Es sah aus wie eine Fortsetzung der letzten Saison: Patrick Pigneter (ITA) ging als der Halbzeitführende ins Rennen und war auf dem Weg zu einer neuen Bestzeit, bis er in der letzten Kurve vor dem Ziel zu Sturz kam. Er bewies seine Routine und hielt an seiner Rennrodel fest, denn laut Reglement muss der Läufer in Verbindung mit dem Renngerät das Ziel passieren, um in die Wertung zu kommen. Pigneter erzielte trotz Sturz die vierzehnte Laufzeit und belegte den siebten Gesamtrang.
Die glücklichen Sieger waren somit Michael Scheikl und Gerald Kammerlander (beide AUT), die zeitgleich in Führung lagen und gespannt auf Pigneters Zieleinlauf warteten. Für beide bedeutet dieser ex-aequo Sieg den ersten in ihrer Karriere. Michael Scheikl gelang dies überhaupt in seinem erst zweiten Weltcup-Start: „Voriges Jahr beim Saisonfinale durfte ich einmal hineinschnuppern und bin gleich Dritter geworden. Somit war das heute mein erster Start als fixes Mitglied der österreichischen Mannschaft“, sagte der Steirer, und: „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinnen kann, alleine sich in der österreichischen Mannschaft zu behaupten ist schon schwierig, ein Top Ten Ergebnis wäre schon super gewesen. Ich bin überglücklich.“
Ebenso glücklich war der zweite Sieger Gerald Kammerlander: „Nach zwei zweiten Plätzen in der letzten Saison ist das jetzt die perfekte Steigerung. Dabei habe ich gedacht, dass mir diese Strecke überhaupt nicht liegt. Ich war im Training hier vor ein paar Wochen volle drei Sekunden hinter Michi Scheikl und habe mir deswegen nicht viel erwartet. Aber dann ist es mir in den offiziellen Trainingsläufen hier recht gut gegangen. Ich habe ein bisschen was an den Schienen verändert, hätte aber nicht gedacht, dass das gleich einen so großen Unterschied macht“, erklärte der Tiroler.
Der dritte Platz ging ebenfalls an Österreich und an einen Debütanten auf dem Weltcup-Podest. Thomas Schopf katapultierte sich mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang (zeitgleich mit Thomas Kammerlander) vom sechsten auf den dritten Platz. „Im ersten Lauf die Einstellung bei der Rodel nicht ganz gepasst, das habe ich für den zweiten Lauf verändert.“ Gernot Schwab, Robert Batkowski und Thomas Kammerlander komplettierten mit den Rängen vier bis sechs das beste österreichische Ergebnis seit Jahren.
Auf die Entwicklung der deutschen Mannschaft darf man gespannt sein. Seit Oktober arbeitet der fünffache Weltmeister Gerhard Pilz aus Österreich als Trainer im deutschen Lager. „Die erste Saison dient vorerst der Standortbestimmung, um zu sehen, wo die besten Verbesserungsmöglichkeiten liegen“, verrät der Oberösterreicher, der seine Karriere vor zwei Jahren beendete. Mit Marcus Grausam befindet sich immerhin ein Athlet im Team, der bereits über einen Weltcup-Sieg verfügt.
Mit einem Sieg – dem neunten in ihrer Karriere – machte sich Renate Gietl (ITA) selbst ein Geschenk zu ihrem gestrigen Geburtstag. „Ich bin unglaublich erleichtert und froh, die Saison mit einem Sieg zu beginnen. Die Trainingszeiten haben schon gezeigt, dass alle sehr knapp beisammen liegen und dass es sehr schwer werden wird, hier zu gewinnen.“
Die Seriensiegerin der letzten Jahre, Ekatharina Lavrentjeva (RUS), musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. „Ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz, aber natürlich ist es nicht so schön wie ein Sieg. Ich bin gut gefahren, hatte aber dennoch oben einen Fehler“, erklärte die Russin, die im Training „nicht auf Zeit gefahren“ ist, sondern „verschiedenes Material probiert und die besten Bremsstellen gesucht“ hat, weswegen einiger ihrer Konkurrentinnen schon aufatmeten, weil die Russin nicht ihre üblichen Bestzeiten erzielte.
Den dritten Platz belegte Melanie Batkowski (AUT), die im Rennen an ihre Trainingszeit nicht mehr herankam: „Die Abstimmung ist bei diesen Bedingungen extrem schwierig. Die Bahn hat sich vom Training zum Rennen ein bisschen verändert, weswegen meine Abstimmung nicht mehr ganz so perfekt gepasst hat wie im Training.“
Fotos (c) Hermann Sobe