Team Italien in der Corona-Krise: „Wir konnten zwei Monate praktisch gar nichts machen!“

Berchtesgaden (FIL) Italien wurde schon zu Beginn des Jahres 2020 besonders von der Coronavirus-Krise überrollt. Mit mehr als 16.000 Toten zählt die italienische Lombardei zu den am härtesten betroffenen Regionen in Europa. Gesamt waren es mehr als 34.000 Menschen, die bisher im ganzen Land an der Lungenkrankheit COVID-19 gestorben sind.
So fiel der Lockdown in ganz Italien strenger und länger aus als in anderen europäischen Ländern. Ab dem 10. März waren die Italiener für knapp zwei Monate praktisch zu Hause eingesperrt. Anfang Mai gab es dann erste Erleichterungen. Doch die Sorge vor einem Rückschlag ist immer noch groß im ganzen Land. 


Italiens Cheftrainer Kurt Brugger erzählt: „In Sachen Lockdown wurde ganz Italien gleich behandelt. Man durfte das Haus praktisch nicht verlassen, maximal kurz und nur zum Einkaufen. Da hat man regional keine Unterschiede gemacht, auch wenn es in Südtirol zum Glück nur ein paar Hotspots in den Touristenorten gab. Die Lockdown-Regeln wurden sehr streng kontrolliert. In Italien ist man jetzt immer noch besorgt und vorsichtig. Alle halten sich an die Maskenpflicht und Abstandsregel und sind sehr diszipliniert. Nur mit den vielen Touristen kommen jetzt auch wieder mehr Fälle.“


In der Hochzeit des Lockdowns konnte man praktisch gar nichts machen. Die Sportler und Sportlerinnen haben individuell, so gut es ging von März bis Mai zu Hause ein bisschen etwas trainiert. Kurt Brugger berichtet: „Die Saisonvorbereitung war nicht möglich wie in den letzten Jahren. Im Materialbau hängen wir ziemlich hinterher. Wir konnten drei Monate gar nichts machen. Niemand durfte irgendwo hin fahren oder in der Werkstatt arbeiten. Das war alles verboten. Seit zwei Monaten ist das wieder möglich. Jetzt trainieren wir wieder in der Gruppe mit bis zu sechs Personen. Es dauert alles etwas länger, wir müssen vor und nach jedem Training Fieber messen, Anwesenheits- und Gesundheitsprotokolle an unseren Verband FISI nach Mailand mailen. Aber so geht es schon. Wir sind froh, unter Auflagen wieder gemeinsam trainieren zu können.“


Der Cheftrainer und sein Team hoffen, dass es ab jetzt „ein bisschen normal weiter geht“ und bedanken sich bei Oswald Haslrieder und Willi Huber, die derzeit unter Hochdruck und mit vielen Überstunden in der Werkstatt in Vahrn bei Brixen an den Schlitten bauen. Der Olympiasieger von 1994 berichtet: „Ossi und Willi leisten eine super Arbeit im Materialbau. Sie versuchen die verlorene Zeit in der Saisonvorbereitung wieder aufzuholen. Dafür ist es finanziell derzeit natürlich schwierig. Gleich zu Beginn der Krise, mussten wir sämtliche Verträge mit Honorartrainern auf Eis legen. Trainerverträge wurden nicht mehr verlängert.“

 

Kurt Brugger head coach at the start

Außerdem sei es in der aktuell ungewissen Zeit sehr schwierig neue und langfristige Sponsorenverträge zu schließen. „Die Planungssituation ist sehr ungewiss. Für den Winter ist kaum vorhersehbar was kommt. Ich konnte noch keine Hotels oder Flüge für die Saison buchen, weil man überhaupt nicht weiß wie es wird. Bisher habe ich nur Hotelanfragen gemacht und in Aussicht gestellt, dass wir eventuell kommen. Europaweit, also im Schengenraum, ist aktuell ja alles wieder recht liberal. Daher denke ich schon, dass der Saisonstart in Igls, unter den Hygieneauflagen der FIL, stattfinden könnte. Aber welche Nationen, auf Grund eventueller Reisebeschränkungen, daran vielleicht nicht teilnehmen können und wie es dann weiter geht, das müssen wir abwarten.“