Mit dem Finale in Umhausen (AUT) ist am 19. Februar der FIL Weltcup 2022/2023 im Naturbahnrodeln zu Ende gegangen. Für drei Größen dieses Sports war es das letzte Rennen ihrer Karriere. Greta Pinggera (ITA), Alex Gruber (ITA) und Thomas Kammerlander (AUT) stellen die Rodel in den Keller.  „Damit ist auch eine Ära zu Ende gegangen“, zieht Naturbahn-Sportdirektor Andreas Castiglioni Bilanz.

Umhausen Finale 2023

(v.l.) Alex Gruber (ITA), Greta Pinggera (ITA) und Thomas Kammerlander (AUT)

Berchtesgaden (FIL/02.03.2023) FIL: Werfen wir einen Blick zurück auf die vergangenen drei Monate, was bleibt von der Saison 2022-2023 in Erinnerung?
Andreas Castiglioni: „Nun, zuerst natürlich, dass wir nach zwei Corona-Saisonen mit Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht usw. endlich wieder einen Weltcup ohne Restriktionen und Auflagen hatten. Auch das Publikum war wieder an der Bahn.“

FIL: Stichwort Publikum, wie haben die Fans die Rennen angenommen?
Andreas Castiglioni: „Ich glaube, jeder hat die Vorfreude der Menschen gespürt, dass vor Ort wieder Spitzensport geboten wird. Vor allem an den Bahnen, die bequem zu erreichen sind, wie Jaufental/Val Giovo (ITA), Deutschnofen/Nova Ponente (ITA) und Umhausen (AUT) war die Stimmung bei den Zuschauern fast besser, als vor der Pandemie.“

FIL: Wie fällt Ihre Bilanz aus sportlicher Sicht aus?
Andreas Castiglioni: „Eindeutig positiv: Bei den Weltmeisterschaften etwa trugen sich vier Nationen (Italien, Österreich, Slowenien und Deutschland) in den Medaillenspiegel ein, auch bei der Junioren-EM standen diese vier Länder am Podium. Der Weltcup hätte kaum spannender verlaufen können, mit Lambacher/Lambacher (ITA) gab es im Doppelsitzer einen Premierensieger, Routinier Patrick Pigneter hat nach einer vierjährigen Durststrecke wieder ein Weltcuprennen gewonnen und mit Slowenien und Slowakei standen mehrmals auch die sogenannten „kleinen“ Nationen am Podest.“

FIL: Es gab wieder Verschiebungen bzw. Absagen im Rennkalender, verbunden mit Kritik am Internationalen Rodelverband FIL. 
Andreas Castiglioni: „Wir sind ein Freiluftsport, wir sind Naturbahnrodler. Da sagt schon der Name „Natur“, dass wir uns eben der Natur anpassen müssen. Da passiert es schon Mal, dass eine Bahn nicht rechtzeitig fertig wird, weil es zu mild ist. Es mussten in der Vergangenheit auch Rennen verschoben werden, weil zu viel Schnee lag. Stichwort WM in Rumänien: Titelkämpfe vergibt die FIL zwei Jahre im Voraus, anders wäre das auch nicht möglich. Aber wer wusste schon beim Kongress im Sommer 2021, wie die Temperaturen in Vatra Dornei im Jänner 2023 sind? Es wird immer Kritiker geben, man kann nicht immer allen alles recht machen. Mein Fazit ist, dass wir trotz allem eine sehr schöne Saison mit tollen Rennen hatten“.

FIL: Kann man aber irgendwo den Hebel ansetzen?
Andreas Castiglioni: „Ich möchte hier keinen Schnellschuss abgeben.
Wir besprechen gerade verschiedene Ansätze, bei der Kommissionssitzung Ende März werden diese ein wichtiges Thema sein. Wir wollen uns weiter entwickeln, die Kommission wurde neu aufgestellt und es gibt Arbeitsgruppen die sich mit den diversen Themen intensiv beschäftigen (Material, Rennformate, Zukunft, Sponsoring, Breitensport, usw.)“.

FIL: Nun haben beim Finale in Umhausen gleich drei Größen des Naturbahn-Rodelsports ihre Karriere beendet. Zukunftssorgen?
Andreas Castiglioni: „Alle drei, Pinggera, Gruber und Kammerlander, haben diesen Sport in den letzten 10-15 Jahren geprägt und großartige Erfolge gefeiert: Zusammen bringen sie es auf fünf Weltmeistertitel, sieben Gesamtsiege und 48 Weltcupsiege! Damit geht ohne Zweifel eine Ära zu Ende. Doch die Jugend rückt nach, Juniorenweltmeister Fabian Brunner (ITA) z.B. stand drei Mal im Weltcup am Podest. Juniorenweltmeisterin Riccarda Ruetz (AUT) hat auch schon einen Podestplatz am Konto, ebenso die Juniorenweltmeister im Doppelsitzer, Matevz Vertelj/Vid Kralj (SLO). Sorgen für die Zukunft mache ich mir keine, der Rodelsport verspürt einen großen Aufschwung.“