Wolfgang Kindl – der Vielseitige im Rodelsport
Ein Athlet, drei Disziplinen, eine außergewöhnliche Karriere

Innsbruck (FIL/22.09.2025) Wolfgang Kindl hat geschafft, wovon viele nur träumen. Er ist aktuell der einzige Rodler, der bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Weltcups in gleich drei Disziplinen antritt – im Herren Einsitzer, im Herren Doppelsitzer und in der Team-Staffel. Damit schreibt der Tiroler nicht nur nationale, sondern auch internationale Sportgeschichte.
Die Anfänge und der lange Weg zur Spitze
Wolfgang Kindl, geboren am 18. April 1988 in Innsbruck, startete 2007 seine internationale Karriere im Rennrodeln. Schon früh zeigte sich sein Talent: Bei den Europameisterschaften 2010 in Sigulda gewann er Silber im Herren Einzel und mit der Team-Staffel. Doch sein Weg an die Weltspitze war von Höhen und Tiefen geprägt. Immer wieder erlebte er Rückschläge, kämpfte sich aber mit Geduld und Willenskraft zurück.

Über Jahre gehörte Wolfi Kindl zur erweiterten Weltspitze im Einsitzer, fuhr in zehn Weltcup-Wintern mehrfach aufs Podest im Gesamtweltcup und siegte bei elf Weltcuprennen im Einzel. Im Jahr 2017 wurde Wolfi Kindl zweimal Weltmeister. Auf seiner Heimbahn in Innsbruck-Igls siegte der Tiroler im Einzel und Sprint. Im Jahr 2022 wurde er im Schweizer Wintersportort St. Moritz Europameister.
Sein größter Traum erfüllte sich 2022 in Peking: Nach drei olympischen Anläufen, die jeweils mit Rang neun endeten, gewann Kindl Silber im Einzel – und nur wenig später eine zweite Silbermedaille mit der österreichischen Team-Staffel.
Seit der Saison 2023/2024 rodelt Wolfi Kindl mit dem Vorarlberger Thomas Steu nun auch im Doppelsitzer, wo die Beiden gleich im ersten gemeinsamen Winter den Gesamtweltcup gewinnen konnten.
Der historische Doppelsieg von Pyeongchang

Der Winter 2024/25 war für Wolfgang Kindl ein ganz besonderer. Zunächst schien alles verloren: Kurz vor Saisonstart erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber. Wochenlang stand sein Training auf der Kippe. Doch Kindl kämpfte sich zurück – und wie!
Am 15. Februar 2025 in Pyeongchang gelang ihm Historisches: Zuerst gewann er im Doppel mit Steuermann Thomas Steu, nur zwei Stunden später holte er auch den Sieg im Einzel. Ein Doppelsieg, wie er seit 1977 nur vier Athleten vor ihm gelungen war. „Am Start war ich richtig nervös“, gestand er später, „aber es ist ein wunderbarer Tag.“
Dieser Triumph war nicht nur ein persönlicher Befreiungsschlag, sondern auch ein sportlicher Meilenstein: Kindl bewies, dass er zu den ganz Großen seiner Disziplinen gehört – vielseitig, willensstark und unermüdlich.
Mehr als ein Einzelsportler

Kindls Geschichte zeigt auch, wie der Kufensport im Wandel ist. Traditionell galt das Rodeln als spezialisierte Einzelsportart. Doch Kindl ist ein Athlet, der über Grenzen hinausgeht. Im Doppel mit Thomas Steu beweist er, wie man sich aufeinander einstellt, Timing und Vertrauen aufbaut. In der Team-Staffel bringt er zusätzlich seinen olympischen Spirit ein – als Teil einer Generation, die Österreichs Rodeln prägt.
Blick nach vorne – Mailand Cortina 2026
Der Blick ist bereits nach vorn gerichtet: Bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand-Cortina will Wolfgang Kindl erneut Geschichte schreiben – und in allen drei Disziplinen starten. Damit hätte er die Chance, als erster Rodler überhaupt in Einsitzer, Doppelsitzer und Team-Staffel olympisches Edelmetall zu holen.
Wolfgang Kindl ist mehr als ein Athlet. Er ist ein Vielseitiger, ein Kämpfer und ein Pionier des modernen Rodelsports. Seine Karriere steht für Durchhaltevermögen, Leidenschaft und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden. Während viele auf eine Disziplin spezialisiert sind, beweist Kindl, dass wahre Größe darin liegt, die Vielfalt des Sports zu leben – und auf höchstem Niveau zu meistern.