so geändert, dass die Besten am Anfang fahren, hätte es bedeutet, dass sie im zweiten Lauf ganz am Ende gestartet wären. Wir haben Szenen gesehen, die waren nicht so schön, da einige Athleten gebremst haben. Wären sie gleich am Anfang gefahren, hätte es sich noch verschlimmert, weil sie im zweiten Lauf ganz am Ende gefahren wären“, erklärte FIL-Sportdirektor Matthias Böhmer dazu im ARD-Interview. „Grundsätzlich bin ich dagegen, mit den Regeln zu jonglieren, denn bei einer Abseitsregel im Fußball entscheide ich auch nicht diese Woche so und nächste so. Wir haben verschiedene Instanzen im Verband, und der Umgang mit solchen Wetterbedingungen ist definitiv ein Thema, das wir nach der Saison in der entsprechenden Kommission besprechen werden.“
Stimmen:

Max Langenhan (GER): „Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es in Oberhof im zweiten Lauf noch aufs Podium geht. Wir haben auch ein bisschen aktiv gebremst im ersten Lauf, und es hat trotzdem nicht gereicht. Wir wurden heute Opfer des Wetters auf der Heimbahn, aber das ist dann einfach so. Ich finde es trotzdem toll, dass Kristers gewonnen hat. Ich glaube, das ist auch sehr, sehr verdient. Natürlich ist es nicht fair, sich selbst zu bremsen, auch wenn man natürlich immer behaupten könnte, der Schlitten sei ausgebrochen oder das Eis war rutschig. Man muss, glaube ich, für die Zukunft darüber nachdenken, die Startreihenfolge zu ändern, dass einfach alle Topathleten zusammen sind. Es ist ein bisschen schade für den Sport, aber am Ende stehen immer die Gleichen oben. Es ist jetzt nicht so, dass einer der kleineren Nationen heute hier den Sieg geholt hat. Was den Gesamtweltcup betrifft, so ist nichts sicher. Man kann sich im Training verletzen oder schlechte Rennen fahren, aber ich habe ein kleines Polster eingefahren. Es kommen noch genügend Rennen, da kann sehr viel passieren, und so groß ist der Vorsprung nicht.“ (Quelle: ARD)
Felix Loch (GER): „Heute war es mehr Pokern als Rennrodeln. Ich kritisiere nicht oft, aber heute hätte man sich wirklich überlegen müssen, ob man nicht die Gesetzten im ersten Lauf vorneweg fahren lässt. Das ist die generelle Forderung von uns Spitzenathleten. Ich finde es ein bisschen lächerlich, wenn du im ersten Lauf bremsen musst, um im zweiten Lauf eine gute Startnummer zu haben. Wir wollten hier am schnellsten nach unten fahren und nicht auf Platzierung nach dem ersten Lauf. Es ist natürlich ärgerlich, auch für die Zuschauer, aber toll, dass Max noch vorne reingekommen ist. Ich bin mit dem siebten Platz unter den Umständen auf jeden Fall zufrieden.
Der Weltverband sollte sich überlegen, wie man das besser hinbekommt. Das wäre relativ einfach, und das Reglement würde es sogar hergeben, dass die Gesetzten bei wirklich sehr, sehr schlechten Witterungsbedingungen vorne wegfahren. Das hätte man heute machen können. Wir haben es letzte Woche in Altenberg erlebt, nächste Woche schaut es wieder so aus - also ich hoffe, dass sie was lernen und darauf reagieren. Was Max betrifft, so gehe ich davon aus, dass er auch künftig vorne reinfährt. Wir haben nächste Woche noch mal hier Rennen und den Sprint, also es gibt nochmal 200 Punkte. Da wird Max richtig viele Punkte machen, und dann sollte er es im Sigulda nach Hause fahren. Schließlich hat er dort auch letztes Jahr gezeigt, dass er die Bahn gut draufhat. Es würde mich mega freuen, wenn er dieses Jahr den Gesamtweltcup holt, das hätte er sich nach der Saison mehr als verdient.“ (Quelle: ARD)

