
Vitola und Aparjods sorgen für lettisches Wochenende zum Saisonabschluss
Sigulda (FIL/03.03.2024) Die rund 4500 Zuschauer an der Rennrodelbahn in Sigulda machten mächtig Stimmung. Während der letzten Einzelrennen der Damen und der Herren beim EBERSPÄCHER Rodel Weltcup. Und erst recht danach. Denn die Sieger in beiden Rennen kamen aus Lettland: Elena Vitola und Kristers Aparjods.
Als Elina Vitola nach ihrem zweiten Durchgang im Rennen der Damen den Auslauf hinauffuhr, erwarteten alle lettischen Teamkolleginnen, Trainer und Betreuer die 23-Jährige. Platz zwei zum Saisonabschluss war ihr sicher. Schließlich stand nur noch die Fahrt von Julia Taubitz, der Gewinnerin des Gesamtweltcups, aus. Doch die 28-jährige Deutsche verpatzte ihren Start komplett. Diesen Rückstand konnte sie nicht mehr aufholen, wurde am Ende Neunte. „Es ärgert mich sehr“, sagte Taubitz, „die ganzen Fehler, die ich vom Start bis ins Ziel eingebaut habe, hätten nicht sein müssen.“

Umso größer fiel der Jubel beim lettischen Team aus. Für Vitola war es in 1:23,176 Minuten der zweiten Weltcupsieg nach St. Moritz vor drei Jahren. „Mein heutiger Lauf fühlte sich deutlich flüssiger an, obwohl es noch Verbesserungspotenzial gibt, vor allem am Start“, sagte Vitola. Mit dem Rückenwind des Erfolges zum Saisonabschluss sagt sie: „Mein Ziel im nächsten Jahr ist es, regelmäßiger auf dem Podium zu stehen.“
Dahinter hatten zwei deutsche Rodlerinnen im zweiten Lauf mächtig aufgeholt. Anna Berreiter fuhr von Platz vier noch auf Position zwei vor, hatte gerade einmal 0,074 Sekunden Rückstand. „Es ist ein krönender Abschluss“, sagte Berreiter, „ich habe alles gegeben, so gehe ich gerne aus der Saison raus.“ Noch als Dritte (0,115 Sekunden zurück) schaffte es ihre Teamkollegin Merle Fräbel aufs Podest. Dazu bedurfte es allerdings in 41,472 Sekunden eines Bahnrekords. Den hatte am Tag zuvor erst Taubitz auf 41,487 Sekunden verbessert. „Der Bahnrekord ist noch das I-Tüpfelchen“, jubelte Fräbel, „es ist geil, jetzt zwei Bahnrekorde zu halten - Altenberg und Sigulda.“

Ebenfalls verbessern konnte sich Ashley Farquharson. Die US-Amerikanerin schob sich von Platz acht noch auf die Position vier (0,149) nach vorne. Ihre gute Ausgangsposition als Dritte hat dagegen Sigita Berzina verspielt. Die Lettin fiel noch auf Platz fünf (0,186) zurück. Dahinter reihte sich die Weltmeisterin Lisa Schulte (0,203) ein.
Trotz ihres neunten Platzes hat Julia Taubitz im Gesamtweltcup den Sprung über die 1000-Punkte-Marke geschafft. Mit 1034 Zählern ist sie neben Natalie Geisenberger (Deutschland) erst die zweite Rodlerin, der dies gelungen ist. Zweite wurde durch ihren starken Schlussspurt Berreiter (791) vor Madeleine Egle (Österreich/742) und Vitola (622).
Auch Kristers Aparjods konnte durch das Spalier des lettischen Betreuerteams fahren. Obwohl er in 47,493 Sekunden Bahnrekord gefahren war, war auch bei ihm zu diesem Zeitpunkt lediglich klar, dass er mit seiner Zeit von 1:35,169 Minuten auf dem Podium stehen würde. Doch weder Felix Loch (Deutschland) noch Dominik Fischnaller (Italien) konnten ihn aus der Leadersbox verdrängen. Loch wurde mit 0,146 Sekunden Rückstand Zweiter, Fischnaller rutschte noch auf Platz vier (0,286) zurück.

Dazwischen konnte sich Nico Gleirscher platzieren. Der Österreicher war 0,245 Sekunden langsamer als Sieger Aparjods. „Kristers hat einen tollen Lauf runtergebracht“, zollte Gleirscher Respekt. Auch Loch sagte anerkennend: „Kristers war heute überragend, er hat verdient zuhause gewonnen.“ Der dreifache Olympiasieger selbst hatte einen zweigeteilten Lauf. „Oben hatte ich wirklich Turbulenzen, die ersten Kurven waren etwas haarig“, berichtete er, „aber dann war es ein geiler Lauf.“
Und auch Gleirscher nahm nach den beiden Sigulda-Wochen positives mit nach Hause: „Ich habe endlich die richtige Schlitten-Abstimmung für Sigulda gefunden.“ Ansonsten konnten sich alle Rodler für das neue Format mit jeweils einem Lauf an zwei Tagen begeistern. „Das neue Rennformat ist cool“, urteilte Gleirscher, „am Samstag war es noch etwas ruhig, aber heute kam richtige Rennstimmung auf.“ Gleirschers Bruder David kam auf Platz fünf (0,357) vor Gints Berzins (Lettland/0,528).
Gesamtweltcupsieger Max Langenhan konnte wegen einer Rückenverletzung nicht starten. Doch der scheidende deutsche Cheftrainer Norbert Loch hielt in per Video auf dem Laufenden.