In idyllischer Winteratmosphäre ging heute in Campill, dessen ursprünglicher – ladinischer – Name eigentlich Lungiarü ist, der Weltcup-Auftakt auf Naturnbahn über die Bühne.
Die Weltcup-Gesamtsieger der letzten Saison Pawel Porschnev und Ivan Lazarev (RUS) starteten mit einem eindrucksvollen Sieg in die neue Saison. Als einzige blieben sie unter der Drei-Minuten-Marke (2:58,73) und deklassierten sie das übrige Starterfeld. „Wir haben uns zwei Wochen lang hier in Mitteleuropa intensiv vorbereitet und mit unserem Trainer hart gearbeitet“, erklärten die beiden, die auf unverändertes und gut bewährtes Material aus der Vorsaison setzten.
„Man merkt, dass die Russen schon viel trainiert haben, aber im Laufe der Saison wird sich das schon ausgleichen“, zeigte sich Reinhard Beer (AUT) zufrieden und zuversichtlich. Nach einem guten zweiten Lauf verbesserten sich Reinhard Beer und Herbert Kögl noch um einen Rang und belegten Platz zwei. „Wir haben das Material noch nicht optimal abgestimmt, aber zu Beginn der Saison haben fast alle Nationen noch Probleme mit dem Material“, erklärte Beer.
Unzufrieden mit dem Ergebnis waren die regierenden Weltmeister Andreas und Wolfgang Schopf (AUT), die im zweiten Lauf von Rang zwei auf Rang drei zurückgefallen waren: „Es wäre mehr drinnen gewesen, zumindest der zweite Platz wäre in Reichweite gewesen. Wo wir es verloren haben, müssen wir erst analysieren, es haben sich einige Kleinigkeiten summiert.“

Der Damenbewerb endete mit einem spannenden Finale zwischen den Schwestern Renate und Christa Gietl (ITA). Renate Gietl, Zweite nach dem ersten Lauf, legte ihrer Schwester eine Laufbestzeit vor, die letztendlich zum Sieg führte. „Ich bin so überglücklich, im Training ist es überhaupt nicht gut gelaufen und ich musste Qualifikation fahren. Aber jetzt habe ich anscheinend den perfekten Lauf erwischt“, jubelte die Südtirolerin. Ihre Schwester Renate hörte die Laufzeit ihrer Schwester über den Lautsprecher und fand nicht die nötige Lockerheit für den zweiten Lauf: „Ich bin jede Kurve ein bisschen härter gefahren als im ersten Durchgang, ich hatte oben schon Probleme und bis ins Ziel ergab das den Rückstand.“ Mit der nur achten Laufzeit fiel Christa Gietl auf den fünften Rang zurück. Schonung zwischen den Schwestern gab es keine. „Ich wusste, ich muss noch mal voll angreifen, wir lagen alle so dicht beisammen, da gibt es nur alles oder nichts“, meinte die Siegerin Renate Gietl.
Auf dem zweiten Platz landete Sandra Mariner (AUT), die auf neuem Material wieder zu alter Form gefunden hat. „Im Vorjahr hatte ich nur Probleme mit meinem Material, also habe ich heuer wieder Material gewechselt. Hier in Campill passt es bereits gut, aber wir konnten bisher nur hier hier trainieren. Jetzt wird sich zeigen, wie ich auf anderen Bahnen mit der neuen Rodel zurecht komme“, meinte die Tirolerin, die von ihrem vor Jahren schon angekündigten Rücktritt nichts mehr wissen will. „Jetzt rodle ich so lange es mir Spaß macht und momentan macht es viel Spaß.“
Ebenfalls mit neuem Material ist die dominierende Sportlerin der letzten Saison unterwegs, Ekatherina Lavrentjeva (RUS). Im Training kam sie über Rang fünf nicht hinaus, beendete das Rennen jedoch als Drittplatzierte. „Ich habe neues Material, habe im Training ein bisschen probiert und hatte nur einen einzigen Lauf mit der neuen Rodel. Die Abstimmung ist noch nicht perfekt, ich habe noch Fehler gemacht“, erklärte die Russin, die mittlerweile hervorragend deutsch spricht. Der Konkurrenz bleibt wohl nur zu hoffen, dass sie mit der Feinabstimmung ihres neuen Renngerätes noch eine Weile brauchen möge.