Vorschau Herren: Ein Quartett möchte Felix Loch das Siegen wieder schwer machen
Berchtesgaden (RWH) Bei der Erinnerung huscht ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht von Semen Pavlichenko. Der denkwürdige Augenblick geschah beim Empfang des Gouverneurs der Region Leningrad. Da steckte ihm der Chef der Region seine Handynummer zu und fügte hinzu, er, Semen Pavlichenko, dürfe sich jederzeit mit jeder beliebigen Frage bei ihm melden. „Da begriff ich, dass ich eine wichtige Figur geworden bin“, sagt Russlands erster Rennrodel-Weltmeister.
Der 24-Jährige gewann im Winter 2014/2015 nicht nur WM-Gold in Sigulda (LAT), sondern auch noch den EM-Titel, als er obendrein auf der Olympiabahn in Sochi (RUS) seinen ersten Erfolg im Viessmann-Weltcup feierte. Neben dem Russen trugen sich im Jahr eins nach den Rücktritten der Seriensieger Armin Zöggeler (ITA) und Albert Demchenko (RUS) noch vier weitere Herren mit Premieren-Erfolgen in die Weltcup-Historie ein.
Tucker West (Foto rechts) gewann als erster US-Amerikaner nach 17-jähriger Pause wieder einen Viessmann-Weltcup, Sam Edney (CAN) trug sich als erster Kanadier überhaupt in die Siegerliste ein, und Wolfgang Kindl, der auch noch WM-Bronze holte, sorgte für den ersten österreichischen Herren-Erfolg im Viessmann-Weltcup nach neun Jahren. Chris Mazdzer schließlich gewann seinen ersten Weltcup beim FIL-Sprint in Calgary.
Sie alle versalzten im Vorjahr Olympiasieger Felix Loch, der zwar dank sieben Saisonsiegen zum vierten Mal die Gesamtwertung im Viessmann-Weltcup gewann, die Erfolgssuppe. Mit Ausnahme von Edney, der ein Sabbatjahr einlegt, möchten alle dem Deutschen auch in der kommenden Saison das Siegen so schwer wie möglich machen. „Ich will immer gewinnen“, sagte stellvertretend Semen Pavlichenko vor dem neuen Rennrodel-Winter, der neben dem Saisonhöhepunkt mit der WM am Königssee noch neun Viessmann-Weltcups in sechs Ländern vorsieht.
Als Titelverteidiger geht Felix Loch Ende November beim Saisonauftakt in Innsbruck an den Start. Seine Prioritäten liegen nach einer Saison ohne Championats-Titel allerdings mehr auf den Titelkämpfen am heimischen Königssee. „In einem Jahr mit einer Heim-WM ist das Ziel relativ einfach: Da will man auf dem Treppchen ganz oben stehen“, sagt der 26-Jährige, der vor neun Jahren, also im zarten Alter von 17 Jahren 2008 in Oberhof (GER) seinen ersten WM-Titel gewann. Loch weiter: „Die Heim-WM ist schon etwas Besonderes, man fährt ja nicht alle Tage vor den Augen von Verwandten, Freunden und Fans. Obendrein haben wir immer eine super Stimmung am Königssee. Da kann man sich schon darauf freuen.“
Positiv sieht der erfolgreichste Rennrodler der Gegenwart auch die Einführung des FIL-Sprints als zusätzliche WM-Disziplin. „Ich finde es cool, dass wir ein Rennen mehr haben“, sagt Felix Loch. „Das Format ist auch ganz interessant, ein paar Kleinigkeiten kann man sicher noch verbessern, aber grundsätzlich ist der Sprint auf einem guten Weg.“