WM-Vorschau Herren: Mehr als ein halbes Dutzend Titelkandidaten

WM 2017 Kindl

Winterberg (RWH) Die Spitze war noch nie so breit wie diesmal. Mehr als ein halbes Dutzend Titelkandidaten empfahl sich im Vorfeld der 48. Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL) für die Goldmedaille bei den Herren, die am 27. Januar 2019 vergeben wird.

Dazu gehören mit Titelverteidiger Wolfgang Kindl(Foto, links), Olympiasieger David Gleirscher  und Reinhard Egger als bisherige Überraschung der Saison gleich drei Österreicher. Die Russen Semen Pavlichenko, Weltmeister 2015 und dreimaliger Europameister, sowie Roman Repilov, 2017 Gesamtsieger im Viessmann-Weltcup und WM-Zweiter von 2017, zählen natürlich auch dazu. Und nicht zu vergessen sind die Gastgeber mit Felix Loch, Olympiasieger 2010 und 2014, der allerdings ohne einen Saisonsieg ins Hochsauerland reist, und Johannes Ludwig, der derzeit das Gelbe Trikot als Spitzenreiter des Viessmann-Weltcups trägt. Außenseiterchancen darf man Dominik Fischnaller, WM-Dritter 2017 und Olympia-Vierter, sowie Chris Mazdzer (Foto, rechts unten), der 2018 Olympia-Silber gewann, ohne in der Saison 2017/2018 einmal auf dem Siegerpodest gestanden zu haben, einräumen.

Fünf verschiedene Sieger brachte der nacholympische Winter bislang hervor. Der Olympia-Dritte Ludwig, der übrigens seinen ersten Erfolg im Viessmann-Weltcup 2016 am WM-Schauplatz Winterberg feiern konnte, gewann den Auftakt in Innsbruck. Kindl siegte drei Mal in Folge, ehe ihn die Disqualifikation (Übergewicht des Schlittens) in Lake Placid bremste. Dort war Roman Repilov zwei Mal siegreich, Semen Pavlichenko erwies sich in Sigulda als unschlagbar. Und Reinhard Egger (Foto links, in der Mitte)  nutzte am Königssee die Gunst der Stunde, als er als Sieger des Abbruch-Rennens hervorging.

Als Vierter der Gesamtwertung hinter Ludwig (473 Punkte), Kindl (440) und Loch (437) trat der 28-Jährige (Foto links als Sieger am Königssee)  in diesem Winter ins Rampenlicht. Dabei grenzt es fast an ein Wunder, dass der zweimalige Olympia-Starter überhaupt im Viessmann-Weltcup noch dabei ist.

Im Sommer 2018 überlebte der Tiroler ein Erdbeben auf der indonesischen Insel Lombok nur knapp. Zusammen mit seiner Freundin Theresa war Egger gerade nach vierstündigem Aufstieg auf dem Gipfel des 3.726 Metern hohen Vulkans Rinjani angekommen. Gemeinsam hatten sie den einzigartigen Sonnenaufgang und den fantastischen Blick auf den Krater samt See genossen. Sie machten sich gerade an den Abstieg, als plötzlich ein Erdbeben die Region mit einer Stärke von 6,4 erschütterte. „Wir hatten einen riesigen Schutzengel gehabt“, erzählte Egger später.

Zunächst auf den Boden geworfen, rappelten sie sich auf, Egger geleitete seine Freundin – ihren Rucksack immer fest im Griff – zu Tal. Begleitet von Nachbeben, über nicht enden wollende Geröllhalden und unerwartete Bodenrisse kamen sie schließlich nach zweistündiger Hatz talwärts im restlos zerstörten Basislager an. Erschöpft, müde, aber glücklich, noch am Leben zu sein, wurden sie dann von einem Bus in eine Unterkunft gebracht. Reinhard Egger und seine Freundin haben das Erdbeben auf der Ferieninsel Lombok überlebt. Nach offiziellen Angaben gab es 16 Todesopfer.