Team Schweden: „Im Moment denken wir ernsthaft über eine Wiedereröffnung der Bahn in Hammarstrand nach“

Stockholm (FIL) Schweden ging in der Covid-19 Pandemie einen anderen Weg als die meisten europäischen Länder. Die schwedische Regierung hat sich vor allem auf Empfehlungen, Freiwilligkeit und Verantwortungsbewusstsein verlassen und damit den Leistungssportlern und -sportlerinnen viele Freiheiten eingeräumt. Es gab keinen Lockdown, die Trainingszentren waren immer offen, Maskenpflicht gab es nie und bis zu 50 Personen durften sich immer treffen.

Der Generalsekretär des Schwedischen Schlittensport Verbandes Niclas Bentzer berichtet: „Unsere Athleten hatten eigentlich nie eine längere Pause. Nach dem Weltcupfinale im März 2020 am Königssee beendeten wir die Eissaison mit einem Trainingslager in Sigulda und den Schwedischen Meisterschaften. Danach begann unsere Athletiktrainerin Helena Westerberg  gemeinsam mit den Athleten die Arbeit, um sich auf eine neue Saison vorzubereiten. 
Wir haben unsere eigene Sommerstartrampe für den Rennrodelsport. Da wir die einzigen sind, die dort trainieren, war das Starttraining kein Thema. In unserer Sporthalle konnten wir im Frühjahr und Sommer die meisten anderen körperlichen Fähigkeiten wie Kraft, Koordination, Ausdauer und Beweglichkeit nach unseren Wünschen trainieren. Unsere Nationalmannschaft ist sehr klein. Wir sind nur sechs Athleten/innen und zwei jüngere Sportler im Entwicklungsteam. Wir waren immer in der Lage, gemeinsam so zu trainieren, wie wir es wollten und geplant haben. Aber natürlich haben wir mit besonderer Sorgfalt geplant, um das Infektionsrisiko zu verringern. Zum Beispiel haben wir viel im Freien und mit Abstand untereinander trainiert”.

Niclas Bentzer selbst arbeitet im Homeoffice. Die schwedischen Behörden haben empfohlen, dass jeder, bei dem es möglich ist, von Beginn der Pandemie an von zu Hause aus arbeiten sollte. Bentzer sagt: „Diese Empfehlung bleibt weiter bestehen und wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile gelten. Wie bei allem gibt es Vor- und Nachteile. Aber weniger Reisen bedeutet mehr Zeit zu Hause mit der Familie und auch die Möglichkeit, mehr Zeit im Freien zu verbringen.“

Trotz der moderaten Regelungen und dadurch sehr guten Trainingsbedingungen über den Sommer, bleibt auch für das schwedische Rennrodel-Team die Planung der Saison eine der größten Herausforderungen: „Alles ist unsicher und zu Zeiten, in denen wir im Normalfall alle Reisen geplant und gebucht haben, wussten wir nicht einmal, wo und wann die Wettkämpfe stattfinden werden. Covid-19 hat die Planung und Logistik schwierig gemacht. Jetzt müssen regelmäßige Tests als ein zusätzlicher wichtiger Faktor in die Reiseplanung einbezogen werden. Steigende Kosten für Covid-Tests sind eine Herausforderung. Wir geben das Geld lieber für andere Dinge aus, wie zum Beispiel für Bahnzeiten, Schlitten-Technik und Trainer/innen. Aber natürlich müssen wir alle alles tun, damit wir uns gegenseitig sicher und gesund erhalten“, so der Generalsekretär des schwedischen Verbandes.

Eine weitere große Herausforderung sind die Reisebeschränkungen. Niclas Bentzer erzählt: „Da wir zu Hause in Schweden keine funktionsfähige Bahn haben, benutzen wir Lillehammer seit vielen Jahren als Heimbahn. Aber wenn wir Norwegen nicht ohne 14 Tage Selbstisolierung erreichen können, ist es unmöglich dorthin zu fahren. Das betrifft vor allem unsere Vereine und jüngere Teilnehmer. Wir riskieren ernsthaft, dass Athleten aus dem Kunstbahn-Rennrodeln aussteigen, weil es keine Bahnen für Training und Wettkämpfe gibt. Das macht es auch sehr schwierig, neue Rennrodler für die Kunstbahn zu rekrutieren. Die Coronavirus-Krise könnte dadurch auf Jahre hinaus negative Auswirkungen auf unseren Sport haben. Im Moment prüfen wir ernsthaft die Möglichkeit, die Bahn in Hammarstrand wieder zu eröffnen. Wir müssen alles tun, was wir können, um unsere Vereine und Athleten zu unterstützen“.