Mit Willenskraft zurück auf die Ideallinie: Robatscher visiert Cortina an

Sandra Robatscher, Schulter-OP

Cortina (FIL/19.11.2025) Im Theater gilt das ungeschriebene Gesetz, dass nach einer misslungenen Generalprobe die Premiere glänzend läuft. Überträgt man dies auf den Rodelsport, so müsste die Olympiasaison für Sandra Robatscher durchaus erfolgreich werden, denn die Vorzeichen waren im Sommer und Frühherbst 2025 nicht die besten.

Trotzdem empfängt uns Sandra Robatscher mit einem strahlenden Lächeln, als wir sie in Cortina besuchen, wo sie sich an die Olympiabahn von 2026 herantastet. Für sie wäre die Qualifikation für die Olympischen Wettkämpfe in Italien die dritte Teilnahme im Zeichen der fünf Ringe. Platz 22 war es 2014 in Sochi, vier Jahre später erreichte sie in Pyeongchang den 14. Endrang. 2022 musste sie dann passen, und damit wären wir schon bei einer der Hauptsorgen der Sportlerin aus Tiers in Südtirol: ihre Verletzungsanfälligkeit. Schon ganze vier Mal musste sich Sandra Robatscher an der Schulter operieren lassen, aber nach der letzten Operation fühlt sie sich bestens in Form und freut sich wieder auf schnelle Fahrten durch den Eiskanal. Ganz anders als andere Sportlerinnen, die nach einer solchen Verletzungsserie gerne alles hingeworfen hätten, steht die Südtirolerin wieder voll in ihrem Element, wenn sie eine Rodelbahn sieht. „Ich rodle einfach extrem gerne, es ist eine Leidenschaft, die mich nicht loslässt.“ Damit unterstreicht Sandra Robatscher ihren starken Willen, ihre Suche nach Verbesserung, bei der sie auch von einem phantastischen Umfeld unterstützt wird. Die Familie und ihr Partner Klaus Malleier sind Motivatoren, Stütze und Ruhepol zugleich. „Ich finde bei ihnen auch die Ablenkung, die man als Sportlerin sehr wohl braucht“, philosophiert Sandra.

Sandra Robatscher Haflinger Königin

Und dazu kommen ihre Pferde. Drei Stuten nennt Sandra Robatscher ihre eigenen, im laufenden Jahr hat man sie zur „Haflingerkönigin“ in Südtirol gekürt, durfte demnach auch das Land bei der Weltmeisterschaft in Ebbs (Österreich) vertreten, wo sie jedoch beim Einzug vom Ross fiel. „Es war ein Augenblick der Panik, denn ich befürchtete, mich wieder verletzt zu haben, aber es ging noch einmal glimpflich aus“, lächelt die Südtirolerin, die sich aber entschloss, die Reiterei vorläufig aufzugeben. „Zum Glück versorgt mein Partner in Grissian (einem kleinen Ort oberhalb des Etschtales, wo Sandra hingezogen ist) die Pferde, und ich kann mich voll und ganz aufs Rodeln konzentrieren“, so Robatscher.

Der Sturz war nur eine unliebsame Episode, die uns von einer misslungenen Generalprobe schreiben lässt. Auch die Trainings in Lillehammer waren vom Wetter nicht gerade begünstigt, das Eis gar nicht „Italiener-freundlich“ (die es pickelhart lieben). „Aber das musst du durch. Ich bin schon mal zufrieden, dass ich wieder normal starten kann, schmerzlos bin und zuversichtlich nach Olympia blicken kann.“

Die Bahn in Cortina gefällt. Sie habe ihren eigenen Touch, meint die Athletin, Haltung und Material werden eine große Rolle spielen. Und daran wird getüftelt. Etwas Heimvorteil sollten sich die „Azzurri“ schon genehmigen dürfen, um dann im Februar vier präzise Läufe in die Eisrinne zu zaubern.

Einmal stand die Tierserin im Rodel-Weltcup schon ganz oben (Altenberg 2019). So weit nach oben denkt die 30jährige noch nicht. Aber träumen darf man ja…