Kristers Aparjods (LAT): „Für mich ist das in Ordnung. Ich bin ein Outdoor-Sportler, und die Bedingungen wechseln nun einmal. Das kann man nicht ändern. Es gibt solche und solche Rennen. Ich werde mit den Regeln klarkommen. Ich mache die Regeln nicht. Heute hätte ich nicht erwartet, dass ich im zweiten Lauf so schnell bin. Der Sieg ist schön, und ich freue mich sehr. Ich habe auch nicht gebremst. Und ein anderes Mal läuft es wieder anders. Das ist der Sport.“
David Gleirscher (AUT): „Ich bin total zufrieden mit dem Ergebnis. Bei so einem Rennen aufs Podest zu fahren, da gehört auch etwas Glück dazu. Die Bedingungen waren sehr fragwürdig, ich glaube für die Zukunft wäre es schon langsam an der Zeit, dass sich der internationale Verband Lösungen überlegt, dass man das vielleicht im ersten Lauf etwas anders anlegt. In der Staffel war ich etwas zu langsam, wir haben beim Material noch ein wenig was probiert, das hat aber nicht so eingeschlagen. Trotzdem sind wir mit dem dritten Platz sehr zufrieden.“

Jessica Degenhardt (GER): „Das sind heute wirklich Freudentränen, die pure Erleichterung. Die letzten drei Wochen in Altenberg waren nicht leicht für uns, und wir haben versucht, uns hier zurück zu kämpfen. Dass es jetzt so ausgeht, ist eine Riesenerleichterung. Wir haben an uns gezweifelt in Altenberg mit dieser blöden Kurve neun. Heute lief im zweiten Lauf nochmal alles super, und wir haben uns auch ein bisschen selbst wiedergefunden.“
Norbert Loch, Cheftrainer Deutschland: „Für uns ist es natürlich schön, wenn man wie hier in Oberhof vor so einer Kulisse fahren kann. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir unsere deutschen Weltcups auch haben. Auch für den internationalen Verband und für alle Athleten ist es hier immer ein Event, und da macht das Rodeln einfach mehr Spaß. Ansonsten war aufgrund des Wetters ein gewisses Taktieren angesagt, vor allem bei den Herren. In diesem großen Feld war es klar ein Startnummern-Rennen. Gut, am Ende sind immer wieder diejenigen vorn, die auch im Weltcup vorne sind. Wir sind mit dem 2. Platz von Max mit einem blauen Auge davongekommen. Mit ein wenig mehr Glück, wäre mehr gegangen. Apropos Glück: Bei der Team-Staffel hatten wir es sicher. Die Letten hatten einen Fehler in der Geraden, das war wohl das Zünglein an der Waage. Es war eine tolle Leistung unserer Mannschaft, die gezeigt hat, dass sie es kann.“
Christian Eigentler, Cheftrainer Österreich: „Wir haben uns auch an diesem Wochenende Podestplätze in allen Disziplinen zum Ziel gesetzt und dieses Ziel wieder erreicht, was in Anbetracht der Umstände nicht selbstverständlich ist und uns absolut zufriedenstellt. Wir hatten es ursprünglich nicht vor, waren aufgrund des Rennverlaufs bei den Herren aber fast gezwungen, das Ganze ebenfalls taktisch anzulegen. Ein Umstand, den weder unsere Sportler:innen noch das Trainerteam gutheißt. Auf der anderen Seite blieb uns, um bei der Musik dabei zu sein, keine andere Wahl. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir einen Freiluftsport betreiben. Wenn sich im Reglement tatsächlich etwas ändern soll, sind wir alle gefordert, über Lösungen nachzudenken. Es wird viel diskutiert, was prinzipiell positiv ist, allerdings braucht es konkrete Ideen. Daran gilt es gemeinsam zu arbeiten.“

Zeitplan & TV-Übertragungen
7. EBERSPÄCHER Rodel Weltcup, Oberhof 2 (GER)
Lokale Startzeit (=CET/MEZ)
Freitag, 16. Februar 2024
09:00 Uhr Nationencup
14:30 Uhr Training Gesetzten-Gruppe
Samstag, 17. Februar 2024
09:15 Uhr Herren Doppel, 1. Lauf
10:03 Uhr Damen Doppel, 1. Lauf
11:00 Uhr Herren Doppel, 2. Lauf
11:51 Uhr Damen Doppel, 2. Lauf

13:15 Uhr Herren, 1. Lauf
14:48 Uhr Herren, 2. Lauf
Sonntag, 18. Februar 2024
09:30 Uhr Damen, 1. Lauf
10:55 Uhr Damen, 2. Lauf
12:30 Uhr Sprint Herren
13:20 Uhr Sprint Herren Doppel
13:50 Uhr Sprint Damen Doppel
14:35 Uhr Sprint Damen
Alle Angaben ohne Gewähr!
Link zu weiteren Infos, Ergebnissen und den Infos zu TV-Übertragungen:
fil-luge.org/de/ergebnisse/eberspaecher-weltcup-30
Link zu den Biographien der Athleten:innen: Athletenübersicht & Erfolge - Int. Rodelverband FIL (fil-luge.org)