WM-Vorschau: Julia „Die-immer-lacht“ Taubitz liebäugelt mit WM-Medaille

Julia Taubitz

Winterberg (RWH) Rückblende: Junioren-Weltmeisterschaften 2015 im norwegischen Lillehammer. Julia Taubitz liegt nach dem ersten Lauf auf Rang drei, Gold ist durchaus noch möglich, der Rückstand beträgt gerade einmal eine Zehntelsekunde. Doch Julia Taubitz verpatzt den zweiten Lauf total, fällt weit zurück. Doch als sie im Ziel zwei Feuerfackeln sieht, zeigt sie ihr herzerfrischendes Lachen. Und handelte sich damals prompt einen Rüffel des Trainers ein. „Julia, du müsstest jetzt heulend vom Schlitten steigen und eben nicht lachen“, erzählt sie rückblickend. „Aber“, so fährt die Strahlefrau – wie immer lachend – fort, „das Leben ist so kurz, warum soll man Trübsal blasen, wenn es mal nicht so läuft.“

Recht hat sie. Und von Trübsal blasen ist derzeit keine Rede, Julia Taubitz lacht oft, weil sie im nacholympischen Winter so erfolgreich wie nie zuvor auf zwei Kufen unterwegs ist. In Calgary gelang ihr der erste Erfolg im Viessmann-Weltcup, in Königssee nutzte sie bei Schneefall die Gunst der Stunde und siegte erneut. Im Vorjahr nur Tribünengast bei den Olympischen Winterspielen, zählt die 22-Jährige vor den 48. Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL) am 26. Januar zum engsten Favoritenkreis. „Natürlich liebäugele ich mit einer Medaille, alles andere würde nach dem bisherigen Saisonverlauf keinen Sinn machen“, sagte Julia Taubitz, die sich in den vergangenen Jahren von Saison zu Saison „peu a peu“ verbesserte, realistisch.

Für die signifikante Steigerung seien „viele kleine Dinge“ verantwortlich. „Ich habe auf jeder Bahn mehr Erfahrung. Allgemein bin ich athletisch besser geworden, am Start habe ich nicht mehr ganz so viel Rückstand.“ Auch der Umzug von Annaberg nach Oberhof spiele eine Rolle. Der Liebe wegen war sie von ihrer Heimat im Erzgebirge nach Oberhof in den Thüringer Wald gezogen. Julia Taubitz ist seit geraumer Zeit mit Toni Eggert, Weltmeister im Doppelsitzer mit Partner Sascha Benecken, liiert.

„Wir haben uns im Sommer die Woche über ja nie gesehen und dann gesagt, das müssen wir ändern“, sagte Julia Taubitz. „Toni war der Hauptgrund.“ Als Nebeneffekt profitiert sie sowohl vom Training des Oberhofer Stützpunkttrainers Jan Eichhorn als auch vom Materialkönnen des dortigen Schlittenbauers Robert Eschrich. Julia Taubitz: „Der hat einen super Schlitten gebaut.“ Natürlich bleibe Annaberg immer ihre Heimat mit Familie und Freunden, aber fürs Rennrodeln habe „Oberhof einfach die besseren Voraussetzungen“, sagte Julia Taubitz.

Es gebe ja schließlich noch ein anderes Band in die Heimat, verrät Julia Taubitz. Das Lied „Die immer lacht“ sei im Erzgebirge produziert worden. Geschrieben hat den Song die Liedermacherin Kerstin Ott schon im Jahre 2005, der Remix des Produzentenduos Stereoact (DJ Rixx alias Sebastian Seidel und DJ Ric alias Rico Einenkel, beide aus Annaberg) avancierte zum Sommerhit des Jahres 2016. Zumindest der Titel des ansonsten gar nicht so fröhlichen Liedes passt exakt zur gebürtigen Annabergerin Julia Taubitz, die immer lacht.