Während im Vorjahr das ladinische Dörfchen Lungiarü (auch bekannt unter dem deutschen Namen Campill oder dem italienischen Longiarú) noch in letzter Minuten als Weltcup-Veranstalter einsprang, weil die Übersee-Rennen mangels Schnee und Kälte abgesagt werden mussten, findet heuer ganz offiziell der Weltcup-Auftakt in den Dolomiten ganz in der Nähe von Alta Badia (wo eine Woche später der alpine Weltcup Station machen wird) statt. Die Organisatoren hatten sich bewährt.
Doch nichts wird so sein wie im Vorjahr. Erstmals seit Jahren wird der Weltcup ohne den langjährigen Hauptsponsor Red Bull über die Bühne gehen. Die Philosophie der roten Bullen war es, einer Randsportart den Weg zur Spitze zu erleichtern. Man sah, dass der Naturbahn-Weltcup nun bereit wäre, auf eigenen Beinen zu laufen und wendete sich anderen Gebieten zu, um dort Flügel zu verleihen.
Dass ausgerechnet in dieser Phase die (neuerliche) Ablehnung des IOC kam, Rennrodeln auf Naturbahn in das Olympische Programm aufzunehmen, war denkbar schlechtes Timing. So wurden angesichts dieser Frustration auch Stimmen laut, die der FIL vorwarfen, sich nicht zu 100% für die Olympia-Aufnahme eingesetzt zu haben. FIL-Präsident Josef Fendt nahm zum Saisonauftakt vor der Presse Stellung zu den wahren Hintergründen. Alle Fristen wurden eingehalten, allen Formerfordernissen genüge getan, man war mehrfach beim IOC angetreten, um Aufklärungsarbeit zu leisten, bei der letztjährigen WM in Latsch (ITA) war Tim Gayda, Programmdirektor der Olympischen Spiele 2010 in Vancouver vor Ort, um sich ein Bild über die Sportart zu machen. Er war sehr angetan, Vancouver sprach sich (anders als Turin vor vier Jahren) auch unterstützend aus. „Den Ausschlag für die dennoch negative Entscheidung des IOC gaben letztlich zwei Punkte“, erklärte Fendt: „Einerseits die Finanzen, denn eine Naturbahn kann genau für eine einzige Sportart genützt werden und die Errichtung der Strecke in Vancouver wurde mit 10 Millionen Dollar berechnet. Andererseits der Passus, der vorschreibt, dass eine olympische Disziplin von 25 Nationen auf vier Kontinenten ausgeübt werden muss.“ Die 25 Nationen konnten bei der einen oder anderen Meisterschaft bereits erreicht werden, doch rekrutierten sich diese aus den Kontinenten Europa und Amerika.
Auf diesen beiden Kontinenten werden sich auch die Wettkämpfe der kommenden Saison abspielen. Den Beginn macht Europa mit dem Weltcup-Auftakt und zwei Rennen im neuen Jahr (Kindberg und Olang). Im Anschluss daran begibt sich der Naturbahn-Tross nach Kanada, wo in einem Doppel-Weltcup die Generalprobe für die nächsten Weltmeisterschaften stattfinden wird. Der Austragungsort heißt zwar abermals Grande Prairie, die Rennstrecke wurde aber völlig neu gebaut und hat mit der von drei Jahren nichts gemein. Der Saisonabschluss findet Mitte März in Oberperfuss in Tirol statt.

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